
19. Oktober 2015 in Weltkirche
Bischofssynode: Erzbischof weist in Synodenstatement lobend auf das Gebetshaus Augsburg hin Gebetshaus-Leiter Johannes Hartl betont gegenüber kath.net: Warum soll denn ein Mensch heilig leben wollen, wenn er Gott nicht kennt?
Vatikan-Augsburg (kath.net/pl) Im Gebetshaus Augsburg haben jedes Jahr tausende von Menschen die Möglichkeit, die spirituelle Dimension des Menschen, seine Offenheit zum Heiligen und zum Gebet, zu Gott, zu entdecken. Jedes Jahr steigt die Zahl der Teilnehmer an und zeigt damit auch die große Sehnsucht des modernen Menschen, die Gegenwart Gottes im eigenen Leben wiederzufinden. Darauf wies der Erzbischof von Riga/Lettland, Zbigņevs Stankevičs, in seinem Statement bei der Bischofssynode im Vatikan am Freitag hin. Die Frage nach evangeliumsgemäßer Mission und Seelsorge sei von entscheidender Bedeutung. Zwar sei die Gewissensentscheidung der Gläubigen von grundlegender Bedeutung, doch gleichzeitig gelte auch, dass dieses Gewissen durch das Wort Gottes und die Lehre der Kirche gebildet werden müsse. Die Frage nach der Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene könne deshalb nicht nur dem Forum internum der Gläubigen überlassen werden, wenn man nicht einen Do it yourself-Glauben riskieren wolle. Doch das Ziel der Hirten sei eine Herde, die die Richtung selbst kenne und nicht getrieben werden müsse, erläuterte der lettische Metropolit.
Mit großer Freude haben wir zur Kenntnis genommen, dass das Gebetshaus im Rahmen der Synode erwähnt wurde, stellte der Leiter des Gebetshauses Augsburg, der katholische Theologe Johannes Hartl, gegenüber kath.net auf Anfrage fest. Tatsächlich trifft die Feststellung absolut zu, die Erzbischof Stankevics macht: Menschen von heute brauchen nicht in erster Linie eine möglichst wenig anstößige Kirche, sondern eine, wo sie die geistliche Dimension des Lebens entdecken können. Das geschieht durch eine Berührung mit Gott. Wo diese nicht stattfindet und wo Menschen nicht zu echten Jüngern Jesu gemacht werden, da verliert auch alle Rede von der christlichen Ehe und der Sexualmoral irgendwie ihre Pointe.
Warum soll denn ein Mensch heilig leben wollen, wenn er das Heilige nicht kennt, wenn er Gott nicht kennt?, fragte Hartl. Deshalb weist das Zitat des Erzbischofs genau in die richtige Richtung: wir brauchen Orte, an denen Gottes Gegenwart erfahrbar wird und Katechese, die genau das unterstützt. Und mit letzterer meine ich kantige, mutige Verkündigung des ganzen Evangeliums Jesu Christi ohne Anpassung an zeitbedingte Geschmacksvorlieben. Wo die Kirche das getan hat, war sie immer fruchtbar. Gott wird dann spürbar und Menschen werden angezogen.
Doch wo die Kirche ihre Lehre an das anpasse, was man heute gerne hört, verliert die Kirche beides: die Erfahrbarkeit der heiligen Nähe Gottes und die Menschen, warnte Hartl. Die kommen nämlich trotz und gerade wegen aller Anpassung nicht mehr.
Dabei müsse und solle man zwar in den Formen neue Wege gehen. Und herzliche Annahme und echtes Verständnis zu leben, darin sollten wir aktiv wachsen. Doch dies eben nur in Verbindung mit Klarheit in der Verkündigung und echter geistlicher Tiefe, schloss der Augsburger Theologe.
kath.net-Buchtipp
Katholisch als Fremdsprache
Einander verstehen? Gemeinsam vorwärts gehen
Von Johannes Hartl; Leo Tanner
Hardcover
160 Seiten; 2015 Weg Verlag
ISBN 978-3-909085-95-8
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Dr. Johannes Hartl: Wider die Entmutigung in der Kirche![]()
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