Der kalte und ideologische Glaube ist gegen den Heiligen Geist

29. Mai 2017 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: Die Gnade der Unterscheidung im Heiligen Geist. Um Inspiration bitten und es zulassen, dass das Herz bewegt wird. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Der Heilige Geist, der das Herz bewegt, inspiriert und Emotionen erweckt, stand im Mittelpunkt der Predigt von Papst Franziskus bei der heiligen Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ am Montag der siebten Osterwoche. In dieser Woche vor dem Pfingstfest bitte die Kirche, dafür zu beten, dass der Heilige Geist in die Herzen, in die Pfarrei, in die Gemeinden komme.

Der Papst ging von der ersten Lesung aus der Apostelgeschichte aus (Apg 19,1-8), angesichts derer vom „Pfingsten von Ephesus“ die Rede sein könnte. Die Gemeinde von Ephesus habe den Glauben empfangen, doch sie hätte nicht gewusst, dass es den Heiligen Geist gebe. Sie „waren gute Leute, Leute des Glaubens“, doch sie hätten diese Gabe des Vaters nicht gekannt. Als dann Paulus ihnen die Hände auflege, käme auf sie der Heilige Geist herab und „sie redeten Zungen und weissagten“.

Der Heilige Geist nämlich bewege die Herzen, wie in den Evangelium zu lesen sei, wo viele Menschen – Nikodemus, die blutflüssige Frau, die Samariterin, die Sünderin – gerade vom Heiligen Geist dazu gedrängt würden, sich Jesus zu nähern. Der Papst lud ein, sich zu fragen, welchen Platz der Heilige Geist in unserem Leben einnehme:

„Bin ich fähig, auf ihn zu hören? Bin ich fähig, um Inspiration zu bitten, bevor ich eine Entscheidung fälle oder ein Wort sage oder etwas tue? Oder ist mein Herz ruhig, ohne Emotionen, ein fixiertes Herz? Doch würden wir bei gewissen Herzen ein spirituelles Elektrokardiogramm machen, dann wäre das Ergebnis eine Linie, ohne Emotionen. Auch in den Evangelien gibt es solche Leute, denken wir an die Gesetzeslehrer: sie glaubten an Gott, sie kannten alle Gebote, doch ihr Herz war verschlossen, still, sie ließen sich nicht in Unruhe versetzen“.

Franziskus mahnte also vor allem dazu, sich in Unruhe versetzen, das heißt sich vom Heiligen Geist ansprechen zu lassen, der unterscheiden lasse, und keinen ideologischen Glauben zu haben:

„Sich vom Heiligen Geist in Unruhe versetzen lassen: ‚Ha, das habe ich gehört... Aber Pater, ist das nicht Gefühlsseligkeit?’ – ‚Nein, kann sein, aber nein. Wenn du auf dem rechten Weg gehst, dann ist das keine Gefühlsseligkeit’. Ich habe das Verlangen verspürt, das zu tun, da hinzugehen und jenen Kranken zu besuchen oder das Leben zu ändern oder das zu lassen...’. Spüren und unterscheiden: das unterscheiden, was mein Herz spürt, denn der Heilige Geist ist der Meister der Unterscheidung. Ein Mensch, der nicht diese Bewegungen im Herzen hat, der nicht unterscheidet, was geschieht, ist ein Mensch, der einen kalten Gauben hat, einen ideologischen Glauben. Sein Glaube ist eine Ideologie, nichts anderes“.

Dies sei das „Drama“ jener Gesetzeslehrer gewesen, die sich gegen Jesus gewandt hätten. Der Papst mahnte also dazu, sich nach der eigenen Beziehung mit dem Heiligen Geist zu fragen:

„Bitte ich darum, dass er mich auf dem Weg leitet, den ich in meinem Leben wählen muss, und das auch alle Tage? Bitte ich, dass er mir die Gnade schenke, das Gute vom weniger Guten zu unterscheiden? Denn das Gute unterscheidet sich sofort vom Schlechten. Doch es gibt da jenes verborgene Übel, das im weniger Guten besteht, aber das Übel verborgen hat. Bitte ich um diese Gnade? Diese Frage möchte ich heute in euren Herzen aussähen“.

Es sei somit notwendig, sich zu fragen, ob wir ein unruhiges Herz hätten, da es der Heilige Geist bewege. Franziskus lud abschließend dazu ein, sich auch zu fragen, ob wir in dem Moment, da wir das Verlangen hätten, etwas zu tun, den Heiligen Geist bäten, uns zu inspirieren, dass er „ja oder nein sagt“ – „oder berechnen wir alles nur vernünftig?“. Im Buch der Offenbarung des Johannes beginne der Apostel damit, die „sieben Kirchen“ – die sieben Bistümer jener Zeit – aufzufordern, auf das zu hören, was der Heilige Geist ihnen sage:

„Bitten auch wir um diese Gnade, das zu hören, was der Geist unserer Kirche, unserer Gemeinde, unserer Pfarrei, unserer Familie und zu einem jeden von uns sagt. Um die Gnade, diese Sprache des Hörens auf den Heiligen Geist zu lernen“.

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