Woelki: Frauenwürde wurde 'von marodierenden Männerhorden' missachtet

17. Jänner 2016 in Deutschland


Kölner Kardinal warnt zugleich davor, jetzt in »Vorverurteilungen und Generalisierungen« gegen Flüchtlinge zu verfallen – Gegen Grenzschließung: Das christliche Abendland werde nicht dadurch gerettet, «dass wir die Schotten dicht machen»


Düsseldorf (kath.net/KNA/red) Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki sagte am Samstag als Gastredner auf dem Neujahrempfang der nordrhein-westfälischen CDU, dass die gewalttätigen Übergriffe in der Kölner Silvesternacht nicht nur den wehrlosen Frauen geschadet hätten, sondern auch einer Stadt, die als »weltoffen, einladend, herzlich, voller Leben, tolerant und multikulturell« gelte. Es mache ihm große Sorgen, »dass so etwas hier bei uns geschehen konnte und die Würde der Frauen von marodierenden Männerhorden in schändlicher Weise missachtet« worden sei.

Zugleich warnte der Kardinal davor, jetzt in »Vorverurteilungen und Generalisierungen« gegen Flüchtlinge zu verfallen. Manche nutzten das in der Silvesternacht geschehene Leid, »um ihr politisches Süppchen zu kochen«. Durch diese ideologische Hetze ließen sich derzeit viele in die Irre führen. Sie fürchteten, dass ihre eigene Not durch die Zuwanderer verschärft werde. Diese »Irrmeinungen« seien mittlerweile »in Gewalt ausgebrochen«, sagte der Kardinal.

Er mahnte, jetzt nicht die deutschen Grenzen vor Flüchtlingen zu schließen. Das christliche Abendland werde nicht dadurch gerettet, «dass wir die Schotten dicht machen», Wem es wirklich um Christentum gehe, der müsse eintreten für «unsere Grundsätze, unsere Werte» und dabei «die Würde jeder Frau, jedes Mannes und jedes Kindes schützen».

Bei der Zuwanderung handele es sich um eine politische Herausforderung, bei der die Menschenwürde im Mittelpunkt stehe, betonte der Kardinal. Der von Papst Franziskus beklagten «Globalisierung der Gleichgültigkeit», die auch in Deutschland um sich greife, müsse mit christlicher Nächstenliebe begegnet werden.

Viele Menschen flüchteten aus ihren Heimatländern vor Terror und Gewalt. Diese Zustände würden »zumindest zum Teil« auch durch deutsche Waffenexporte »ermöglicht, verschärft und wohl auch verlängert«, sagte Woelki weiter. Dieser Realität müsse sich die Gesellschaft stellen.

Nach 26 Jahren deutscher Einheit habe er heute «stärker denn je» den Eindruck, dass wir neu lernen müssen, Mauern zu überwinden«, sagte Woelki vor rund 850 Gästen aus Politik und Gesellschaft. Heute existierten die Mauern nicht mehr zwischen Ost und West sondern zwischen Nord und Süd. Das Mittelmeer sei zum »Burggraben der Festung Europa« und zum »Massengrab« geworden.

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Archivfoto Kardinal Woelki (c) Erzbistum Köln


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