Verwässerung des Religionsunterrichtes wird oberhirtlich abgesegnet

8. September 2017 in Kommentar


Nordrhein-Westfalen: die katholischen Bischöfe haben sich mit den evangelischen Landeskirchen darauf geeinigt, künftig einen konfessionsübergreifenden schulischen Religionsunterricht anzubieten. Gastkommentar von Bernhard Mihm


Köln (kath.net/Blog Forum Deutscher Katholiken) Wie die Presse am 4. September berichtete, haben sich die katholischen Bischöfe Nordrhein-Westfalens mit den im Lande bestehenden evangelischen Landeskirchen darauf geeinigt, künftig einen konfessionsübergreifenden schulischen Religionsunterricht anzubieten. Auf den im Grundgesetz garantierten konfessionellen Unterricht soll verzichtet werden, da die Zahl der christlichen Schüler zurückgehe und der Religionsunterricht schon jetzt vielfach im Klassenverband ohne konfessionelle Akzentuierung erteilt werde. Konfessionelle Besonderheiten sollen durch einen planmäßigen Wechsel katholischer Lehrer mit evangelischen gewahrt bleiben.

Mit dieser Neuregelung, die in allen Diözesen außer Köln ab dem kommenden Schuljahr praktiziert werden soll, verzichtet die katholische Kirche auf eine von Sozialisten und Freimaurern seit Jahrzehnten angegriffene und gegen diese schon bei der Beratung des Grundgesetzes und mehrerer Landesverfassungen tapfer verteidigte Präsenz der von ihr verkündeten ganzen Wahrheit in unseren Schulen. Die verbreitete Verluderung des schulischen Religionsunterrichtes wird geradezu oberhirtlich abgesegnet. Der als Instrument der Wahrung konfessioneller Belange ausgegebene planmäßige Lehrerwechsel befördert nur jenen Relativismus, den Papst Benedikt XVI. als Grundübel unserer Zeit unermüdlich gebrandmarkt hat. Schülerinnen und Schülern wird kein verlässliches Koordinatensystem mehr vermittelt. Der eine Lehrer sagt dies und hat recht. Der andere lehrt jenes und hat auch recht. Und wenn ein Schüler das erkennt und dazu Fragen stellt, hat er auch recht.

Das biblisch begründete Selbstverständnis der Kirche, „Säule und Feste der Wahrheit“ zu sein, wird durch das seichte Motto „seid nett zueinander“ ersetzt.

Dass die Zahl der konfessionell gebundenen Schüler zurückgeht, kann dies alles nicht rechtfertigen. Gewiss gerät dann der schulische Religionsunterricht unter den Druck staatlicher Finanzierungsrahmen und personalwirtschaftlicher Überlegungen. Hier aber sollte sich die Kirche dazu berufen wissen, durch ihre eigenen Ressourcen beizuspringen, zumal die früher zur Schule hinzutretende Gemeindekatechse fast flächendeckend ausfällt. Hier eröffnete sich ein nun wirklich sinnvolles Arbeitsfeld für Laientheologen im kirchlichen Dienst.

Und speziell für Nordrhein-Westfalen stellt sich die Frage, wie die dort noch vorhandenen Bekenntnis-Grundschulen zu halten sind, wenn denn sogar der konfessionelle Religionsunterricht von den Kirchen aufgegeben wird.

Bernhard Mihm ist Kuratoriumsmitglied des „Forums deutscher Katholiken“. Der langjährige Kommunalpolitiker war vor seinem Umzug nach Paderborn u.a. Fraktionsvorsitzender der CDU und Stadtverordnetenvorsteher im Frankfurter Stadtparlament gewesen.


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