'Jeder Getaufte hat das göttliche Recht im Wort Gottes zu baden'

14. Dezember 2015 in Interview


„Die YOUCAT BIBEL ist bei Amazon seit Wochen Bestseller Nr. 1 im religiösen Jugendbuch“, erläutert Youcat-Initiator Bernhard Meuser. Was genau steckt hinter diesem erfolgreichen Einsatz für Neuevangelisierung? kath.net-Interview von Petra Lorleberg


Augsburg (kath.net/pl) „Kirche ist eine vom Wort Gottes bewegte, erschütterte und bekehrte Jesusbewegung.“ Wenn Bernhard Meuser von der Bibel spricht, spricht er von einem Buch mit Präsenz in der Gegenwart, einem regelrecht „lebendigen“ Buch, einem Buch, das ihn spürbar auch selbst gepackt hat: „Das Textmassiv der Heiligen Schrift ist durchglüht vom Gold göttlicher Präsenz und Autorität.“ Meuser ist der Initiator des Youcat-Projektes, das mit dem vielbeachteten Katechismus für Jugendliche begann und neben verschiedenen Themenbereichen (Firmkurs, Beichte etc) sich nun der Bibel als dem Fundament des Christentums zuwendet. Zur Youcat Bibel hat Papst Franziskus persönlich das Vorwort beigesteuert, er bezeichnete die Bibel darin als „ein Buch wie Feuer“. Im kath.net-Interview erläutert Meuser, was hinter der Youcat Bibel, dem neusten Kind des Youcat-Neuevangelisierungsprojektes, steckt.

kath.net: Herr Meuser, warum veraltet beispielsweise eine Mao-Bibel, aber nicht die Bibel?

Meuser: Bei der der Mao-Bibel handelt es sich um prophetisch aufgeladene Texte eines Despoten, der gerne der Liebe Gott gewesen wäre. Die Mao-Bibel, so hätte Heidegger gesagt, ist ein „Gemächte des Menschen“, etwas Ausgedachtes, Hergestelltes, dessen Halbwertzeit die seines Urhebers nur geringfügig übersteigt. Hätte die Bibel nur menschliche Urheber – und wäre sie auch der größte Menschheitstext – sie würde in den Regalen verstauben wie Herodot oder Thukydides. Das Textmassiv der Heiligen Schrift aber ist durchglüht vom Gold göttlicher Präsenz und Autorität. In zeit- und kulturbedingten Menschenworten spricht Gott sich ein für allemal aus. Deshalb ist die Bibel zeitlos.

kath.net: Warum bezeichnet Papst Franziskus im Vorwort der Jugendbibel die Heilige Schrift „ein gefährliches Buch“, ein „Buch wie Feuer“?

Meuser: Wir sitzen hier bei Glühwein und Plätzchen, - und müssten nur Youtube einschalten, um Bilder von Christen zu sehen, die im 21. Jahrhundert geschändet, enthauptet und gekreuzigt werden! An diese Christen erinnert der Papst: „Sie werden verfolgt, weil sie ein Kreuz tragen und Zeugnis für Jesus ablegen. Sie werden verurteilt, weil sie eine Bibel besitzen“. Es gibt Länder, in die man die Bibel nur unter Lebensgefahr reinschmuggeln kann. Klar ist die Bibel gefährlich, „so gefährlich“ meint der Papst, „dass man in manchen Ländern behandelt wird als würde man Handgranaten im Kleiderschrank horten“.

Aber die Bibel ist auch gefährlich für mich. Sie zu lesen bedeutet: Ändere dein Leben! Habe ich wirklich schon realisiert, was im Hebräerbrief steht? „Lebendig ist das Wort Gottes, kraftvoll und schärfer als jedes zweischneidige Schwert; es dringt durch bis zur Scheidung von Seele und Geist, von Gelenk und Mark …“

kath.net: Youcat präsentiert die zeitlose, ja altehrwürdige Bibel nun in jugendlichem Gewand. Hat die Bibel tatsächlich eine Botschaft für den Fußballprofi und die junge Börsenmaklerin, für das Flüchtlingsmädchen und den Schreinerlehrling?

Meuser: Natürlich! Luther hatte vollkommen recht, als er die Bibel in die Volkssprache übersetzte. Jeder Getaufte hat das göttliche Recht im Wort Gottes zu baden, darin zu lesen, daraus zu leben. Man muss hinzufügen, dass darum nicht gleich jeder ein berufener Interpret der Bibel ist. Die Kirche als Ganze liest die Heilige Schrift in der Vollkommenheit des Heiligen Geistes. Und Kierkegaard hat daran erinnert, dass die „Nachfolger“ und nicht die „Bewunderer“ die besten Ausleger der Heiligen Schrift sind.

