Du bist gut genug

10. Februar 2017 in Kommentar


Denn für Christus sind wir gut genug. Genauso, wie wir sind. „Liebe mich, so wie du bist.“, steht auf meinem Anbetungszettel. Jeden Freitag auf kath.net BeneDicta, diesmal mit Isabella Gräfin von Kageneck


Linz (kath.net)
Kennen Sie diese Leute in Ihrem Umfeld, von denen Sie meinen, sie ständig beeindrucken zu müssen, damit sie Ihnen nicht die Freundschaft oder überhaupt die Beachtung entziehen? Die Gespräche, in denen man sich plötzlich dabei ertappt, sich ganz unterschwellig unzulänglich zu fühlen, weil das Gegenüber bemüht ist, Sie ständig mit Ihren vermeintlichen Schwächen zu konfrontieren. „Du bist nicht klug genug. Du bist nicht fleißig genug. Du bist nicht fromm genug. Du bist nicht attraktiv genug. Du bist jenes nicht und das nicht. Kurzum: Du bist nicht gut genug.“

Welche Überraschung! Dass wir nicht perfekt sind und bereits kurz vor der Heiligsprechung stehen, das ist uns schon bekannt. Um diese Unzulänglichkeit, mit der wir bis zu unserem Tode zu kämpfen haben werden, sollten wir wissen. Problematisch wird es aber dann, wenn diese Erkenntnis zum Bösen verdreht wird, indem wir uns minderwertig, eben einfach nicht gut genug fühlen. Nicht gut genug für Gott, nicht gut genug von Ihm geliebt zu werden. Dies ist deshalb gefährlich, weil dieses Gefühl uns dann sogar von Gottes Liebe trennen kann, ohne dass Er dies beabsichtigt.

Denn für Christus sind wir gut genug. Genauso, wie wir sind. „Liebe mich, so wie du bist.“, steht auf meinem Anbetungszettel. Nicht wie der, der du vielleicht in zehn oder in 20 Jahren bist. Nein, wie der, der du j e t z t bist. Ist das nicht großartig?! Wenn Christus jetzt ja sagt zu uns, dann können auch wir jetzt ja sagen zu uns. Nicht erst, „wenn ich die neue Beförderung im Job habe oder meinen Doktortitel, wenn ich zehn Kilo abgenommen habe oder endlich ein perfekter Christ geworden bin“. Natürlich, dass können alles gute und erstrebenswerte Ziele sein. Aber Christus macht sein Ja zu uns davon nicht abhängig.

Wenn wir dies erst einmal im innersten unserer Seele wirklich begriffen haben, dann verlangt uns fast ganz automatisch danach, auch unser Bestes zu geben. Es ist ein bisschen so, wie in meinem Lieblingsweihnachtsfilm „Der kleine Lord“: Das Enkelkind Ceddie sieht in seinem verbitterten Großvater nur das Beste. Er sieht, in welche Größe sein Großvater hineinwachsen kann und schenkt ihm ohne jeden Vorbehalt seine Liebe. Diese Liebe verwandelt den Großvater, der sich bemüht, diese Liebe nicht zu enttäuschen und sich ihrer würdig zu erweisen.

Ebenso ergeht es uns, wenn wir uns durch die hingebungsvolle Liebe Christi berühren, anstecken und verwandeln lassen. Wir wollen nicht beschämt sein durch unsere eigene Schwachheit, Habgier, durch unseren Egoismus, unseren Hochmut, der uns über den Nächsten erhebt. Wir wollen dieser unglaublichen Liebe entsprechen, die uns völlig unverdient geschenkt worden ist. Dies ist ein so guter Kern, den das Böse selbst durch den Sündenfall nicht zu rauben vermochte. Dieses Streben danach, sich nicht mehr vor Gott verstecken zu müssen und zu wollen.

Wenn wir das nächste Mal denken sollten, Gott könne mich so, wie ich aktuell bin, einfach nicht gebrauchen, dann sollten wir auch einmal in die Bibel schauen: Noah war betrunken. Abraham war zu alt. Isaak war ein Träumer. Jakob war ein Lügner. Gideon hatte Angst. Rahab war eine Prostituierte. Jeremia war zu jung. David hatte eine Affäre. Eliah war ein Selbstmordkandidat. Die Jünger schliefen ein im Gebet. Martha machte sich zu viele Sorgen. Marthas Schwester Maria war zu faul. Maria Magdalena war besessen. Die Samariterfrau schlief ständig mit Anderen. Petrus war zu impulsiv. Markus hatte aufgegeben und Lazarus war tot. Dies sind nur einige Beispiele, die Gott benutzt hat, um zu zeigen: „DU BIST GUT GENUG für mich, trotz all Deiner Fehler. An deinen Schwächen und Unzulänglichkeiten werde ich meine Herrlichkeit offenbar machen.“ Gerade in unserer Gebrochenheit soll seine Fülle sichtbar werden. Tief im Herzen sehnen wir uns danach, Seiner Gnade zu entsprechen. Wenn wir dies erst einmal erreicht haben, dann ist jedes Stolpern, jedes Straucheln ein Sieg über unsere Ängste, Zweifel und Anfechtungen. Deo gratias.


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