Vatikan: Es gibt keine Liturgiereform

12. Juli 2016 in Weltkirche


Vatikan dementiert, dass katholische Priester künftig Messen wieder 'ad orientem' zelebrieren sollen - Messbuch von 1970 sei weiter in Kraft - UPDATE: Vatikanstellungnahme im Wortlaut (engl.)


Vatikanstadt (kath.net/KNA/red) Der Vatikan dementiert Spekulationen, dass katholische Priester künftig Messen wieder 'ad orientem' zelebrieren sollen. Das Römische Messbuch von 1970, das eine Hinwendung des Priesters zur Gemeinde vorschreibe * , sei weiter in Kraft, teilte Vatikansprecher Federico Lombardi am Montagabend mit und erklärte weiter, dass es keine Anweisung aus dem Vatikan gebe, dass Priester während der heiligen Messe "ad oriens" feiern müssten. Doch sei Kardinal Sarah "zurecht stets besorgt über die Würde der Messfeier", damit sie auf eine Art vollzogen werde, die ausreichend die "Haltung des Respekts und der Anbetung" für das eucharistische Geheimnis ausdrücke.

Für Franziskus bleibe das nach der Liturgiereform von Paul VI. (1963-1978) veröffentlichte Messbuch die ordentliche Form des Ritus, so Lombardi. Der von Benedikt XVI. (2005-2013) als außerordentliche Form zugelassene alte Ritus dürfe nicht an dessen Stelle treten. Änderungen der Liturgie, wie sie Medienberichte für den Advent in Aussicht gestellt hätten, werde es nicht geben.

Der Vatikan reagierte damit auf einen Bericht der britischen Zeitschrift «Catholic Herald». Der Präfekt der vatikanischen Gottesdienstkongregation, Kardinal Robert Sarah, hatte demnach bei einem Liturgie-Kongress in London gesagt, er wünsche sich eine Rückkehr zur Messfeier in Richtung Osten ('ad orientem'). kath.net hat berichtet: Kurienkardinal Sarah bittet Priester, 'ad orientem' zu zelebrieren.

Sarah berief sich in seinen Ausführungen auf eine Bitte von Papst Franziskus. Dieser habe ihn beauftragt, Möglichkeiten zu einer «Reform der Reform» des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) im Bereich der Liturgie zu prüfen. Eine "Anweisung" des Kardinals war aus seinen ursprünglichen Erläuterungen allerdings nirgends herauszulesen gewesen.

Sarahs Äußerungen seien «schlecht interpretiert» worden, heißt es in der Vatikan-Erklärung vom Montag weiter. Der Begriff einer «Reform der Reform» sei besser zu vermeiden, da er Missverständnisse hervorrufen könne, so Lombardi. Die sei am Wochenende in einer Begegnung des Papstes mit Sarah einvernehmlich festgestellt worden. Franziskus hatte Sarah am Samstag empfangen.

Es sei «sehr wichtig, dass wir schnellstmöglich zur gemeinsamen Ausrichtung von Priestern und Gläubigen zurückkehren, nach Osten oder zumindest in Richtung der Apsis, also auf den ankommenden Herrn hin», sagte Sarah laut dem «Catholic Herald». Als einen guten Termin für die Änderung nannte der Leiter der Gottesdienstkongregation den Ersten Adventsonntag.

Kirchen sind seit frühchristlicher Zeit nach Osten ausgerichtet. Dahinter steht der Gedanke an die Wiederkunft Jesu Christi am Jüngsten Tag. Im Begriff Orient (von lateinisch oriri, aufgehen) ist der Osten gekennzeichnet als die Richtung des Sonnenaufgangs. Die Sonne bringt Licht und Leben und ist so Symbol für Christus, der sich selbst auch als «Licht der Welt» bezeichnet hat.

* Anm. der kath.net-Redaktion: Entgegen der Darstellung der KNA in diesem Artikel schreibt das Römische Messbuch von 1970 keine Zelebrationsrichtung vor.

UPDATE:
kath.net dokumentiert die Verlautbarung des Vatikanischen Presseamtes in engl. Sprache in voller Länge:

Some clarifications on the celebration of Mass

It would appear opportune to offer clarification in the light of information circulated in the press after a conference held in London a few days ago by Cardinal Sarah, prefect of the Congregation for Divine Worship. Cardinal Sarah has always been rightly concerned about the dignity of the celebration of Mass, so as to express appropriately the attitude of respect and adoration for the Eucharistic mystery. Some of his expressions have however been incorrectly interpreted, as if they were intended to announce new indications different to those given so far in the liturgical rules and in the words of the Pope regarding celebration facing the people and the ordinary rite of the Mass.

Therefore it is useful to remember that in the Institutio Generalis Missalis Romani (General Instruction of the Roman Missal), which contains the norms relating to the Eucharistic celebration and is still in full force, paragraph no. 299 states that: “Altare extruatur a pariete seiunctum, ut facile circumiri et in eo celebratio versus populum peragi possit, quod expedit ubicumque possibile sit. Altare eum autem occupet locum , ut revera centrum sit ad quod totius congregationis fidelium attentio sponte convertatur”(“The altar should be built separate from the wall, in such a way that it is possible to walk around it easily and that Mass can be celebrated facing the people, which is desirable wherever possible. Moreover, the altar should occupy a place where it is truly the centre toward which the attention of the whole congregation of the faithful naturally turns”.)

Pope Francis, for his part, on the occasion of his visit to the Dicastery for Divine Worship, expressly mentioned that the “ordinary” form of the celebration of the Mass is that expressed in the Missal promulgated by Paul VI, while the “extraordinary” form, which was permitted by Pope Benedict XVI for the purposes and in the ways explained in his Motu Proprio Summorum Pontificum, must not take the place of the “ordinary” one.

Therefore, new liturgical directives are not expected from next Advent, as some have incorrectly inferred from some of Cardinal Sarah’s words, and it is better to avoid using the expression “reform of the reform” with reference to the liturgy, given that it may at times give rise to error.

All the above was unanimously expressed during a recent audience granted by the Pope to the same Cardinal Prefect of the Congregation for Divine Worship.

Detailliertere Infos über die Diskussion zur Zelebrationsrichtung siehe kathpedia Stichwort „Zelebrationsrichtung“

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