'Die Welt verwandeln, weil Gott uns verwandelt!'

4. Jänner 2017 in Interview


Prof. Peter Schallenberg: „Ich glaube fest, dass der Traum des Papstes Wirklichkeit wird, dass nämlich viele tausend Jugendliche in verschiedenen Ländern der Welt den DOCAT zur Hand nehmen und versuchen ...“ KATH.NET-Interview von Petra Lorleberg


Paderborn-Stuttgart (kath.net/pl) „In vielen Workshops zur Vorbereitung des DOCAT und seitdem bei vielen Gelegenheiten kann man erleben, wie Jugendliche begeistert sind von der Sprengkraft des Glaubens an den Gott, der Liebe ist: Die Welt verwandeln, weil Gott uns verwandelt!“ Dies sagt Peter Schallenberg (Foto), Professor für Moraltheologie an der Theologischen Fakultät Paderborn, im KATH.NET-Interview. Der aus Paderborn stammende Priester erläutert, warum er im neuen Sozialkatechismus DOCAT großes Potential für Jugendliche und für die Kirche sieht. Der von der Österreichischen Bischofskonferenz herausgegebene DOCAT ist eine der Folgepublikationen des sehr bekannten YOUCAT, dem Katechismus für Jugendliche.

kath.net: Herr Prof. Schallenberg: Vor kurzem fand die Pressekonferenz zur Deutschlandpremiere des DOCAT statt. Welche Impressionen nahmen Sie davon mit?

Schallenberg: Die Pressekonferenz in Berlin am 15. Dezember zur Vorstellung des neuen DOCAT mit Kardinal Lehmann und Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles war ein toller Erfolg! Viele Vertreter der Presse und der Medien waren anwesend und der Kardinal und die Ministerin haben eindrucksvoll über eine Stunde lang dargelegt, warum ein Sozialkatechismus unbedingt für die ganze Weltkirche nötig ist: Christentum ist praktisch! Oder aber wertlos, denn: Gott ist Mensch geworden und nicht bloß Buch oder Buchstabe!

Daher ist auch der neue Sozialkatechismus nicht einfach ein Lesebuch, sondern ein Lebensbuch: ein Rezeptbuch, von dem man nur satt wird, wenn man es praktisch anwendet und damit den christlichen Glauben buchstäblich zum Kochen bringt!

kath.net: Mit Papst Franziskus scheint die Soziallehre ja plötzlich zu einer A-Priorität in der Kirche zu werden. Was bewegt den Papst, auf diese Karte zu setzen?

Schallenberg: Papst Franziskus bewegt genau dieser Gedanke: Wie wird der Glaube praktisch? Wie wird Gott relevant für den Alltag? Wie wird das Programm aus dem 25. Kapitel des Matthäusevangeliums umgesetzt in unser konkretes Leben: „Ich war krank und obdachlos und hungrig…und Ihr?“

kath.net: Gelegentlich hört man, Jugendliche würden nicht weiter denken als bis zum nächsten Discobesuch. Kann man tatsächlich junge Leute für die Soziallehre der Kirche begeistern?

Schallenberg: In vielen Workshops zur Vorbereitung des DOCAT und seitdem bei vielen Gelegenheiten kann man erleben, wie Jugendliche begeistert sind von der Sprengkraft des Glaubens an den Gott, der Liebe ist: Die Welt verwandeln, weil Gott uns verwandelt! Wichtig ist das Denken in Projekten, in überschaubaren Einheiten, in konkreten Aktionen, dann sind Jugendliche Feuer und Flamme für soziales und christliches Engagement!

kath.net: Glauben Sie, dass der Wunsch des Papstes nach einer weltweiten sozialen Lernbewegung Chancen auf Realisierung hat? Machen die jungen Leute mit? Oder bleibt das nur ein Traum?

Schallenberg: Ich glaube fest, dass der Traum des Papstes Wirklichkeit wird, dass nämlich viele tausend Jugendliche in verschiedenen Ländern der Welt den DOCAT zur Hand nehmen und mit seiner Hilfe versuchen, die Welt menschlicher und damit gottähnlicher zu machen.

