Die meisten Terroranschläge sind mit 'Allah ist groß'-Ruf verbunden

2. Jänner 2017 in Aktuelles


Kardinal Schönborn zur Trump-Wahl: "Man soll also nicht vorschnell urteilen. Das gilt für Trump und das gilt für alles."


Wien (kath.net)
"Bei der Wahl in Amerika muss ich ehrlich sagen: Ich weiß nicht, ob Frau Clinton wirklich die bessere Lösung gewesen wäre, und ich weiß auch nicht, ob Mister Trump das große Unglück ist." Dies meint der Wiener Kardinal Christoph Schönborn in einem Interview mit der "Krone". Schönborn erinnerte daran, dass man auch bei Ronald Reagan den Kopf geschüttelt habe, als er gewählt wurde. "Um Gottes Willen, ein Schauspieler aus Kalifornien! Und Reagan war sicher einer der besten Präsidenten, den die USA je hatten. Man soll also nicht vorschnell urteilen. Das gilt für Trump und das gilt für alles."

Angesprochen auf die Frage, ob es eine Obergrenze bei Flüchtlingen geben sollte, meinte Schönborn: "Ich glaube, das kann man nicht mit Ja oder Nein beantworten, das ist ähnlich wie bei der Mindestsicherung. Die Bundesländer reagieren verschieden. Ich glaube, wir sind hier einfach in einem großen gesellschaftlichen Spannungsfeld, wo es - wie immer im Leben - kein Schwarz oder Weiß gibt."

In dem Zusammenhang fragte die "Krone" auch, ob der der Islam Europa erobern werde? Schönborn meinte dazu: "Die christlichen Werte richten sich natürlich an uns und nicht an die Muslime. Ich würde so sagen: Die Türkei war einmal zur Gänze christlich, bevor sie von den Türken erobert worden ist. Kleinasien war ein durch und durch christianisiertes Land. Natürlich würde ich mir als Christ wünschen, dass der Nahe Osten wieder christlich wird, wie er es einmal war, oder Nordafrika. Nordafrika war zur Gänze christianisiert. Natürlich wünsche ich mir das, weil ich glaube, dass das Christentum nicht nur meine persönliche Religion ist, sondern eine Religion, die trotz aller Fehler, die geschehen sind, eine gute Religion ist. So kann ich den Muslimen auch nicht verargen, wenn sie sich wünschen, dass Europa islamisch wird. Das ist nicht mein Problem."

Auf die Frage, ob er keine Angst habe, dass der der Stephansdom einmal zur Stephansmoschee werden könnte, meinte der Kardinal, dass er sich wünsche, dass der Stephansdom ein "lebendiges christliches Gotteshaus, ein Ort des Gebetes" bleibe und nicht nur eine Touristenattraktion für fünf Millionen Touristen im Jahr. Er erinnerte daran, dass es Wien schon jetzt 200 islamische Gebetsstätten gäbe. "Dass Religionen miteinander in Konkurrenz stehen, das ist so alt wie die Welt. Ich freue mich, dass Muslime bei uns ihre Religion frei ausüben können, ich wünsche mir aber auch, dass Christen in Saudi- Arabien oder auch in anderen mehrheitlich islamischen Ländern ihre Religion frei ausüben können."

Angesprochen auf Menschen, die Angst vor einer Islamisierung haben, meinte Schönborn dann: "Wir müssen zurückfragen: Was tut ihr für die Christianisierung Europas? Angst haben vor der Islamisierung Europas ist unsinnig, wenn man nicht selber etwas dazu beiträgt, dass Europa christlich bleibt. Aber natürlich, wenn in Holland eine Kirche nach der anderen verkauft wird und zu einem Supermarkt umgewandelt wird, wenn uns die Supermärkte wichtiger sind als die christlichen Wurzeln Europas, dürfen wir uns nicht wundern, dass Europa sich entchristlicht. Aber es ist nicht die Schuld der Muslime."

Zum islamistischen Terror, der seit Jahren in nicht wenigen Ländern stattfindet, meinte Schönborn: "Die meisten Terroranschläge der letzten Zeit sind verbunden gewesen mit dem Ruf: 'Allah ist groß.' Das ist ein Problem. Aber ich sage auch: Religionen sind immer gefährdet, dass in ihrem Namen Terror ausgeübt wird. Denken wir nur an die Protestanten und die Katholiken in Nordirland, die sich gegenseitig umgebracht haben - und das im Namen ihrer Religion."

Foto Kardinal Schönborn (c) Erzdiözese Wien


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