Piusbruderschaft kritisiert Abschlussdokument der Familiensynode

28. Oktober 2015 in Aktuelles


Von Rom getrennte Priesterbruderschaft Sankt Pius X.: Abschlussdokument sei «Ausdruck eines Kompromisses zwischen zutiefst unterschiedlichen Positionen» und enthalte «bedauernswerte Zweideutigkeiten und Auslassungen».


Menzingen (kath.net/KNA) Die traditionalistische Priesterbruderschaft Sankt Pius X. lehnt das Abschlussdokument der Weltbischofssynode zu Ehe und Familie ab. Es sei «Ausdruck eines Kompromisses zwischen zutiefst unterschiedlichen Positionen» und enthalte «bedauernswerte Zweideutigkeiten und Auslassungen», kritisiert der Generalobere der Piusbrüder, Bernard Fellay, in einer Erklärung auf deren Website. Im Namen einer «relativistischen pastoralen Barmherzigkeit» stifte das Dokument «Verwirrung, die bestimmt ausgenützt wird in einem Sinn, der der ständigen Lehre der Kirche widerspricht».

Nach dem Gesetz Gottes, so argumentiert Fellay, habe der Mensch nur in der legitimen Ehe «das Recht, von seiner Geschlechtlichkeit Gebrauch zu machen». Homosexualität widerspreche also «dem natürlichen göttlichen Gesetz». Alle «außerhalb der Ehe vollzogenen Vereinigungen» von «frei Zusammenlebenden, der im Ehebruch Lebenden oder gar der Homosexuellen» seien eine «Unordnung» und stellten eine Sünde dar. Man könne darin «nicht irgendeinen Teil von sittlicher Gutheit feststellen, auch nicht eine weniger vollkommene Gutheit», betont der Obere der Piusbrüder.

Er fordert, die Lösung der Probleme auf moralischem Gebiet dürfe «nicht allein dem Gewissen der Eheleute oder der Hirten anheimgestellt werden». Vielmehr sei das Naturgesetz «Regel für das Handeln». Die Fürsorge des Barmherzigen Samariters gegenüber dem Sünder zeige sich, so Fellay, indem er «mit der Sünde nicht gemeinsame Sache macht»; genauso mache der Arzt, «nicht gemeinsame Sache mit der Krankheit», sondern helfe, diese zu überwinden. An die Adresse der Verfasser der Synodenschlusserklärung formuliert der Obere der Bruderschaft: «Man kann sich von der Lehre des Evangeliums nicht im Namen einer subjektivistischen Pastoral befreien, indem man sie als gemeingültig darstellt und sie im Einzelfall abschafft.»

Die Priesterbruderschaft St. Pius X. ist seit 1988 von Rom getrennt. Sie wurde 1969 vom französischen Erzbischof Marcel Lefebvre (1905-1991) gegründet und lehnt die Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) ab. Diese hätten die Tradition der Kirche zerstört, so Lefebvre, der selbst als Ordensoberer am Konzil teilnahm. Die Piusbruderschaft sieht sich als Bewahrerin der Tradition der «Heiligen Römischen Kirche».

Papst Benedikt XVI. (2005-2013) nahm Gespräche über eine mögliche theologische Einigung mit der Bruderschaft auf. Der Gesprächsprozess kam 2012 ins Stocken. Allerdings teilten im Sommer 2015 hochrangige Vertreter beider Seiten mit, man sei weiter im Gespräch. Anfang September erklärte Papst Franziskus überraschend, er hoffe auf eine baldige Einigung mit der Bruderschaft. Er «vertraue darauf, dass in naher Zukunft Lösungen gefunden werden können, um die volle Einheit mit den Priestern und Oberen der Bruderschaft wiederzugewinnen».

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