Gläubige leben gesünder und haben besseren Sex

29. Juli 2003 in Chronik


Glaube macht häufiger gesund als krank, lautet das Ergebnis von internationalen Studien. 'Psychologie heute' prüfte den Zusammenhang zwischen Religion und Gesundheit.


Weinheim (www.kath.net / idea)
Die Psychologie muss sich von der Vorstellung verabschieden, dass Religion der seelischen Gesundheit schade. Internationale Studien weisen eher auf das Gegenteil hin: Der Glaube macht häufiger gesund als krank. Auf diesen Zusammenhang weist der Chefredakteur des Magazins „Psychologie heute“, Heiko Ernst (Weinheim bei Heidelberg), in einem Sonderheft des Magazins zum Thema „Glück, Glaube, Gott – Was gibt dem Leben Sinn?“ hin.

Ernst zitiert den US-amerikanischen Psychologen David Larson, der wissenschaftliche Studien systematisch auf Zusammenhänge zwischen Glauben und psychologischer Gesundheit ausgewertet hat. Ergebnis: Religiosität wirke sich in 84 Prozent der Fälle positiv aus, in 13 Prozent neutral, und nur bei drei Prozent erweise sich Gläubigkeit als gesundheitsabträglich. „Die Gläubigen konsumieren weitaus weniger Drogen und Alkohol als die Nichtgläubigen, begehen weniger Selbstmorde, haben eine niedrigere Scheidungsquote, und – vielleicht überraschend – sie haben besseren Sex“, schreibt Ernst.

Kirchgang schützt vor Folgen des Rauchens

Bei einer Untersuchung im US-Bundesstaat Georgia habe Larson herausgefunden, dass Raucher, die regelmäßige Kirchgänger waren, viermal weniger unter hohem Blutdruck leiden als rauchende Nichtkirchgänger – und dass der Blutdruck der „frommen Qualmer“ sogar auf dem Niveau von nichtreligiösen Nichtrauchern liegt. Gefährlich für die Gesundheit werde Religion, wenn Menschen ständig in der Furcht leben müssten, von einem strengen Gott bestraft zu werden.

Wenn dieses emotionale Klima eine Glaubensgemeinschaft präge, komme es verstärkt zu Depressionen. Von der gesundheitsfördernden Kraft des Glaubens profitierten am ehesten Menschen, die ihr Schicksal vertrauensvoll in die Hand Gottes legen und ihre Probleme loslassen könnten. Typisch für diese Haltung seien Gebete des Typs „Dein Wille geschehe“.

„Vertröstung auf das Diesseits“

Der katholische Theologe Bernhard Sill (Eichstätt) ruft im selben Heft die Leser dazu auf, Lebensentscheidungen immer im Bewusstsein zu treffen, dass man eines Tages sterben werde. „Die regelmäßige Übung, die Dinge des Lebens nicht ohne den Blick auf den Tod zu sehen, sorgt definitiv dafür, dass manches ein anderes Gesicht und auch ein anderes Gewicht bekommt.“ Während die Menschen früher den Tod als Übergang in den Himmel verstanden hätten, habe sich der Glaube an ein Jenseits heute für viele erledigt.

Der Sinn ihres Lebens beschränke sich darauf, „herauszuholen, was herauszuholen ist“. Sill erblickt darin eine Form der „Vertröstung auf das Diesseits“. Der Theologe empfiehlt, stets „Blickkontakt“ mit dem Tod zu haben, und zitiert dazu aus einem englischen Buch über die „Kunst zu sterben“: „Lerne zu sterben, und du wirst lernen zu leben, denn niemand wird lernen zu leben, der nicht gelernt hat zu sterben.“


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