Bedeutungslosigkeit in der eigenen Familie

22. Februar 2016 in Kommentar


Der „Katholische Arbeitskreis in der CDU Sachsen“ möchte sich am Katholikentag in Leipzig beteiligen - darf aber nicht. Gastkommentar von Mathias Kretschmer


Leipzig (kath.net) Der 100. Katholikentag kommt nach Leipzig und damit in eine Region, wo der katholische Glauben eher eine Randerscheinung ist. Gleiches gilt in etwa auch für den „Katholischen Arbeitskreis in der CDU Sachsen“, der in der CDU auch noch eine Randerscheinung ist - aber dennoch kommen beide nicht recht zusammen.

Der „Katholische Arbeitskreis in der CDU Sachsen“ ist eine Organisation für katholische Christen, die sich einerseits in der CDU zusammenschließen um Probleme aus katholischer Sicht zu betrachten. um dann, wenn gewünscht, den Abgeordneten bei ihrer Entscheidungsfindung eine Hilfe sein zu können. Hierfür haben wir beispielsweise zu den Themen Familie, Sterbehilfe oder Asyl Positionspapiere erarbeitet, die uns großen Respekt in Politik und Kirche einbrachten. Andererseits wirken wir in unsere Gemeinden, um als Scharnier zwischen Glauben und Politik zu fungieren. Hier möchten wir die Menschen ermuntern, mitzutun und unseren Glauben in die Politik zu tragen, ihn zu bekennen und zu leben.

Um bei uns mitzuwirken, muss man kein CDU Mitglied sein, sondern einfach nur katholischer Christ. Gemeinsam aber möchten wir das verbeulte „C“ der CDU richten und denen ein Halt sein, die Verantwortung tragen.

Wir missionieren hier in der Diaspora also auch in der CDU und sind somit mitten im Motto des Katholikentages „Seht da ist der Mensch“, wir dürfen aber nicht mitfeiern, sondern nur vor der Tür da sein.

Dies wird vom Büro des Katholikentages so formuliert: „In Leipzig sollten erstmalig gesellschaftliche Gruppen aus Leipzig zugelassen werden. Es war ein Experiment, das unsere Erwartungen nicht erfüllt hat. Es gab zu wenig Bewerbungen. Wir haben daher darauf verzichtet und dieses Zulassungskriterium zurückgezogen. Daher mussten wir Ihnen, wie Ihnen Herr Dr. Stauch bereits am Telefon erläutert hat, absagen.“ (Benjamin Müller-Januar 2016)

Dr. Strauch formuliert es dann so: „Ich habe mich explizit noch einmal mit Ihrer Zulassung bzw. Nicht-Zulassung beschäftigt. So haben wir die Zulassung von Leipziger säkularen Organisationen zurückgezogen, weil sich zu wenig Organisationen beworben hatten. Dies betrifft im besonderen alle Leipziger Ratsfraktionen gleichermaßen, sofern sie sich beworben haben. Hinzu kommt, dass Ihre Organisation auch nicht das Kriterium einer ‚Leipziger‘ Organisation erfüllt. Eingeladen war ja die CDU-Ratsfraktion, die sich jedoch nicht in der Lage sieht, einen Kirchenmeilenstand zu betreiben. Landesweite oder gar bundesweite christliche Zusammenschlüsse in verschiedenen Parteien sind nach unseren Kriterien nicht zugelassen. Ich freue mich jedoch sehr, dass meine Kollegen einen Weg gefunden haben, Ihnen die Beteiligung am Katholikentag zu ermöglichen. Mit dem Betreiben eines Standes auf der Reichsstraße sind Sie mitten im Geschehen und werden von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern stark wahrgenommen, mehr noch vielleicht als auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz. Sie müssen lediglich einen kurzen Antrag ans Ordnungsamt schreiben, für eine erfahrene Organisation wie die CDU sicherlich ein ganz normales und bekanntes Verfahren.“ (Dr. Martin Strauch)

Das Büro und hier Herr Dr. Strauch verstehen uns als CDU. Dies sind wir aber nicht, sondern wir sind ein „Katholischer Arbeitskreis in der CDU“ im Bistum Dresden-Meißen – und wenn wir weiter so fleißig arbeiten, dann bald auch in vielen Gemeinden. Wir haben regionale Ansprechpartner eingesetzt, um den Bezug zu den Regionen herzustellen. Seit März 2015 gibt es unter anderen den „Katholischen Arbeitskreis Leipzig“.

Um etwas Licht in das Dunkel zu bekommen haben wir einen Brief an Seine Exzellenz Erzbischof Dr. Heiner Koch gesandt mit der Bitte um Hilfe. Seine Exzellenz sagte bei einem gemeinsamen Treffen in Dresden 2013 dem Katholischen Arbeitskreis seine Unterstützung für dieses Engagement zu.

Wir Diasporakatholiken sind einiges gewöhnt, somit nehmen wir es sportlich und werden weiterhin unser Ziel verfolgen, gemeinsam mit den anderen Katholiken auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz in der Nähe der neuen Propsteikirche unser Zelt (3x3m) aufzuschlagen.

Täglich sind wir allein als Katholiken unterwegs und leben unseren Glauben in Beruf und Freizeit, in unterschiedlichen Vereinen und Gremien geben wir Zeugnis ab.

Wo so viele Katholiken aus ganz Deutschland kommen werden, wir allein gelassen und dürfen nicht in die Nähe der Kirche. Das nennt man Bedeutungslosigkeit in der eigenen Familie.

Wir beten für unsere Teilnahme am Katholikentag in Leipzig und wir werden einen Weg finden, unser Wirken zu präsentieren aber auch um zu zeigen, was katholischer Glauben in der Diaspora bewegen kann.

Der Verfasser, Mathias Kretschmer, ist der Landesvorsitzende des Katholischen Arbeitskreises in der CDU Sachsen.


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