Papst Pius XII., Fatima und das Wunder der Wende im 2. Weltkrieg

31. Oktober 2017 in Chronik


Heute vor 75 Jahren weihte Papst Pius XII. Russland und die Welt dem Unbefleckten Herzen Mariens, wie es die Gottesmutter in der Botschaft von Fatima erbeten hatte. Fortan verlor Hitler jede Schlacht von Bedeutung! Gastbeitrag von Michael Hesemann


Vatikan (kath.net) Heute vor 75 Jahren, am 31. Oktober 1942, weihte Papst Pius XII. Russland und die Welt dem Unbefleckten Herzen Mariens, wie es die Gottesmutter in der Botschaft von Fatima erbeten hatte. Die Folge: eine sofortige Wende im 2. Weltkrieg. Vorher hatte Hitler alle Schlachten gewonnen, fortan sollte er jede Schlacht von Bedeutung verlieren!

Pius XII. war ein Glücksfall für die Kirche wie für die Sache von Fatima. Immerhin war Eugenio Pacelli, so sein bürgerlicher Name, am Tag und zur Stunde der ersten Erscheinung von Fatima, am 13. Mai 1917, von Papst Benedikt XV. im Petersdom zum Bischof geweiht worden. Darin hatte er vom Moment seiner Wahl zum Papst an immer ein Zeichen der göttlichen Vorsehung gesehen. Trotzdem dauerte es bis Anfang 1941, dass Pius XII. überhaupt der Text des Zweiten Geheimnisses von Fatima zugeleitet wurde. Ebenso erfuhr er zu diesem Zeitpunkt, dass Schwester Lucia beim intensiven Gebet um ein baldiges Ende des Zweiten Weltkrieges vor dem Allerheiligsten am 22. Oktober 1940 die Stimme Christi vernommen hatte:

„Seine Heiligkeit (der Papst) wird erlangen, dass diese Tage der Trübsal abgekürzt werden, wenn er meinen Wünschen folgt und die Weihe der Welt an das Unbefleckte Herz Mariens vornimmt mit einer speziellen Erwähnung Russlands.“

Dennoch verging das Fatima-Jubiläumsjahr 1942 zunächst ohne eine Reaktion aus Rom. Erst als Hitlers Armeen im Spätsommer 1942 bereits nach Nordafrika und bis zum Kaukasus vorgedrungen waren und nichts sie mehr aufzuhalten schien, folgte der Papst dem prophetischen Appell. Am 31. Oktober 1942 ließ er die uralte Ikone Salus Populi Romani aus der Basilika S. Maria Maggiore wie immer in Zeiten der Not in den Vatikan bringen. Dann kündigte er für 17.00 Uhr eine Radiobotschaft an die portugiesische Nation an, deren Höhepunkt die Weihe Russlands war:

„Dir, Deinem Unbefleckten Herzen, weihen wir als Vater der großen christlichen Familie, als Stellvertreter dessen, dem alle Macht im Himmel und auf Erden gegeben wurde und der uns so viele Seelen anvertraute, die Er durch sein kostbarstes Blut erlöst hat und die die ganze Erde bevölkern, dir, deinem Unbefleckten Herzen weihen wir in dieser tragischen Stunde der Geschichte, dir übergeben wir, dir vertrauen wir an, nicht nur die Heilige Kirche, den mystischen Leib deines Sohnes Jesus, der aus vielen Wunden blutet und so tief leidet, sondern auch die ganze Welt, durch tödliche Zwietracht zerrissen, im Feuer des Hasses brennend, Opfer ihrer eigenen Uneinigkeit … und jene, die durch Irrtum und Zwietracht getrennt sind, insbesondere jene, die dir so einzigartige Verehrung entgegenbrachten und unter denen keiner war, der nicht in seinem Haus deine heilige Ikone bewahrte, heute vielleicht verborgen und auf bessere Tage wartend: schenke ihnen Frieden und führe sie wieder zu der einzigen Herde Christi unter dem wahren und einzigen Hirten.“

Am Fest Mariä Empfängnis, dem 8. Dezember 1942, wiederholte er die Weihe im Petersdom im Beisein von 40 Kardinälen, zahlreichen Bischöfen, dem diplomatischen Korps und Zehntausenden von Pilgern.

Und tatsächlich hielt der Herr sein Versprechen. Mit den beiden Schicksalsschlachten von El-Alamein am 2. November – also nur zwei Tage nach der Weihe! - und Stalingrad ab dem 22. November 1942 trat die ersehnte Wende im Zweiten Weltkrieg ein. „Vor Alamein hatten wir nie einen Sieg. Nach Alamein hatten wir nie mehr eine Niederlage“, stellte Winston Churchill fest. Von diesem Moment an befanden sich Hitlers Truppen an allen Fronten auf dem Rückzug.

Doch auch Stalin veränderte sich in dieser Zeit. Plötzlich endete der blutige Kampf gegen die Religion. Er brauchte alle Kräfte des Landes für seinen „Großen vaterländischen Krieg“ gegen die deutschen Invasoren und lernte, sich auch des Glaubens der Russen zu bedienen. Schon im April 1942 hatte er zum ersten Mal in Moskau eine Lichterprozession erlaubt. Bei der Schlacht um Stalingrad soll gar am 11. November 1942 ein „Himmelszeichen“ – mehr wird in den amtlichen Berichten nicht gesagt – die deutschen Truppen gestoppt haben. Nach dem Sieg nahm der legendäre sowjetische Kommandant Marschall Chukov an einer orthodoxen Liturgie teil und sorgte dafür, dass bis 1945 zwei große Kirchen im zerstörten Stalingrad gebaut wurden. Am 7. Oktober 1943 ließ der sowjetische Ministerrat die Gründung eines „Rates der Russisch-Orthodoxen Kirche“ zu, womit die Kirche endlich wieder einen Platz in der sowjetischen Gesellschaft bekam. Trotzdem war es bis zur Bekehrung Russlands noch ein langer Weg, weil, wie Schwester Lucia in einer weiteren Vision erfuhr, die Weihe „unvollständig“ war – sie müsse schon, wie von der Gottesmutter am 13. Juni 1929 gefordert, „zusammen mit allen Bischöfen der Welt“ erfolgen. So nutzte Russland vielmehr die Nachkriegszeit, um „seine Irrtümer“ noch weiter zu verbreiten und „ganze Nationen zu vernichten“ – Länder wie die baltischen Staaten wurden zu Provinzen der Sowjetunion, der Osten Polens wurde Belarus und der Ukraine angegliedert, Polen selbst ebenso wie Tschechien, die Slowakei, Ungarn, Rumänien und die Balkanländer zu Satellitenstaaten Russlands, bald zwangsweise integriert in den „Warschauer Pakt“ und schließlich durch einen „Eisernen Vorhang“ von der freien Welt getrennt.




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