Venezolaner P. Arturo Sosa neuer Jesuitengeneral

15. Oktober 2016 in Weltkirche


Erstmals Nicht-Europäer an der Spitze des größten katholischen Ordens gewählt.


Rom (kath.net/ KAP)
Der größte Männerorden der katholischen Kirche wird künftig erstmals in seiner knapp 500-jährigen Geschichte von einem Nichteuropäer geleitet: Das Generalkapitel der Jesuiten wählte am Freitag in Rom den Venezolaner P. Arturo Sosa Abascal (68) zum 31. Generaloberen des Ordens. Sosa folgt auf den Spanier P. Adolfo Nicolas Pachon, der von dem Amt auf Lebenszeit zurückgetreten war. Alle der bislang 30 Generaloberen der Jesuiten stammten aus Europa. Die letzten Amtsinhaber verfügten aber über eine langjährige Erfahrung aus anderen Kontinenten.

Arturo Sosa Abascal wurde am 12. November 1948 in Caracas geboren. Er trat 1966 in den Jesuitenorden ein und wurde 1977 zum Priester geweiht. Sosa studierte Philosophie und Politikwissenschaft in Caracas und Theologie an der römischen Gregoriana. Bis 1996 koordinierte der das Sozialapostolat des Ordens in Venezuela sowie ein dortiges Studienzentrum der Jesuiten. Von 1996 bis 2004 leitete er die Jesuitenprovinz Venezuela und war 2008 bis 2011 Generalrat der Gesellschaft Jesu. Zuletzt leitete er das Internationale Haus der Jesuiten in Rom sowie die dortigen Werke des Ordens. Er spricht Spanisch, Italienisch sowie Englisch und versteht Französisch.

Besonderen Schwerpunkt hatte bislang Sosas universitäres Wirken. So war er u.a. Professor und Mitglied des Gründungsrates der Katholischen Unviersität Andres Bello sowie Rektor der katholischen Universität Tachira. Er machte sich für seine politikwissenschaftlichen Forschungen und Vorlesungen in verschiedenen Einrichtungen Venezuelas einen Namen und publizierte u.a. über die Geschichte und Politik Venezuelas. 2004 war er Gastprofessor für Lateinamerika-Studien an der Georgetown University.

Die "Societas Jesu" (Gesellschaft Jesu; SJ) hat derzeit nach eigenen Angaben weltweit 16.400 Mitglieder. Sie unterhält etliche Universitäten und Schulen, außerdem einen eigenen Flüchtlingsdienst. Zusätzlich zu den drei klassischen Ordensgelübden Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam versprechen Jesuiten, dass sie sich vom Papst in die Pflicht nehmen lassen. Gegründet wurde der Orden 1534 vom heiligen Ignatius von Loyola, einem Basken. Wie bei anderen Orden auch, ist die Zahl der Mitglieder in den vergangenen Jahrzehnten stark zurückgegangen. Vor 50 Jahren, 1966, gab es noch 36.000 Jesuiten, also doppelt so viele wie heute.

Zum ersten Mal in der Geschichte ist mit Papst Franziskus seit 2013 ein Jesuit Oberhaupt der katholischen Kirche. In Anspielung auf seine einstige Machtfülle und sein Gewand wurde der Generalobere der Jesuiten früher auch "schwarzer Papst" genannt.

Für die Wahl des Generaloberen genügte die absolute Mehrheit, also mindestens 107 Stimmen. Die Stimmabgabe erfolgte schweigend und geheim. Die Verwendung von Laptops, Mobiltelefonen und anderen elektronischen Geräten war verboten.

59 Prozent der 209 Wähler kamen nach Ordensangaben von der Südhalbkugel der Welt. Bei der letzten Generalkongregation 2008 waren es erst 45 Prozent. Der Anteil der europäischen Teilnehmer sank unterdessen von 31 auf 26 Prozent.

Die größte Gruppe stellten 2016 die Inder (mit allein 22 der 77 Provinzialen), gefolgt von den US-Amerikanern. Alle der bislang 30 Generaloberen der Jesuiten stammten aus Europa; die letzten Amtsinhaber verfügten allerdings über eine langjährige Erfahrung aus anderen Kontinenten.

Papst Franziskus wurde vor der Bekanntgabe des Namens telefonisch informiert. Bestätigen muss er die Entscheidung nicht. Franziskus hatte früher selbst an zwei Generalkongregationen teilgenommen, 1974/75 und 1983.

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Foto: © Jesuitenorden


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