6. Juni 2016 in Aktuelles
Franziskus in Santa Marta: Die Fülle des neuen Gesetzes. Die Seligpreisungen das Navigationsgerät des christlichen Lebens. Reichtum, Eitelkeit und Stolz die drei Stufen, die zur Verdammnis führen. Die Tiefe der Sanftmut. Von Armin Schwibach
Rom (kath.net/as) Papst Franziskus kommentierte in seiner Predigt bei der heiligen Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses Domus Sanctae Marthae am Montag der zehnten Woche im Jahreskreis das Tagsevangelium von den Seligpreisungen (Mt 5,1-12). Der Papst unterstrich: um sich nicht auf dem Weg des Glaubens zu verirren, haben die Christen einen präzisen Wegweiser die Seligpreisungen:
Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden.
Selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben.
Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden.
Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden.
Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen.
Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden.
Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet.
Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird groß sein. Denn so wurden schon vor euch die Propheten verfolgt.
Die Routen nicht zu kennen, die diese wiesen, könne bedeuten, über die drei Stufen der Götzenbilder des Egoismus, des Götzendienstes am Geld, der Eitelkeit und Sattheit eines Herzens zu stolpern, das vor lauter Befriedigung lache und dabei die anderen ignoriere.
Mit seiner Bergpredigt unterweise Jesus die Menschenmengen. Er lehre sie das neue Gesetz, welches das alte nicht aufhebt, sondern es vervollkommnet, indem es dieses zur Fülle bringt:
Das ist das neue Gesetz, das Gesetz, das wir die Seligpreisungen nennen. Das ist das neue Gesetz des Herrn für uns. Sie sind die Routenführer, die Leiter auf dem Weg, sie sind das Navigationsgerät des christlichen Lebens. Gerade hier sehen wir, auf diesem Weg, entsprechend der Weisungen dieses Navigators, und so können wir auf dem Weg des christlichen Lebens vorangehen.
Franziskus erinnerte an den Text der Seligpreisungen im Lukasevangelium und an dessen abschließende vier Wehrufe: Aber weh euch, die ihr reich seid; denn ihr habt keinen Trost mehr zu erwarten. Weh euch, die ihr jetzt satt seid; denn ihr werdet hungern. Weh euch, die ihr jetzt lacht; denn ihr werdet klagen und weinen. Weh euch, wenn euch alle Menschen loben; denn ebenso haben es ihre Väter mit den falschen Propheten gemacht (Lk 6,24-36). Der Papst unterstrich, dass er oft gesagt habe: die Reichtümer seien zwar gut, während das Schlechte im Hängen an den Reichtümern bestehe. Auf diese Weise komme es zu einem Götzendienst:
Das ist das Anti-Gesetz, das ist das falsche Navigationsgerät. Es ist schon interessant: das sind die drei Stufen, die zur Verdammnis führen, so wie diese Seligpreisungen die Stufen sind, die im Leben voranbringen. Und diese drei Stufen, die zur Verdammnis führen, sind die Liebe zum Geld, weil ich so nichts brauche. Die Eitelkeit, dass alle gut von mir reden: alle reden gut von mir, ich fühle mich wichtig, zu viel Weihrauch... und ich glaube, dass ich richtig liege nicht wie jener, jener... Denken wir an das Gleichnis vom Pharisäer und vom Zöllner: Ich danke dir, dass ich nicht so bin wie dieser da.... Ach danke, Herr, dass ein so guter Katholik bin, nicht wie der oder die da in meiner Nachbarschaft.... Jeden Tag geschieht das... Also: zweitens die Eitelkeit und drittens der Stolz, der in der Sattheit besteht, im Gelächter, das das Herz verschließt.
Selig di Sanftmütigen: eine der Seligpreisungen ist für Franziskus nicht gerade der Schlüssel für die anderen, doch sie bringe zum Nachdenken:
Jesus sagt von sich selbst: Lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig (Mt 11,29). Die Sanftmut ist eine Seinsweise, die uns so sehr Jesus annähert. Die gegenteilige Haltung indessen führt zu Feindseligkeiten, zu Kriegen... zu vielen Dingen, zu vielen hässlichen Dingen, die geschehen. Doch die Sanftmut, die Sanftmut des Herzens ist keine Torheit, nein: sie ist etwas anderes. Sie ist die Tiefe des Begreifens der Größe Gottes und Anbetung.
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