Bischof: Ägypten auf gutem Weg und auch Hoffnung für Christen

1. Oktober 2015 in Weltkirche


Koptisch-katholischer Bischof von Assiut, Kyrillos William Samaan, im "Kathpress"-Interview: Derzeit keine systematischen Angriffe gegen Kirchen und Christen - Christen setzen Hoffnungen in Präsident al-Sisi


Salzburg (kath.net/KAP) Der ägyptische koptisch-katholische Bischof Kyrillos Williams sieht Ägypten auf einem guten Weg. Die Situation der Christen habe sich seit der zweiten Revolution 2013 verbessert, so der Bischof von Assiut. Freilich räumte er zugleich ein, dass das Land noch vor großen Herausforderungen stehe. Der Bischof äußerte sich im "Kathpress"-Interview am Rande der Jahrestagung der "Initiative Christlicher Orient" (ICO) in Salzburg.

Bischof Kyrillos sagte, die Stimmung in der ägyptischen Bevölkerung habe sich gegen Islamisten gekehrt. Man wolle keinen "Islamischen Staat" und auch keine radikalislamische Parteien. Der Großteil der Ägypter seien moderate Muslime, die Islamisten seien eine Minderheit, wiewohl sie immer wieder mit terroristischen Akten ihre Ziele verfolgten. Systematische Angriffe gegen Kirchen und Christen gebe es derzeit aber nicht.

Lob spendete der Bischof dem früheren ägyptischen Militärchef und jetzigen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi. Laut Bischof Kyrillos verfolge der Präsident keine persönlichen Interessen sondern setze sich für ein gemeinsames Ägypten für Muslime und Christen ein, in dem Politik und Religion getrennt sind.

Der Bischof erinnerte daran, dass al-Sisi als erster ägyptischer Staatspräsident an einer koptischen Weihnachtsfeier teilgenommen hatte. Er wohnte dem Gottesdienst mit Patriarch Tawadros II. in der Markuskathedrale in Kairo bei und sagte in einem kurzen Grußwort, dass Muslime und Christen gemeinsam feiern würden. Sie seien "eine Einheit" in den Augen der Welt.

Auch nach der grauenhaften Enthauptung von 21 koptischen Christen in Libyen durch IS-Terroristen im Februar 2015 habe al-Sisi richtig gehandelt, so Bischof Kyrillos. Der ägyptische Präsident habe sofort militärische Aktionen gegen die Terroristen in die Wege geleitet, dem koptischen Patriarchen Tawadros kondoliert und seinen Ministerpräsidenten zu den Familien der Ermordeten geschickt. Bald darauf wurde mit dem Bau einer Kirche zu Ehren der 21 enthaupteten Kopten begonnen.

Freilich dürfe alles nicht nur in einem allzu positiven Licht gesehen werden. Es gebe in Ägypten durchaus noch viel fanatisches Potenzial, in Schulbüchern werde immer noch Hass gegen Christen geschürt, und in den großen Medien seien die Christen bis vor Kurzem noch weitgehend ignoriert worden. Auch die Polizei komme mitunter ihrem gesetzlichen Auftrag nicht nach und benachteilige Christen. Vor allem in ländlichen Gebieten. Die Christen seien nach wie vor "Bürger zweiter Klasse", was etwa den Zugang zu Arbeitsplätzen betrifft. Trotzdem, so der Bischof: "Ägypten ist unsere Heimat. Wir Christen werden dieses Land niemals verlassen."

Die Christen würden für die ägyptische Gesellschaft eine wichtige Rolle spielen, etwa im Bereich der Bildung und der Gesundheitsversorgung. So betreibe allein die koptisch-katholische Kirche 170 Schulen im Land. 90 Prozent der Schüler seien Muslime. Auch in den zahlreichen christlich geführten Krankenhäusern und Krankenstationen im ganzen Land würden Christen wie Muslime ohne Unterschied behandelt.

Zu den früher eher schwierigen Beziehungen zwischen der koptisch-orthodoxen und koptisch-katholischen Kirche in Ägypten meinte Bischof Kyrillos, dass sich das Verhältnis seit dem Amtanstritt des koptisch-orthodoxen Papstpatriarchen Tawadros II. sehr positiv entwickelt habe.

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