Nigeria: Fulani-Terror trifft immer mehr Christen

6. Mai 2017 in Chronik


Bischof vermutet Unterwanderung staatlicher Organisationen.


München (kath.net/ KiN)
„Es handelt sich um ein gut geplantes und finanziertes Programm der systematischen Vernichtung.“ Bischof Joseph Bagobiri aus Kafanchan im zentralnigerianischen Bundesstaat Kaduna beklagt gegenüber der Päpstlichen Stiftung „Kirche in Not“ eine neue Welle islamistischer Gewalt. Sie geht von Extremisten aus, die dem Hirtenvolk der Fulani angehören.

Immer häufiger zerstören Angehörige des Nomadenstammes mit ihren Viehherden Ackerflächen, überfallen Bauernhöfe, misshandeln und töten Menschen. „Die Fulani-Extremisten sind die ideologischen Brüder von ,Boko Haram'. Die Zahl der Toten steigt von Tag zu Tag“, erklärte Bischof Bagobiri. Seiner Einschätzung nach seien allein im vergangenen Jahr 1000 Menschen durch extremistische Fulani getötet worden.

Im Visier stehen besonders die Christen. „Wir beobachten eine furchtbare Tendenz: Die Fulani nehmen immer mehr Gottesdienste ins Visier“, so der Bischof. Jüngster Vorfall: Am Karsamstag überfielen Extremisten im Dorf Asso in der Nähe der Provinzhauptstadt Kaduna eine Gruppe von Gläubigen, die sich zur Feier der Osternacht versammelt hatten. 12 Menschen starben. Die Täter wurden zwar erkannt, es habe bislang jedoch keine Festnahmen gegeben, berichtete Bagobiri.

In der Nähe des Tatorts gefundene Waffen seien den Behörden übergeben worden – ohne Reaktion. Noch eines sei auffällig, so der Bischof: „Die Waffen, die bei den Anschlägen verwendet werden, sind neu und hochwertig. Die Vermutung liegt nahe, dass diese von Fulani beschafft werden, die bei der Regierung oder beim Militär arbeiten.“ Denn in zahlreichen Behörden würden Angehörige des Volksstammes wichtige Führungspositionen bekleiden: „Und diese Menschen scheinen stärker mit den Angreifern zu sympathisieren als mit den Opfern“, sagte der Bischof

Diese Unterwanderung durch islamistische Extremisten habe zugenommen, seit die Regierung mit einer Wahlkreisreform die Christen auch politisch ins Abseits gestellt habe. Es sei für sie nicht nur schwieriger geworden, ein politisches Mandat zu erhalten. Auch Ämter in der Verwaltung würden mittels Mehrheitsproporz vergeben. „Es ist offensichtlich, dass diese Wahlkreisverschiebung im Bundesstaat Kaduna nur einer Religion genützt hat – dem Islam“, erklärte Bagobiri. Er fordert die staatlichen Stellen auf, die Reform zu korrigieren.

Auch an Nichtregierungsorganisationen wie „Kirche in Not“ hat der Bischof eine Bitte: „Machen Sie Taten der Terroristen aus dem Volk der Fulani weltweit bekannt! Es handelt sich nach ,Boko Haram' und dem ,Islamischen Staat' um die drittgefährlichste Terror-Organisation, die genauso international vernetzt ist.“

„Kirche in Not“ steht den verfolgten Christen in Nigeria solidarisch bei. Besonders der Norden des Landes ist eine der Schwerpunktregionen der Arbeit des Hilfswerks auf dem afrikanischen Kontinent. „Kirche in Not“ hilft den Hinterbliebenen von Terroropfern, unterstützt die kirchliche Flüchtlingshilfe und fördert den Wiederaufbau zerstörter Gebäude. Auch die Ausbildung von Priestern und Ordensleuten sowie die Unterstützung der Seelsorgearbeit stehen im Fokus der Hilfe. Dazu bittet „Kirche in Not“ um Spenden – entweder online unter: www.spendenhut.de oder auf folgendes Konto:

Empfänger: KIRCHE IN NOT
LIGA Bank München
IBAN: DE63 7509 0300 0002 1520 02
BIC: GENODEF1M05
Verwendungszweck: Nigeria

Foto: Zerstörtes Haus in der Diözese Kafanchan nach einer Fulani-Attacke im Januar 2017. (c) Kirche in Not


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