Heute gibt es eine gewisse Gefahr, die Bibel auf eine neue, szientistische Weise zu versiegeln. Die Bibel gehört nicht den Philologen. Darum war es ein Glücksfall, mit Thomas Söding, Georg Fischer, Dominik Markl und Michael Langer international ausgewiesene Bibelwissenschaftler zu haben, die ihre fundamentale Expertise in den Dienst des „Frontalzusammenstoßes“ von Jugend und Gotteswort stellen wollten. Damit aber der Fußballprofi, die Börsenmaklerin und das Flüchtlingsmädchen wirklich unmittelbar von Heiliger Schrift angesprochen werden, muss man ein bisschen kreativ zaubern und ganz viele kleine Türchen aufmachen …

kath.net: Mit der Bibel ins Gespräch kommen? Wer die Jugendbibel von YOUCAT zur Hand nimmt, stellt schnell fest, dass er nicht in eine einsame Angelegenheit eintaucht nach dem Motto „Die Bibel und ich – und sonst nichts“. Selbst wer nur „im stillen Kämmerlein“ (wie es Jesus einmal in anderem Zusammenhang formuliert) in der Youcat Bibel liest, kommt in geistigen Kontakt sowohl mit heutigen Christen wie auch mit Christen quer durch die Jahrhunderte. Wie dürfen wir uns das konkret vorstellen?

Meuser: Mich hat immer der Gedanke fasziniert, dass die Kirche eine Art „biblische Lesegemeinschaft“ ist. Ich lese eben gerade nicht solo, sondern ich befinde mich im Club der besten, genauesten, klügsten, nachhaltigsten, liebevollsten, ahnungsreichsten und hingebungsvollsten Leser der Welt. Ich erinnere mich noch an die Nacht, in der ich mit heißen Ohren in der Biografie von Mutter Teresa las und dabei „Kopfkino“ hatte. Irgendwie war ich dabei, - in dem Moment, als sich ihr Mt 25,40 in die Seele brannte: „Was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“. Was für eine Lebenswende! Was für eine endlose Kette konkreter Folgen! Niemals mehr der gleiche Blick auf den anderen! Was für ein spirituelles Portal wurde mir da durch die präzise Lektüre einer kleinen Frau am anderen Ende der Welt aufgerissen!

kath.net: Manche könnten nun vielleicht fragen: Ist die Jugendbibel von YOUCAT eher fromm oder eher wissenschaftlich orientiert?

Meuser: In einer Pommesbude im Ruhrgebiet hörte ich einmal, wie jemand „Eima Pommes mit ohne beides!“ bestellte. Am besten wäre es, wir könnten auch die Bibel „mit ohne beides“ darbieten: der reine, gute Geschmack des Gotteswortes, ohne alle verdeckenden oder verfälschenden Zugaben. Jede Interpretation ist eben ambivalent: Sie kann erschließen, aber auch verstellen. Aus der Not, dass Gottes Wort nicht in überzeitlicher Reinheit vom Himmel in die Seele fällt, dass die Bibel vielmehr auch ein in ferner Vergangenheit entzogenes Sprachereignis ist, und dass zwischen Jesaja und mir der „garstige Graben“ (Lessing) der Geschichte klafft, aus dieser Not heraus ist alle Hermeneutik entstanden, also alle Lehre vom richtigen Verstehen.

Wie die Bibel richtig verstehen? Die Alternative „fromm“ oder „wissenschaftlich“ ist falsch gestellt. Ich selbst bin ein großer Anhänger der mittelalterlichen Lehre vom vierfachen Schriftsinn: Das Ganze der Heiligen Schrift erschließt sich, wenn man den LITERALSINN beachtet (also ein Wort zunächst einmal wortwörtlich aus seinem Kontext heraus versteht), wenn man dann die ALLEGORISCHEN SINN in Anschlag bringt (also das Wort im Kontext des gesamten Glaubenswissens interpretiert), dann den TROPOLOGISCHEN oder MORALISCHEN SINN erkundet (also ein Wort daraufhin untersucht, welche ethischen Forderungen es für mich impliziert) und schließlich den ANAGOGISCHEN SINN erschließt (also das Hoffnungspotential im Text „liest“). Auf einer niederschwelligen Weise haben wir genau das mit der Jugendbibel versucht. Wir wollten, dass kluge Leser Lust darauf bekommen, fromm zu werden.

