'Eine Schande, wie mit Benedikt XVI. in Deutschland umgegangen wurde'

18. September 2017 in Deutschland


Würzburger Bischof Hofmann: „Bin überzeugt, in 20, 30 Jahren wird Papst Benedikt als Kirchenlehrer der Moderne neue Hörer finden“ – Kirchensteuer werde in Deutschland nicht mehr lange so üppig fließen – „Ehe für alle“ ist Katastrophe für Gesellschaft


Würzburg (kath.net)
Der scheidende Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann hat in einem Interview mit der "Tagespost" beklagt, dass in Deutschland der „moralische Grundwasserspiegel“ sinkt und dass bei vielen der Glaube nicht mehr wirklich innerlich greift und selbst das Verständnis für das christliche Menschenbild abnehme. Wörtlich sagte Hofmann: „Die sogenannte „Ehe für alle“ ist meines Erachtens eine Katastrophe für die Gesellschaft. Die Ehe ist eine von Gott gewollte Gemeinschaft von Mann und Frau, die auf Zeugung neuen Lebens angelegt ist. Eine „Ehe für alle“ kann es deshalb nach katholischem Verständnis nicht geben.“ Für den Bischof steht fest, dass man von der großen Volkskirche Abschied nehmen werde. Diese sei demnächst sicherlich Vergangenheit. Trotzdem müsse es darum gehen, dass die, die zum Glauben stehen, wieder neues Herdfeuer sein können. „Insofern ist für mich nicht die Zahl der Kirchgänger oder der Katholiken das Entscheidende, sondern dass die, die die Botschaft verstanden haben, sie auch umsetzen.“

Hofmann könne auch verstehen, dass Leute angesichts islamistischen Terrors vor dem Islam Angst haben. Muslime, die zu uns kommen und hier leben wollen, müssen „unsere Regeln des Zusammenlebens“ akzeptieren. Für ihn als Christ sei der Islam aber „keine Herausforderung“, sondern er habe Angst vor der Schwäche des Christentums. Hofmann möchte „auf Augenhöhe mit Muslimen“ sprechen. „Wir müssen ihnen sagen, dass auch ihre Freiheit und ihr Wohlstand davon abhängen, dass das Christliche Grundlage bleibt.“

Auf die Frage, ob man für die Bekehrung der Muslime beten solle, meinte der Bischof, dass wir für die Muslime beten, beispielsweise am Karfreitag. Hofmann erinnerte dann daran, dass Christen den Auftrag zur Verkündigung der frohen Botschaft haben.

Angesprochen auf die umstrittene Kirchensteuer in Deutschland schlägt Hofmann einen „Weg der Konzentration“ vor, da die Kirchensteuer nicht mehr lange so üppig fließen werde wie jetzt und man dann viele Institutionen nicht mehr bezahlen können. „Da wird sich die Spreu vom Weizen trennen. Das ist an sich nicht ungesund.“

Beim Thema „Priesterweihe“ und „Zölibat lehnt der Bischof eine Frauenweihe klar ab. „Der Priester repräsentiert schließlich Christus und muss deshalb ein Mann sein. Da hat die Kirche keine Spielräume.“ Die Frage der viri probati (dh. der verheiraten Priester) lässt Hofmann aber diskutieren. Man dürfe dies aber nicht so führen, dass man den Zölibat schlechtrede. Für ihn gehe es hier nur darum, dass man erprobte Männer, zum Beispiel Diakone, zu Priestern weiht. Dies könne aber nur im Einvernehmen mit der Gesamtkirche entschieden werden.

Angesprochen auf die Päpste der letzten Jahre stellte Hofmann klar, dass er kein Verständnis für die Kritik an Franziskus habe. Er sei der Stellvertreter wie die anderen Päpste vor ihm. Er persönlich verehre Benedikt sehr und sowieso auch Johannes Paul II. Zur berühmten Entweltlichungsrede von Benedikt in Freiburg meinte der Bischof, dass Benedikt hier hatte völlig recht hatte. „Wir sind in Deutschland eine reiche Kirche. Aber angesichts der Not in der Welt fasse ich mich ja schon selber an den Kopf, ob alle die Rücklagen, die wir bilden, gerechtfertigt sind, oder ob wir das Geld jetzt nicht den Armen und Hungernden geben müssten.“ Der Bischof bezeichnete es dann als eine „Schande“, wie mit Benedikt in Deutschland umgegangen wurde. „Papst Benedikt ist einer der größten Theologen, die je auf dem Stuhl Petri saßen. Er hat Kirche und Welt so viel Positives und Wichtiges in Wort und Tat gegeben. Dass wir das in Deutschland nicht immer positiv aufgenommen haben, das ist eigentlich die Tragik. Aber ich bin überzeugt, in 20, 30 Jahren wird Papst Benedikt als Kirchenlehrer der Moderne neue Hörer finden.“

Archivfoto Bischof Hofmann


Foto (c) Bistum Würzburg


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