'Der Papst hat ausdrücklich zu freier Diskussion aufgerufen'

20. Oktober 2015 in Familie


US-Erzbischof Chaput über Bischofssynode: Man soll deshalb nicht „eine ernsthafte Meinungsdifferenz zwischen den Synodenvätern entmutigen oder missverstehen“, etwa als Opposition zum Papst.


Vatikan-Philadelphia (kath.net) Der Papst hat für die Bischofssynode „ausdrücklich zu freier und offener Diskussion aufgerufen. Ich gehe davon aus, dass er meint, was er sagt.“ Man sollte deshalb nicht „eine ernsthafte Meinungsdifferenz zwischen den Synodenvätern entmutigen oder missverstehen, sagte der Erzbischof von Philadelphia/USA, Charles Chaput, im Interview mit „Catholic News Agency“. „Dies gilt besonders für die Kardinäle. Eine ihrer Hauptaufgaben ist es, dem Papst ihren besten Rat anzubieten“. Dies stelle weder ihn selbst noch die Bischöfe Amerikas in eine Opposition zu Papst Franziskus, wie es das „America Magazine“ neulich behauptet hatte, so Chaput. Wer das herzliche Willkommen, das die US-Bischöfe Papst Franziskus letzten Monat bei seinem Besuch in Philadelphia angeboten haben, als „Opposition“ verstünde, „der sollte einen wirklich guten Augenarzt besuchen“.

„Eine Familiensynode sollte sich logischerweise erst einmal auf intakte Familien konzentrieren, die versuchen, ihren katholischen Glauben zu leben, ihre Kinder gut großzuziehen und die Liebe zwischen Ehemann und Ehefrau zu vertiefen“, erläuterte Chaput der „Catholic News Agency“ weiter. Solche Familien gebe es in den USA zu tausenden, „sie brauchen Unterstützung und Ermutigung durch die Kirche. Außerdem verdienen sie ernstgemeinte Dankbarkeit und Lob für ihre Bemühungen“. Auch die geschiedenen und zivilrechtlich Wiederverheirateten „brauchen die Hilfe der Kirche“, ebenso die Menschen mit gleichgeschlechtlichen Empfindungen. „Doch Grundstein der Kirche sind gesunde Familie, die für neues Leben offen sind. Wenn wir sie vernachlässigen, wenn wir sie nicht zu unserem obersten Tagesordnungspunkt machen, dann verkrüppeln wir das Zeugnis der Kirche in den kommenden Jahrzehnten.

Der US-amerikanische Bischof wies darauf hin, dass er sich um die Auswirkungen der Pornographie sorge. „Pornographie schadet den Familien gewaltig. Sie isoliert einzelne Familienmitglieder, indem sie private sexuelle Obsessionen hervorbringt. Sie ruiniert die Intimität zwischen Mann und Frau mit der Vorstellung von ‚perfektem‘ Sex, der nicht in Zusammenhang mit echten Menschen steht.“ Pornographie stehle den Reichtum einer sexuellen Langzeitfreundschaft, die sich gegenseitig belohnt, und fülle die Lücke mit billigem Ersatz, der das Menschenherz nicht wirklich nähren könne. Außerdem machte Chaput auf die „beunruhigend große Zahl“ katholischer Geistlicher aufmerksam, „die mit diesem Problem kämpfen, und dies hat nichts mit dem Zölibat zu tun. Auch verheiratete evangelische Geistliche und jüdische Rabbis“ kämpften mit denselben Problemen, so erläuterte der Bischof weiter.

„Christen sollten etwas Ritterlichkeit in ihren Herzen haben.“ Zwar mache sich die Welt über „Reinheit“ lustig, doch ein reines Herz und Denken „sind die Grundlage des männlichen Mutes“. Pornographie mache „von billigem Junkfood abhängig“, doch „echte Frauen mit Herz und Verstand, mit Meinungen und Hoffnungen“ seien viel interessanter. „Glück ist auf Realität gebaut“, „nicht auf Illusionen“. Doch Pornographie „ist nur Illusion“. Chaput äußerte seine Hoffnung, dass die Synodenväter die Pornographie sowohl als Symptom wie auch als Wirkursache vieler aktueller Eheprobleme verstünden.

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