kath.net: Das II. Vatikanische Konzil mahnt, dass den Gläubigen „der Tisch des Gotteswortes reicher bereitet“ werden (SC 51) möge. Während der „Tisch des Brotes“ uns Gläubigen zumindest hierzulande i.d.R. noch ausreichend reich gedeckt ist (beispielsweise bei „Nightfever“ auch in jugendgerechten Formen), stellt sich die Frage: Haben wir Katholiken bei „Tisch des Brotes“ möglicherweise Nachholbedarf? Haben wir Katholiken zugelassen, dass etwa in der Zeit der Reformation die bibelbasierte Spiritualität aus der katholischen Kirche ein Stück weit ausgewandert ist, wo sie doch eigentlich gerade als Reform in sie hätte hineinwirken wollen? Ist es an der Zeit, hier wieder eine Lücke zu schließen?

Meuser: Sehr gut! Ich hatte früher ein eher distanziertes Verhältnis zur Ökumene, genauer gesagt zu den „Ökumenikern“. Ich dachte, das sind die Leute, die da am Grünen Tisch einen Minimalkonsens auskungeln, der dann keiner Konfession mehr schmeckt. Als junger Verleger belehrte mich ein erfahrener Buchmacherkollege über hausgemachte Flops: „Schreib ´ökumenisch´ drauf – und du halbierst die Auflage!“.

Heute bin ich ein leidenschaftlicher Verfechter der Ökumene, weil ich erstens gesehen habe, dass unter evangelischen Christen wahre Früchte des Heiligen Geistes wachsen, und weil es zweitens solche sind, die wir Katholiken überlebensnotwendig brauchen.

Die Neuevangelisierung können wir Katholiken in der Pfeife rauchen, wenn wir uns nicht endlich zur Bibel bekehren, sie lieben, sie lesen, uns von ihr führen lassen, aus ihr leben. Übrigens werden dann viele evangelikale Christen keinen Grund mehr haben, sich von Rom zu distanzieren, wenn sie nämlich entdecken, dass die Katholische Kirche eine vom Wort Gottes bewegte, erschütterte und bekehrte Jesusbewegung ist.

kath.net: Unsere kath.net-Leser diskutierten bei unserem ersten Artikel über die Bibel von YOUCAT engagiert über die Frage, warum Sie sich für eine Auswahlbibel entschieden haben. Darf ich die Frage unserer Leser an Sie weitergeben?

Meuser: Gerne. Dafür gibt es zwei Gründe. Ein erster Grund ist vollkommen äußerlich: Bereits im kommenden Jahr werden etwa 20 verschiedene Sprachausgaben in Rom dem Heiligen Vater überreicht werden. Diese Jugendbibel wird bald in die entlegensten Winkel der Erde kommen. In ärmeren Ländern wird man die Jugendbibel verschenken. Bischöfe werden eine Finanzierung solcher Ausgaben bei „Kirche in Not“ beantragen. 430 Seiten sind da das Maximum. Eine Vollbibel im vorgelegten Stil wäre nicht zu finanzieren; sie hätte einen Umfang von weit über 2000 Seiten. Ein zweiter Grund: Vollbibeln gibt es schon in allen Sprachen, allen Formaten, allen Preisklassen.

Was Jugendliche brauchen, ist eine Tür in die Bibel. Also sagen wir: Lieber eine Auswahlbibel, die gelesen wird, als eine Vollbibel, die im Regal verstaubt. Und wir sagen uns: Wer die Auswahlbibel gelesen hat, hat Feuer gefangen; er wird von sich nach der Vollbibel verlangen.

Und noch etwas: Es erreichen uns immer mehr Anfragen der Art „Wunderbar, aber macht doch ein vollständiges Neues Testament im gleichen Stil!“ Ich hab das Thomas Söding, unserem Neutestamentler, schon einmal signalisiert. Seine SMS-Antwort lautete: „An mir soll´s nicht liegen!“

kath.net: Gefragt für den deutschen Sprachraum: Wer trägt eigentlich die Bibel von YOUCAT? Finanziell, ideell?

Meuser: Gute Frage. Ich weiß nicht, ob sich jemand vorstellen kann, welch ein mehrjähriger Aufwand betrieben werden muss, um ein solches Projekt logistisch zu bewältigen. Es braucht Redaktionssitzungen, permanente Abstimmungsprozesse mit den Exegeten, mit kirchlich verantwortlichen Stellen, mit vielen anderen Beiträgern und Beteiligten, die Bilder müssen weltweit organisiert werden, Jugendliche wollen eingeladen und zu Zeugnissen bewegt werden, usw. … Das geht richtig ins Geld.

