Kontroverse um Aktion 'Weihnachten im Schuhkarton'

30. September 2016 in Deutschland


Katholische Diözese Rottenburg hat ihren Einrichtungen Mitwirkung verboten, da "Weihnachten im Schuhkarton" Kindern das Evangelium von Jesus Christus als "größtes Geschenk" offeriere – ÖBK-Vorsitzender Kardinal Schönborn lobt dagegen die Aktion


Stuttgart/Berlin (idea) – Die Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“ des christlichen Hilfswerks „Geschenke der Hoffnung“ (Berlin) stößt auf Widerstand: Die katholische Diözese Rottenburg-Stuttgart hat ihren Einrichtungen eine Mitwirkung verboten. Dagegen überlässt es die Evangelische Landeskirche in Württemberg ihren Gemeinden, „ob und wie sie sich an der Aktion beteiligen“, sagte der Sprecher der Landeskirche, Oliver Hoesch (Stuttgart), auf Anfrage der Evangelischen Nachrichtenagentur idea.

Bei dei „Weihnachten im Schuhkarton“ können Bürger Päckchen mit Geschenken für notleidende Kinder in Osteuropa und Asien füllen und ab Oktober bis Mitte November zu einer von Tausenden Abgabestellen bringen. Im vergangenen Jahr wurden über 400.000 Päckchen durch christliche Gemeinden aller Konfessionen an Bedürftige verteilt.

Die Diözese Rottenburg-Stuttgart warnt vor der Aktion, da sie den Kindern das Evangelium von Jesus Christus als „größtes Geschenk“ offeriere. Der Trägerverein „Geschenke der Hoffnung“ sei daher in erster Linie als ein Missionswerk zu verstehen. „Die Art und der Inhalt dieser Missionsaktion sind sowohl von einem Glaubens- und Kirchenverständnis wie von einem Missionsverständnis geprägt, das die katholische Kirche nicht teilt“, heißt es im Amtsblatt der Diözese.

Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn, der auch der österreichischen Bischofskonferenz vorsteht, lobte hingegen „Weihnachten im Schuhkarton“. Dadurch werde Gottes Liebe weitergegeben und den Kindern Hoffnung und Perspektive geschenkt. Das könne man mit der Aktion konfessionsübergreifend erreichen.

Ähnlich äußerte sich der Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz, Präses Michael Diener (Kassel): Die Geschenke verbreiten „Hoffnung und machen Mut“. Laut dem Vorsitzenden der „ChristusBewegung Lebendige Gemeinde“, Dekan Ralf Albrecht (Nagold/Nordschwarzwald), löst die Aktion bei den beschenkten Kindern großen Jubel aus. Er ermutigte, die „große Liebe Gottes“ in die „kleinen Päckchen“ zu packen.

„Geschenke der Hoffnung“: Aktion stärkt Miteinander der Konfessionen

Der Geschäftsführer von „Geschenke der Hoffnung“, Bernd Gülker, kann den neuerlichen Boykottaufruf aus einer katholischen Diözese, wie es ihn auch aus den Bistümern Dresden-Meißen und Trier gegeben habe, nicht nachvollziehen. Wie er idea sagte, gehen die Kritiker auf Gesprächsangebote nicht ein.

Gülker: „Die Kinder, die wir im Blick haben, leiden nicht nur materielle Armut, sondern oft auch an einem Mangel an Zuwendung. Wenn es darum geht, diesen Kindern Liebe greifbar zu machen, sollten wir an einem Strang ziehen und nicht gegeneinander kämpfen.“ Es sei schade, wenn theologische Differenzen gerade in kirchlichen Reihen zur Abgrenzung oder gar Boykottaufrufen führten.

Da die Verteilaktion und ihr Begleitprogramm von den Partnerkirchen vor Ort verantwortet würden, bleibe unklar, inwiefern gegen ein katholisches Kirchen- und Missionsverständnis verstoßen werde: „Grundsätzlich gehört es zur Kernaufgabe jeder Kirchengemeinde – ganz gleich welcher Konfession – zum christlichen Glauben einzuladen.“

Viele Partnergemeinden würdigten, dass die Aktion dabei helfe. Seit 1993 wurden über 100 Millionen Weihnachtspäckchen in rund 150 Ländern verteilt.



Foto: Symbolbild


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