In meiner Heimatstadt Arnsberg im Sauerland war ich am zweiten Weihnachtstag zu Gast bei der noch jungen geistlichen Gemeinschaft SHALOM, die aus Brasilien stammt und seit kurzem in Arnsberg als erstem Ort in Deutschland zu fünft lebt und evangelisiert. Da wird erlebbar, was der Papst will: Anbetung, geistliches Leben und Hinausgehen zu den Menschen. Das sieht in unterschiedlichen Ländern unterschiedlich aus, ist aber notwendig, in Brasilien wie im Sauerland!

kath.net: Die Soziallehre als Katechismus und im Frage-und-Antwort-Format - ist das denn zeitgemäß?

Schallenberg: Ein Rezeptbuch muss kurz und knackig sein: Daher das Frage-Antwort-Schema im DOCAT, den bewährten Katechismen von Petrus Canisius und Martin Luther folgend. Nicht alles ist in eine Frage oder eine Antwort zu pressen, aber dann kann man ja anderswo weiterlesen und weiter nachdenken.

Wichtig ist kurze und präzise Information, das war von je her die Idee des Katechismus!

kath.net: Was meint Papst Franziskus, wenn er sagt: „Jesus ist die Soziallehre Gottes“?

Schallenberg: Papst Benedikt sagte einmal: Was hat uns Jesus gebracht? Das Antlitz des Vaters! Genau das meint auch Papst Franziskus: Jesus bringt uns die Liebe des Vaters, und das ist der Kern der Soziallehre der Kirche.

Sozial ist nicht einfach nur die Gerechtigkeit: Es ist gerecht, gemäß der Goldenen Regel keinen Menschen umzubringen. Das Evangelium und Jesus wollen mehr: Liebe über Gerechtigkeit hinaus! Nicht nur Achtung und Toleranz, sondern Liebe und Wohlwollen!

Daher ist Jesus in eigener Person und fleischgeworden die Soziallehre Gottes!

kath.net: Der DOCAT startet international unglaublich durch. Wir bekommen das in Deutschland gar nicht so recht mit, möchten Sie uns auf den neuesten Stand bringen?

Schallenberg: In Deutschland läuft der Start des DOCAT jetzt erst an, in anderen Ländern schon länger. Jetzt muss er in den Pfarreien und Jugendgruppen bekannt werden und zum Beispiel in Firmgruppen und Jugendprojekten konkret angewandt werden. Das läuft schon und wird weiter gehen!

kath.net: Was könnte im deutschsprachigen Raum passieren? Träumen Sie mal ...

Schallenberg: Traum ist: Mt 25 mit Hilfe des DOCAT zum Projekt machen, wie die amerikanischen Jugendlichen in vielen Diözesen der USA das seit Jahren machen: Einmal im Monat sich treffen, ein konkretes Projekt nach dem 25. Kapitel des Matthäusevangeliums auswählen und durchführen und darüber beten und sich austauschen.

Der Herr sagt: Was Ihr dem Geringsten getan habt! Er sagt nicht: Was Ihr geplant habt oder geträumt habt…

Weiterführende Links:
- kath.net-Interview mit Bernhard Meuser, Mitinitiator von YOUCAT und DOCAT: Der DOCAT, 'scharfe Pfefferkörner' und der Traum eines Papstes

- kath.net-Bericht von Peter Winnemöller: Kardinal Tagle präsentiert beim Weltjugendtag in Krakau den DOCAT

Wichtiger kath.net-Buchtipp!
DOCAT. Was tun?
Von Bernhard Meuser
Illustriert von Alexander von Lengerke; Mitglied des Herausgebergremiums Bernhard Meuser
Taschenbuch, 304 Seiten
2016 Youcat Foundation
ISBN 978-3-945148-06-8
Preis 15.50 EUR

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DOCAT - The Dream of Pope Francis (mit deutschen Untertiteln)


Foto oben: Prof. Schallenberg (c) kathpedia/Gemeinfrei


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