Spahn kritisiert 'Samthandschuhe' der CDU gegenüber dem Islam

18. Oktober 2016 in Deutschland


CDU-Präsidiumsmitglied im Interview mit dem KStA: „Warum die Samthandschuhe? Wenn wir genau so offen und kritisch mit den muslimischen Gemeinden diskutieren wie mit der katholischen Kirche, dann passt es.“


Berlin (kath.net) CDU-Präsidiumsmitglied Jens Spahn hat seine Partei wegen zu unkritischem Umgang mit dem Thema Islam kritisiert. „Warum die Samthandschuhe? Wenn wir genau so offen und kritisch mit den muslimischen Gemeinden diskutieren wie mit der katholischen Kirche, dann passt es“, sagte der CDU-Spitzenpolitiker im Interview mit dem „Kölner Stadtanzeiger“ (KStA). Es gebe zwar „schöne Fotos“, wenn man das Fastenbrechen zusammen feiere, doch würden „die schwierigen und emotionalen Fragen“ „zu oft nicht gestellt“ Als Beispiel für solche ungestellte Fragen führte er an: „Etwa ob Deutschland Teil des Islam ist“, dies heiße: „Das heißt: Wie hält es der Imam der Gemeinde mit der Meinungsfreiheit, der Gleichberechtigung von Mann und Frau, der Trennung von Staat und Religion?“

Es nerve ihn, erläuterte Spahn weiter, dass „traditionellen Kernthemen“ der CDU/CSU, etwa „Innere Sicherheit, Recht und Ordnung, Leitkultur“, „ jetzt als angebliche AfD-Themen gelten. Dabei sind wir das Original!“ Dann heiße es oft, auch seitens der Journalisten, dass man diese Themen stärker mache, wenn man sie inhaltlich aufgreife. Dieser These widersprach Spahn deutlich: „Wir können aber doch nicht die AfD bestimmen lassen, worüber wir noch reden. Das käme einer Selbstaufgabe gleich“.

Auf die Frage des „Kölner Stadtanzeigers“ nach seinem Verständnis von „Leitkultur“ erläuterte der Christdemokrat, dass es nicht reiche, wenn man sich nur „an Recht und Gesetz“ hielte, denn das müsse ja schon jeder Tourist. „Wer hier leben will, sollte sich als Teil einer Gemeinschaft mit einer gemeinsamen Zukunft verstehen.“ Er warnte: „Wir haben Parallelgesellschaften in Deutschland, da wollen ganze Straßenzüge und Familienclans eigentlich nichts mit uns zu tun haben.“ Spahn unterstrich auch die CSU-Position nach Ablehnung der doppelten Staatsbürgerschaft.

Die Grenze zwischen Schwarz und Braun sehe er dort, wo es um die Würde des Menschen gehe. „Wer bewusst rassistisch oder nationalistisch argumentiert, der kann kein Gesprächspartner sein. Auch der hat die Leitkultur nicht verstanden.“ Doch gleichzeitig müsse man aufpassen, denn „nicht jeder Bürger, der sich nicht politisch korrekt ausdrückt, hat deswegen eine rechte oder rassistische Gesinnung. Oft werden Sorgen unbeholfen formuliert. Wenn man da gleich den Vorschlaghammer rausholt, statt zu argumentieren, sagen die Leute: Tschüss.“

Archivfoto Jens Spahn © Wikipedia/ Olaf Kosinsky / CC BY-SA 3.0 de


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