Armenien begeht Genozid-Gedenken und bereitet Papstbesuch vor

24. April 2016 in Aktuelles


In Österreich ist u.a. am Sonntag die Enthüllung eines Mahnmals im Innsbrucker Stadtteil Mariahilf geplant - Vorfreude auf Papst-Besuch Ende Juni in Armenien.


Wien (kath.net/ KAP)
Armenier in aller Welt begehen am Sonntag (24. April) den 101. Jahrestag des Völkermordes im Osmanischen Reich während des Ersten Weltkriegs. In Österreich ist u.a. die Enthüllung eines Mahnmals im Innsbrucker Stadtteil Mariahilf geplant. Die Armenier fordern seit Jahrzehnten die Anerkennung dieses Völkermordes durch die Türkei, die offizielle türkische Geschichtsschreibung bestreitet diesen allerdings. In Armenien selbst werden wie jedes Jahr große Gedenkfeiern am zentralen Mahnmal auf dem Tsitsernakaberd-Hügel in Jerewan stattfinden. Ende Juni wird dann Papst Franziskus an einem Gedenkakt auf dem Hügel teilnehmen.

Im Vorjahr hatte Papst Franziskus das Vorgehen des Osmanischen Reiches gegen die Armenier während des Ersten Weltkriegs erstmals öffentlich als "ersten Genozid des 20. Jahrhunderts" bezeichnet. Während eines Gottesdienstes mit Katholiken des armenischen Ritus im Petersdom stellte er die Massaker und Todesmärsche, durch die nach Schätzungen bis zu 1,5 Millionen Armenier ums Leben kamen, in eine Reihe mit der nationalsozialistischen Judenvernichtung und der durch den sowjetischen Diktator Josef Stalin herbeigeführte Hungersnot in der Ukraine.

Nach Informationen der deutschen "Arbeitsgemeinschaft Anerkennung" (des Völkermords) - AGA wird im Deutschen Bundestag am 2. Juni ein CDU-Antrag zur Anerkennung des Völkermords an den Armeniern eingebracht werden. Die AGA beruft sich auf eine Äußerung des CDU-Fraktionsvorsitzenden Volker Kauder im "Donaukurier", wonach "in dem Antrag deutlich gemacht wird, dass die Verfolgung der Armenier durch die Türken in die Reihe der Völkermorde im vergangenen Jahrhundert eingeordnet werden muss".

Die AGA wird am Samstag - dem Vorabend des 101. Gedenktages des Beginns des Völkermords an den Armeniern - in Berlin eine Mahnwache unter dem Titel "100+1 Jahre: Genozid anerkennen" durchführen.

In Innsbruck hatten zu Wochenbeginn 1.800 Türken gegen die Enthüllung des armenischen Mahnmals protestiert. Zahlreiche Sicherheitskräfte begleiteten den Demonstrationszug. 1.800 türkische Demonstranten marschierten lautstark und mit hunderten türkischen und auch einigen österreichischen Fahnen durch die Innsbrucker Innenstadt.

Papst reist auch nach Gjumri/Leninakan

Beim Armeniergedenken im Vatikan vor einem Jahr hatte Papst Franziskus dem Katholikos-Patriarchen Karekin II. Nersissian einen Besuch in Armenien versprochen. Dieser soll jetzt laut Vatikanangaben vom 24. bis 26. Juni durchgeführt werden.

Erzbischof Raphael Minassian, Ordinarius für die armenischen Katholiken in Osteuropa, sagte am Wochenende in einem Interview mit der italienischen katholischen Presseagentur SIR, die Visite werde "ein Segen und eine Ermutigung" sein. Auch angesichts der Spannungen zwischen Armenien und Aserbaidschan um die Region Bergkarabach erwarteten "die Bürger, die Gläubigen, die Gemeinschaft, alle sehnsüchtig und mit Freude den Moment, dem Papst zu begegnen. Unsere Hoffnung ist, dass die aktuellen Schwierigkeiten überwunden werden".

Das armenische Volk danke dem Papst, dass er im Vorjahr den Völkermord an den Armeniern anerkannt habe. Erzbischof Minassian erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass der Völkermord nach hundert Jahren noch immer nicht allgemein anerkannt sei; umso wichtiger sei die Position des Papstes für das armenische Volk.

Messe in Stadt des "Österreich-Dorfes"

Die Reise des Pontifex steht unter ökumenischem Vorzeichen, getragen von der Freundschaft zwischen Papst Franziskus und Katholikos-Patriarch Karekin II. Der Papst wird alle protokollarischen Besuche in Begleitung des Katholikos-Patriarchen unternehmen und während seines Armenien-Aufenthalts Gast von Karekin II. im Katholikosat sein.

Die Zahl der Katholiken in Armenien wird auf 160.000 geschätzt. Einer der Höhepunkte der Reise wird eine Messe des Papstes am 25. Juni in Gjumri sein, der zweitgrößten Stadt des Landes. Gjumri hieß in sowjetischer Zeit Leninakan und liegt in der Region, wo die überwiegende Mehrheit der armenischen Katholiken lebt. Die Stadt war 1988 Epizentrum des großen Erdbebens; mindestens 25.000 Menschen kamen damals ums Leben. Beim Wiederaufbau halfen u.a. die Caritas, der Bauorden und der "Kurier"; es entstand das Österreich-Dorf mit 100 Einfamilienhäusern und einer Kirche.

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