Die Kritik am neuen Lehrplan zur Sexualerziehung hält an

23. Oktober 2016 in Deutschland


Katholische Elternschaft: Partnerschaft zwischen Schule und Eltern gekündigt.


Wiesbaden/Frankfurt am Main (kath.net/ idea)
Die Kritik am neuen Lehrplan zur Sexualerziehung an Hessens Schulen hält an. Er sieht vor, dass Schüler unterschiedliche sexuelle Orientierungen und Familiensituationen kennenlernen und akzeptieren. Der Lehrplan war von Kultusminister Ralph Alexander Lorz (CDU) in Kraft gesetzt worden. Inzwischen haben sich über 19.000 Hessen im Kultusministerium über den Lehrplan beschwert.

CDU-Kommunalpolitikerin: Kinder werden als „Schwangerschafts-Gewebe“ bezeichnet

Die Katholische Elternschaft Deutschlands (Bonn) hat sich mit Fragen an Lorz gewandt. So will der Verband wissen, warum „das Kultusministerium die Erziehungspartnerschaft zwischen Schule und Eltern“ kündige. Dies sei der Fall, weil Eltern die Mitsprachemöglichkeit genommen und sie nur noch informiert würden. Ferner heißt es: „Woher kommt die These, Sexualerziehung könne nur gelingen, wenn Lehrkräfte sich als Aufklärende begreifen, die den Auftrag haben, den Schülerinnen und Schülern das Thema Sexualität, sexuelle Selbstbestimmung und sexuelle Vielfalt nahezubringen?“

Kritische Rückfragen stellt auch CDU-Kommunalpolitikerin Veronica Fabricius (Frankfurt-Nordend). Sie will wissen, warum nach dem neuen Lehrplan schon 10- bis 12-Jährige beim schwulen oder transsexuellen „Coming-out“ unterstützt werden sollen und Kinder im Mutterleib als „Schwangerschaftsgewebe“ bezeichnet werden.

CDU-Generalsekretär Pentz: Kein Gender-Lehrplan

Der Generalsekretär der hessischen CDU, Manfred Pentz (Wiesbaden), hat auf diese und andere Eingaben mit Briefen reagiert, die im Internet dokumentiert wurden. Unter anderem widersprach er der Einschätzung von Kritikern, es handele sich um einen „Gender-Lehrplan“. Die Gender-Lehre geht davon aus, dass es nicht nur zwei Geschlechter – Männer und Frauen – gibt, sondern eine Vielzahl. Pentz: „Die sogenannte ‚Gender-Ideologie findet sich in diesem Lehrplan in keiner Weise.“

Diese Einschätzung weist der katholische Publizist Mathias von Gersdorff (Frankfurt am Main) zurück. Auch wenn das Wort „Gender“ nicht gebraucht werde, spreche der Lehrplan von der „Vielfalt sexueller Orientierungen und Geschlechteridentitäten“. Wie idea erfuhr, gehen im Büro der von von Gersdorff geleiteten Aktion „Kinder in Gefahr“ (Frankfurt am Main) täglich Anrufe von Eltern, Lehrern und Gruppen ein, die den neuen Lehrplan ablehnen.

Unterdessen hat die Organisation auf ihrer Internetseite eine Petition an den hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier (CDU) gestartet: „Kein Gender an Hessens Schulen.“ Landeselternbeirat hält an Kritik fest Auch der Landeselternbeirat hat seine Kritik am neuen Lehrplan untermauert. Er hatte dem Plan nicht zugestimmt und angeregt, statt von „Akzeptanz“ von „Toleranz“ zu sprechen, was Lorz als nicht ausreichend zurückgewiesen hatte.

Wie der Landeselternbeirat jetzt mitteilt, seien die Lehrer auf sich selbst gestellt, da es zum Lehrplan keine Handreichung gebe. Zudem appellierte das Gremium an die Eltern, von ihrem Recht Gebrauch zu machen, über Ziel, Inhalt und Formen der Sexualerziehung informiert zu werden. Dies müsse in Elternabenden geschehen.

Katholische Kirche gegen den Lehrplan, evangelische Kirchen dafür

Das „Kommissariat der Katholischen Bischöfe im Lande Hessen“ (Wiesbaden) lehnt den Lehrplan ab. Er sei „nicht ausreichend ausgewogen, stellenweise zu weitgehend oder nicht altersgerecht“. Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck und die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau stehen dagegen hinter dem neuen Lehrplan. „Wir akzeptieren vielfältige Formen des Zusammenlebens, wenn sie auf Verbindlichkeit und Dauerhaftigkeit angelegt sind“, sagte der Sprecher der hessen-nassauischen Kirche, Volker Rahn (Darmstadt).

Demonstration und Gegendemonstration

Unterdessen hat das bundesweite Aktionsbündnis „Demo für alle“ zu einer Demonstration gegen den Lehrplan am 30. Oktober in Wiesbaden aufgerufen. Es rechnet mit bis zu 5.000 Teilnehmern, auch aus anderen Bundesländern. Das Aktionsbündnis ist ein Zusammenschluss von Familienorganisationen, politischen Vereinen und Initiativen sowie Familien aus ganz Deutschland. Es setzt sich für die Wahrung der Elternrechte, Ehe und Familie ein. Zugleich wendet es sich gegen die Gender-Ideologie und Sexualisierung von Kindern. Auch eine Gegendemonstration ist an dem Tag geplant, zu der der Verein „Warmes Wiesbaden“ aufgerufen hat. Er organisiert die Homosexuelle-Parade „Christopher Street Day“ (CSD).


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