Lebensschutz-Initiative berät so viele Schwangere wie noch nie

22. März 2016 in Familie


„1000plus“ konnte den Ansturm zeitweise nicht bewältigen


Heidelberg (kath.net/idea) Die überkonfessionelle Lebensschutz-Initiative „1000plus“ hat noch nie so viele Frauen in Schwangerschaftskonflikten beraten wie 2015. Das bestätigte ihre Pressesprecherin Paula von Ketteler (München) auf Anfrage der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. Von den 2.439 beratenen Frauen standen rund 85 Prozent vor der Frage „Abtreibung ja oder nein“. 637 Schwangere teilten der Initiative nach Abschluss der Beratung ihre Entscheidung mit: 61 Prozent haben sich laut von Ketteler für ein Leben mit ihrem Baby entschieden, 39 Prozent für eine Abtreibung. Als häufigsten Grund für einen Schwangerschaftskonflikt gaben die Frauen Probleme in der Partnerschaft an (39 Prozent). Sie nannten ferner biografische Motive (29 Prozent), die Angst vor Überforderung (zehn Prozent), medizinische Ursachen (neun Prozent) oder materielle Sorgen (vier Prozent). Die Lebensschutz-Initiative musste aufgrund der gestiegenen Nachfrage im Februar ihre Beratungsanzeigen im Internet abschalten. Über die Suchmaschine „Google“ seien zu viele Frauen auf die Internetseite gelangt und hätten telefonisch um Hilfe gebeten. „Wir hätten mit unseren damals 17 Beraterinnen den Ansturm sonst nicht mehr bewältigen können.“ Das sei bedrückend, so von Ketteler: „Es ist manchmal kaum auszuhalten, dass viele weitere Frauen nicht zu uns gelangen – nur weil unsere Kapazitäten nicht ausreichen.“ Mittlerweile habe die Initiative zwei weitere Beraterinnen eingestellt. Sie glaube aber nicht, dass heute mehr Schwangere im Konflikt seien als vor zehn Jahren. Früher hätten sie sich nur an anderen Stellen Hilfe geholt, beispielsweise beim Frauenarzt. Heute sei die Suche nach Beratung und Hilfe über das Internet selbstverständlich geworden.

Beziehungen sind häufig nicht stabil

Laut von Ketteler leben viele hilfesuchende Frauen in zerrütteten Beziehungen, in denen häufig gestritten wird. Sie seien sich deswegen nicht sicher, ob sie mit ihrem Partner ein Kind bekommen wollen. In anderen Fällen mache der Kindsvater Druck und werfe der Frau vor, mit einem Neugeborenen das gemeinsame Leben zu zerstören. Von Ketteler: „Die Beziehungen sind heute häufig leider noch nicht stabil genug. Man lebt zwar schon zusammen, aber eine ungewollte Schwangerschaft stellt das Paar vor eine Herausforderung, für die die Beziehung noch gar nicht reif ist.“ Manchmal wollten Frauen auch ihr Kind abtreiben, um eine Affäre vor ihrem Ehemann zu verheimlichen. Gefährdet seien auch Schwangere, die keinen festen Partner haben: „Der Gedanke, alleinerziehend zu sein, ist für viele Frauen ein Horror.“ Die Frauen, die sich dann für ein Kind entschieden, seien für sie „Heldinnen“, so von Ketteler: „Wir können sie beraten und Mut zum Kind machen. Aber den Alltag müssen sie alleine hinbekommen. Und das ist häufig nicht einfach.“

Unverheiratete Schwangere glauben, dass Christen unbarmherzig reagieren

Laut von Ketteler schämen sich manche Frauen, unehelich ein Kind zu bekommen. Sie wünsche sich deswegen mehr gesellschaftliche Unterstützung für ungewollt Schwangere: „Natürlich ist es nicht ideal, wenn eine Frau drei Kinder von drei unterschiedlichen Männern hat. Aber dass sie aus Scham dann das Kind abtreibt, ist doch keine Alternative.“ Unverheiratete Schwangere glaubten zudem häufig, dass Christen auf ihre Situation eher mit Unbarmherzigkeit reagieren werden. Die Frau müsse aber auch in dieser Situation darauf vertrauen können, von ihrer Gemeinde aufgefangen zu werden.

2015 wurden 99.237 ungeborene Kinder abgetrieben

Von Ketteler nannte auch die aktuellen Zahlen des Bundesamts für Statistik. Danach seien Abtreibungen im vergangenen Jahr um 0,5 Prozent auf 99.237 zurückgegangen: „Es ist und bleibt eine unvorstellbar große, traurige Zahl von Frauen, die in ihrer verzweifelten Situation keinen anderen Ausweg gesehen haben als eine Abtreibung.“

Die sympathischste Charme-Offensive für das ungeborene Leben

Die Aktion „1000plus“ hat von 2009 bis heute nach eigenen Angaben über 10.000 Frauen
beraten.

Der Weihbischof des Bistums Rottenburg-Stuttgart, Thomas Maria Renz, nannte das Projekt 2014 bei einer Feier zum fünfjährigen Bestehen die „sympathischste Charme-Offensive für das ungeborene Leben in Deutschland, seit es Schwangerschaftskonfliktberatungen gibt“. Träger ist die Beratungs- und Hilfsorganisation „Pro Femina“. „1000plus“ hatte sich zum Ziel gesetzt, jährlich 1.000 und mehr Frauen im Schwangerschaftskonflikt beizustehen und so 1.000 und mehr Kindern das Leben zu retten.

Weitere Hintergründe im kath.net-Bericht: 1000plus – 'Charme-Offensive für das ungeborene Leben'

´Leben und leben lassen´ - Weihbischof Thomas Maria Renz beim 1000plusTAG 2014


Dieser Film hatte seine Uraufführung beim 1000plus-Tag 2014: '1000plus - Die Pro-Femina-Beratung aus der Perspektive beratener Frauen'


Hilfe statt Abtreibung, Paula von Ketteler (1000plus) - Bibel TV das Gespräch



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