Missbrauchsfall beschäftigt Staatsanwalt und Bistumsbeauftragten

30. März 2016 in Deutschland


Der unabhängige Missbrauchsbeauftragte des Bistums Würzburg zeigte sich verwundert über die Verfahrenseinstellung seitens der Kirche.


Würzburg (kath.net/KNA) Nach der Einstellung des kirchlichen Untersuchungsverfahrens wegen eines Missbrauchsvorwurfs gegen einen hochrangigen Würzburger Priester kommt neue Bewegung in den Fall. Am Dienstag leitete die Staatsanwaltschaft laut einem Bericht des Bayerischen Rundfunks Ermittlungen ein. Dabei geht es nach den Worten von Oberstaatsanwalt Boris Raufeisen um mögliche Straftaten und ihre etwaige Verjährung. Der «Spiegel» hatte am Wochenende über den Fall berichtet, der sich im Jahr 1988 im Würzburger Exerzitienhaus Himmelspforten zugetragen haben soll. Betroffen ist ein damals 17-jähriges Mädchen.

Das Bistum hatte die «Spiegel»-Darstellung zurückgewiesen, wonach die Diözese den beschuldigten Geistlichen geschützt habe. In einer Stellungnahme bestätigte die Diözese, dass es nach dem Missbrauchsvorwurf innerkirchliche Ermittlungen gab. Diese seien im Dezember 2015 auf Anweisung der vatikanischen Glaubenskongregation eingestellt worden. Eine Voruntersuchung hatte ergeben, dass der Vorwurf aus Mangel an Beweisen «begründet nicht aufrechterhalten werden kann».

Der unabhängige Missbrauchsbeauftragte des Bistums, der Würzburger Strafrechtsprofessor Klaus Laubenthal, zeigte sich am Dienstag im Bayerischen Fernsehen verwundert über die Verfahrenseinstellung seitens der Kirche. Der Beschluss des Münchner Kirchengerichts aus dem vergangenen August, wonach es «höchst unwahrscheinlich» sei, dass das Ganze tatsächlich stattgefunden habe, erscheine ihm «etwas rätselhaft», sagte Laubenthal der «Abendschau».

Zugleich kündigte der Beauftragte weitere eigene Untersuchungen an. Ihm lägen Anhaltspunkte von mehreren Personen auf einen weiteren Fall vor, «der sich möglicherweise auf die gleiche Person bezieht», sagte der Kriminologe.

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