Die Gefahr des ideologisierten Glaubens und die wahre Verkündigung

1. Juni 2017 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: die drei Dimensionen des Lebens des heiligen Paulus. Apostolischer Eifer, Widerstand bei den Verfolgungen und Begegnung mit Christus im Gebet. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Das Leben des Apostels Paulus ist ein Leben, das immer in Bewegung ist“, so Papst Franziskus in seiner Predigt bei der heiligen Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ am Donnerstag der siebten Osterwoche, Festtag des heiligen Märtyrers und Philosophen Justinus. Es sei schwierig, sich Paulus vorzustellen, wie er sich auf einem Strand sonne und ausruhe. Der Apostel sei ein Mann, der immer in Bewegung sei. Der Papst ging bei seinen Betrachtrungen von der ersten Lesung aus dem Buch der Apostelgeschichte aus (Apg 22,30; 23,6-11), um den Akzent auf die „drei Dimensionen des Lebens des Paulus in Bewegung und immer unterwegs“ zu setzen.

Die erste Dimension sei „die Predigt, die Verkündigung“. Paulus „geht von einer Seite zur anderen, um Christus zu verkündigen“. Wenn er nicht verkündige, so arbeite er:

„Aber was er am meisten tut. Ist die Verkündigung: wenn er gerufen wird, um zu predigen und Jesus Christus zu verkündigen, dann ist das seine Leidenschaft! Er sitzt nicht vor seinem Schreibtisch: nein. Er ist immer, immer in Bewegung. Immer bringt er so die Verkündigung Jesu Christi voran. Er hatte ein Feuer in sich, einen Eifer... einen apostolischen Eifer, der ihn vorwärts brachte. Und er zog sich nie zurück. Immer vorwärts. Und das ist eine der Dimensionen, die ihm wirklich Schwierigkeiten bereitet“.

Die zweite Dimension dieses Lebens des Paulus, bestehe daher in den Schwierigkeiten, klarer gesagt: in den Verfolgungen. So berichte die erste Lesung, dass sich alle zusammengetan hätten, um ihn anzuklagen. Paulus werde vor Gericht gestellt, da sie ihn für einen Störer hielten:

„Und der Geist gab Paulus ein wenig Schläue ein und er wusste, dass sie nicht ‚einig’ waren, dass es unter ihnen viele innere Kämpfe gab, und er wusste, dass die Sadduzäer nicht an die Auferstehung glaubten, dass die Pharisäer dagegen daran glaubten... und er sagte laut, um ein wenig aus diesem Moment herauszukommen: ‚Brüder, ich bin Pharisäer und ein Sohn von Pharisäern; wegen der Hoffnung und wegen der Auferstehung der Toten stehe ich vor Gericht’. Sobald er das gesagt hatte, brach ein Streit zwischen den Pharisäern und den Sadduzäern und der Versammlung aus, da die Sadduzäer nicht daran glaubten... Und diese da, die ‚einig’ zu sein schienen, haben sich gespalten, alle“.

Diese Leute, so der Kommentar des Papstes, „waren die Hüter des Gesetzes, die Hüter der Lehre des Gottesvolkes, die Hüter des Glaubens“. Doch „der eine glaubte dies, der andere etwas anderes“. Diese Menschen, so die Mahnung, hatten das Gesetz verloren, sie hatten die Lehre verloren, die hatten den Glauben verloren, da sie ihn in eine Ideologie verwandelt hatten“, wie sie dies auch mit der Lehre getan hätten.

Der heilige Paulus also „musste diesbezüglich viel kämpfen“. Die erste Dimension des Lebens des Paulus „ist die Verkündigung, der apostolische Eifer: Jesus Christus voranbringen“. Die zweite Dimension bestehe darin, Verfolgungen zu erleiden und kämpfen zu müssen. Die dritte Dimension erkannte Franziskus schließlich im Gebet. Paulus „hatte diese innige Vertrautheit mit dem Herrn“:

„Viele Male näherte er sich ihm. Einmal sagt er, dass er im Gebet fast in den siebten Himmel gebracht wird, und er wusste nicht, wie er das Schöne sagen sollte, das er dort gespürt hatte. Doch dieser Kämpfer, dieser Verkündiger, der grenzenlos in seinen Horizonten war, immer mehr, hatte jene mystische Dimension der Begegnung mit Jesus. Die Kraft des Paulus war diese Begegnung mit dem Herrn, zu der es im Gebet kam, wie es bei der ersten Begegnung auf dem Weg nach Damaskus der Fall war, als er hinging, um die Christen zu verfolgen. Paulus ist der Mann, der dem Herrn begegnet ist, und das vergisst er nicht, und er lässt es zu, dass der Herr ihm begegnet, und er sucht den Herrn, um ihm zu begegnen. Ein Mann des Gebets“.

Dies also, so der Papst abschließend, „sind die drei Haltungen des Paulus, der uns diesen Schritt lehrt: der apostolische Eifer, um Jesus Christus zu verkündigen. Der Widerstand – den Verfolgungen widerstehen – und das Gebet: die Begegnung mit dem Herrn und sich vom Herrn antreffen lassen“. Auf diese Weise „ging Paulus weiter, unter den Verfolgungen der Welt und den Tröstungen des Herrn“:

„Der Herr schenke uns allen, die wir getauft sind, die Gnade, diese drei Haltungen in unserem christlichen Leben zu lernen: Jesus Christus zu verkündigen, den Verfolgungen und den Verführungen zu widerstehen, die dazu führen, sich von Jesus Christus zu trennen, und die Gnade der Begegnung mit Jesus Christus im Gebet“.

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