Ideell sind wir getragen von Kardinal Schönborn, unserem Herausgeber und der Österreichischen Bischofskonferenz und sind auch dankbar für die Ermunterung von deutschen Bischöfen, von denen wir sehr schöne Reaktionen auf die Jugendbibel bekommen haben. Glücklich sind wir, dass Papst Franziskus solche Freude an dem Projekt hat und ein Bombenvorwort beigesteuert hat. Die YOUCAT Foundation ist als gemeinnützig anerkannt; sie lebt materiell nach wie vor von den weltweiten Lizenz-Einkünften aus dem YOUCAT und seinen Folgebüchern. Wir zahlen keine Autorenhonorare, verlangen von unseren Mitarbeitern, dass sie ihren Beitrag als Geschenk für die Weitergabe des Glaubens verstehen. Natürlich übersteigt das trotzdem unsere finanziellen Möglichkeiten. Wir sind auf vorläufige Hilfe durch das Päpstliche Hilfswerk „Kirche in Not international“ und auf großherzige Sponsoren angewiesen.

kath.net: Wie ist die Resonanz sowohl auf die Bibel wie auch allgemein auf das Youcat Projekt, im deutschen Sprachraum und weltweit? Was lässt sich aus so nüchternen Fakten wie den Absatzzahlen von Youcat Büchern ablesen?

Meuser: Nüchternes Faktum: Seit Wochen sind wir bei Amazon Bestseller Nr. 1 im religiösen Jugendbuch. Unmittelbar nach Start im Oktober mussten wir die zweite Auflage auslösen. Wir kriegen begeisterte Zuschriften, freilich auch einige, die sich über die „Auswahlbibel“ ärgern. International haben nahezu alle Verleger, die mit dem YOUCAT Erfolg hatten, auch eine Lizenz zur Jugendbibel abgeschlossen. Der amerikanische Verleger, ein Jesuit, meinte: die Bibel würde den YOUCAT in den Verkaufszahlen noch toppen, wobei der YOUCAT mit derzeit etwa 6 Millionen Exemplaren nach wie vor das bestverkaufte katholische Buch (nach der Bibel) ist. Auch in Deutschland, wo der YOUCAT auf eine Menge Skepsis traf (die sich in etwa mit der Skepsis deckt, auf die Papst Benedikt in seinem Heimatland gestoßen ist), sprechen die Zahlen eine deutliche Sprache: Weit über 300.000 verkaufte Exemplare in vier Jahren.

Mir ist kein anderes katholisches Buch (und schon gar kein Katechismus) bekannt, das ähnlich gut verkauft hat. Aber ich lasse mich gerne eines anderen belehren. Ob der YOUCAT gut oder schlecht ist, mögen andere beurteilen. Dass er auf ein Bedürfnis traf und trifft, kann niemand bestreiten.

kath.net: Das Youcat-Projekt widerlegt eine ebenso falsche wie weit verbreitete Meinung über die katholische Kirche. Viele – auch praktizierende Katholiken – denken: Die Weitergabe des Glaubens ist Aufgabe von Priestern oder „wenigstens“ von Ordensfrauen und Religionslehrern, die Laien lassen sich nur passiv „berieseln“. Youcat ruft aber dazu auf, dass jeder Katholik vollen Zugang zum Glauben hat und berufen ist, vollwertiger Zeuge zu sein. Ist das Youcat-Projekt damit sozusagen „Kirche von unten“ in einer ganz neuen Ausrichtung? Also nicht im Sinn des Dauermurrens, wie es uns die alt werdenden Vertreter von „Kirche von unten“ vor den Mikrophonen der Mainstreammedien noch immer vormachen wollen. Herr Meuser, sollte jeder Katholik, jeder Christ Missionar sein? Auch im deutschen Sprachraum?

Meuser: Ich bewege mich sehr gern im Kreis der Neuen Geistlichen Aufbrüche und Gemeinschaften, national wie international. Und da ist festzustellen, dass ein großes Thema immer stärker nach vorne kommt: Jüngerschaft! Unsere Kirche hat alles, aber sie hat viel zu wenig Jünger. Was sind Jünger? Jünger sind solche, die in enger Relation mit Jesus leben, die seine Schule durchlaufen oder durchliefen, die sich voll mit seinen Intentionen identifizieren, die seine Sache betreiben (ergo missionarisch sind). Jünger sind die Leute, zu denen Jesus sagt: „Nicht mehr Knechte nenne ich euch, … vielmehr habe ich euch Freunde genannt“ (Joh 15,15). Freundeskreise Jesu, - darin besteht das Herz der Kirche.

