Sexismusdebatte: Das Zeitalter des 'Empörialismus'

27. September 2016 in Kommentar


„Wir empören uns mal wieder. Dieses Mal über den ‚Sexismus‘ der CDU. Meine Meinung dazu…“ Gastkommentar von MdB Katrin Albsteiger


Berlin (kath.net/Blog Katrin Albsteiger) kath.net dankt der CSU-Bundestagsabgeordneten Katrin Albsteiger für die freundliche Erlaubnis zum Abdruck dieses Beitrags.

Wir empören uns mal wieder. Dieses Mal über den „Sexismus“ der CDU. Meine Meinung dazu: Viele Einzelfälle, die uns als „Sexismus“ präsentiert werden, halte ich hier schlicht für falsch abgelegt. Diagnose: kein Sexismus. Das meiste, was in diesem Zusammenhang ins Feld geführt wird, könnte man unter den Stichworten „unpassende Bemerkungen“, „missglückte Komplimente“ oder auch „schlechtes Benehmen“ verbuchen. So auch die im aktuellen Fall aufgeführten Beispiele. Unpassende Wortwahl oder eine Herrenwitzpointe sind für sich eben nicht sexistisch. Eine „große süße Maus“ würde ich als „geflopptes Kompliment“ sehen, nicht als Sexismus. Anders: Sobald ein Parteimitglied bei einer Wahl zu Vorstandsposten aber systematisch den Frauen die Stimme verweigert und aufgrund ihres Geschlechts nur Männer wählt, sehr wohl, weil es Auswirkungen auf die soziale Stellung von Frauen hat. Davon ist hier aber nicht die Rede.

Die Sprachpolizisten sind indes vor allem daran interessiert, prinzipiell alle verbalen Fehltritte unter „Sexismus“ zu subsumieren. Warum? Weil sie auf diesem Gebiet die Deutungshoheit haben. Solange es sich nur um Kommunikationsprobleme oder „Gossensprache“ (F-Wort) handelt, könnte man noch den allgemeinen Sprachverfall beklagen. Handelt es sich aber um „Sexismus“, ist der Teil des politischen Spektrums zuständig, der so gerne die Empörungsmaschinerie bedient – los geht der „Aufschrei“.

Wir sind im Zeitalter des „Empörialismus“ – in dem einem mittels blitzartiger, großflächiger Aufregung bei Untergrabung argumentativer Tiefe eine Agenda aufgezwungen wird. Aus individuellen Kommunikationspannen eines Politikers wird dann ein „gesellschaftliches Phänomen“, gerne auch ein „politisches Phänomen“, konstruiert. Ich meine: Unpassende Bemerkungen kommen innerhalb und außerhalb der Politik vor, aber nur in der Politik bekommt man die ganze Breitseite der Empörung ab – da ist er wieder, der „Tugendfuror“, den unser Staatsoberhaupt schon einmal angesprochen hat.

Bin ich selber auch schon Ziel eines „missglückten Kompliments“ geworden? Sicher. War ich auch schon mal Opfer von „Sexismus“? Sicher nicht. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es am besten ist, unpassenden Bemerkungen mit einer flotten Antwort zu begegnen und gut ist es. Eine meiner ersten Erfahrungen auf der bundespolitischen Bühne war, dass mich eine sehr große Zeitung als „Paris Hilton der CSU“ bezeichnet hat. Nicht unbedingt willkommene Vergleiche – sind diese sexistisch? Unpassend? Unvermeidlich? Mit manchen Sachen muss man einfach leben und in der Politik weiß man, dass man besser mit dickem Fell das Haus verlässt.

Foto Katrin Albsteiger während einer Rede im Deutschen Bundestag


Foto (c) Katrin Albsteiger/Markus Hammes


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