Der große Eyeopener war für mich ein Buch von Gerhard Lohfink, „Braucht Gott die Kirche“, worin der große alte Mann schlüssig nachweist, dass die Kirche des Neuen Testaments aus drei Gruppen – nicht aus zwei – besteht: Volk, Jünger, Apostel/Amt. Wenn das stimmt, liegt der große Systemfehler der Kirche in Deutschland darin, dass sie nach wie vor eine duale Struktur hat: Es gibt das Amt, angereichert durch angestellte Träger amtlicher Intentionen, und es gibt das (weithin passive Volk), das ein Spektrum von religiösen und lebenshilflichen Leistungen bis hin zu gutem liturgischem Entertainment von der anderen Seite einfordert. Drei gegen zwei! Ist es kühn, sich Lohfink anzuschließen, wenn er behauptet, dass eine dual strukturierte Kirche – eine Kirche ohne Jünger – nicht funktionieren kann?

kath.net: Herr Meuser, Sie kommen gerade von einem großen Youcat-Kongress auf den Philippinen zurück. Möchten Sie uns Einblick geben, wie das Youcat-Projekt auf den Philippinen ins Leben umgesetzt wird?

Meuser: Es war eine tolle Erfahrung, an diesem Kongress teilnehmen zu dürfen, aber es würde den Rahmen sprengen, sie hier ausführlich zu teilen. Nur einige Splitter: Mehrere hundert Teilnehmer, darunter Kardinal Tagle sowie drei weitere Bischöfe (Bischof Mallari von San José, der Verantwortliche für Katechese der Philippinischen Bischofskonferenz: „Ein pfingstliches Ereignis“), viele Priester, Delegationen aus zehn asiatischen Ländern, der überwiegende Teil der Teilnehmer Jugendliche. Straßenmission durch Jugendlich während des Kongresses. Grundsteinlegung eines jugendkatechetischen Zentrums mit vier Blöcken, in denen sich wie in einem Laboratorium die vier Grundfunktionen der Kirche widerspiegeln: Martyria, Diakonia, Liturgia und Communio. Das Schöne: Die Treiber des Projektes waren und sind Jugendliche, die auf dem Weltjugendtag in Madrid den YOUCAT geschenkt bekamen. Sie haben die Bischöfe angesteckt. Die haben sich anstecken lassen. … Wir von der YOUCAT Foundation mussten nur etwas unterstützen, was aus sich gewachsen ist.

kath.net: Sie haben auf den Philippinen einen Vorschlag gemacht, der mich begeistert: Sie brachten den Gedanken „Young Missio“ auf. Um was geht es? Wäre das auch in Europa denkbar?

Meuser: Am Anfang stand ein Wort von Papst Franziskus: „Wisst ihr, welches das beste Mittel ist, um die Jugendlichen zu evangelisieren? Ein anderer Jugendlicher. Das ist der Weg, den jeder und jede von euch gehen muss!“ Die Idee war: Wenn man eine Art Schneeballsystem initiieren will, wonach junge Menschen sich so tief im Glauben verwurzeln, dass sie andere anstecken können, dann muss man diesen jungen Leuten einen Anreiz setzen. Wir haben das mal YOUNG MISSIO genannt. Ganz einfach: Junge Leute erwerben durch Bibel, Katechismus, gottesdienstliche und diakonale Praxis profunde Kenntnisse im Glauben und praktisches Lebenswissen. Sie lassen sich prüfen, erhalten ein Zertifikat, fühlen sich ernstgenommen und schenken der Kirche ihr Engagement als junge Katechisten oder Katechesehelfer … Es sieht so aus, als wollten die Bischöfe auf den Philippinen das einmal erproben. Weiteres wird man sehen.

kath.net: Feilen Sie schon an nächsten Projekten? Darf ich neugierig sein?

Meuser: Eigentlich sollte der DOCAT (Katholische Soziallehre im YOUCAT-Stil) schon vor der JUGENDBIBEL kommen, aber der Approbationsprozess, der in Wien abgeschlossen ist, zieht sich in Rom noch etwas hin. Der Text muss ja sitzen! Es wird dazu ein großes, programmatisches Vorwort von Papst Franziskus geben, von dem wir schon wissen, dass es eine starke Einladung an alle katholischen Jugendlichen in der Welt sein wird, die Katholische Soziallehre für sich zu erobern, um auf den Trümmern von Kommunismus und Kapitalismus nach einer friedlicheren und gerechteren Welt zu suchen.

kath.net: Man darf also weiter gespannt sein! Herzlichen Dank, Herr Meuser, für Ihre Antworten.

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Foto oben: Titelblatt der Youcat-Bibel (c) Youcat Foundation


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