Religionsfreiheit: einer der wertvollsten Schätze Amerikas

23. September 2015 in Aktuelles


Papst Franziskus dankt Präsident Obama für seinen Initiative im Bereich des Umweltschutzes. Die Gruppe von Ausgeschlossenen schreit zum Himmel und klopft heute kräftig an unsere Häuser, unsere Städte und unsere Gesellschaft VIDEO


Washington (kath.net) Papst Franziskus hat am Mittwoch sein Besuchsprogramm in den USA aufgenommen. Am Nachmittag mitteleuropäischer Zeit hieß Präsident Barack Obama den Papst in Washington in einem Zeremoniell mit militärischen Ehren im Garten vor dem Weißen Haus zusammen mit 15.000 Gästen und Zuschauern offiziell willkommen. Später am Tag feiert Franziskus die Heiligsprechungsmesse für den Missionar Junipero Serra (1713-1784). Dies gilt als besondere Würdigung der spanischsprachigen Katholiken des Landes.

Im Rahmen des Empfangs im Weißen Haus sprachen Franziskus und Obama etwa eine Dreiviertelstunde privat miteinander. Zuletzt hatten sich die beiden im März 2014 im Vatikan gesehen. Damals endete die Begegnung mit einer herzlichen Umarmung.

„Mein Wunsch ist, dass alle Männer und Frauen guten Willens in dieser großen Nation die Bemühungen der internationalen Gemeinschaft unterstützen, das Verwundbare in unserer Welt zu schützen und ganzheitliche und inklusive Entwicklungsmodelle anzuregen. Auf diese Weise mögen unsere Brüder und Schwestern überall den Segen des Friedens und der Wohlfahrt erfahren, die Gott für alle seine Kinder vorgesehen hat.“


kath.net veröffentlicht die Ansprache des Heiligen Vaters bei der Begrüßungszeremonie im South Lawn des Weißen Hauses:

Herr Präsident,

ich danke Ihnen herzlich für Ihren Willkommensgruß im Namen aller Amerikanerinnen und Amerikaner. Als Sohn einer Einwandererfamilie freut es mich, Gast zu sein in diesem Land, das großenteils von solchen Familien aufgebaut wurde. Ich freue mich auf diese Tage der Begegnung und des Dialogs, in denen ich gewiss viele der Hoffnungen und Träume der Menschen Amerikas aufnehmen und teilen werde.

Während meines Besuchs werde ich die Ehre haben, vor dem Kongress zu sprechen. Dabei hoffe ich als ein Bruder dieses Landes, Worte der Ermutigung an die zu richten, welche berufen sind, die politische Zukunft der Nation in Treue zu ihren Gründungsprinzipien zu gestalten. Ich werde auch nach Philadelphia zum Achten Weltfamilientreffen reisen, um die Institutionen von Ehe und Familie in dieser Zeit, einem kritischen Moment in der Geschichte unserer Kultur, zu würdigen und zu stützen.

Herr Präsident, gemeinsam mit ihren Mitbürgern engagieren sich die amerikanischen Katholiken dafür, eine absolut tolerante und inklusive Gesellschaft aufzubauen, die Rechte der Einzelnen und der Gemeinschaften zu schützen und jede Form ungerechter Diskriminierung zurückzuweisen. Mit zahllosen anderen Menschen guten Willens tragen sie ebenso Sorge, dass die Bemühungen um eine gerechte und wohlgeordnete Gesellschaft ihren tiefsten Interessen und ihrem Recht auf religiöse Freiheit entsprechen. Diese Freiheit bleibt einer der wertvollsten Schätze Amerikas. Wie meine Mitbrüder, die amerikanischen Bischöfe uns erinnert haben, sind alle dazu aufgerufen, wirklich als gute Bürger wachsam zu sein, um jene Freiheit zu hüten und gegen alles, was sie bedrohen oder beeinträchtigen könnte, zu verteidigen.

Herr Präsident, ich finde es ermutigend, dass Sie eine Initiative zur Verringerung der Luftverschmutzung vorschlagen. Angesichts der Dringlichkeit bin auch ich der Überzeugung, dass der Klimawandel ein Problem ist, das nicht länger einer kommenden Generation überlassen werden darf. Was die Sorge für unser »gemeinsames Haus« betrifft, leben wir gerade in einem kritischen Moment der Geschichte. Wir haben noch Zeit, die notwendigen Änderungen durchzuführen, um »eine nachhaltige und ganzheitliche Entwicklung« zustande zu bringen, »denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können« (Laudato si’, 13).

Ein solcher Wandel verlangt von uns, mit Ernst und in Verantwortung zu erkennen, was für eine Welt wir hinterlassen wollen – nicht nur unseren Kindern, sondern auch den Millionen von Menschen, die unter einem System leben, das ihnen keine Beachtung schenkt. Unser gemeinsames Haus ist Teil dieser Gruppe von Ausgeschlossenen geworden, die zum Himmel schreit und die heute kräftig an unsere Häuser, unsere Städte und unsere Gesellschaft klopft. Um einen markanten Ausspruch von Pastor Martin Luther King zu gebrauchen, können wir sagen, dass wir einen Schuldschein nicht eingelöst haben und es jetzt Zeit ist, der Verpflichtung nachzukommen.

Wir wissen vom Glauben her, dass der Schöpfer uns nicht verlässt. »Niemals macht er in seinem Plan der Liebe einen Rückzieher, noch reut es ihn, uns erschaffen zu haben. Die Menschheit besitzt noch die Fähigkeit zusammenzuarbeiten, um unser gemeinsames Haus aufzubauen«(Laudato si’, 13). Als Christen, die von dieser Gewissheit erfüllt sind, möchten wir uns der bewussten und verantwortlichen Sorge für unser gemeinsames Haus widmen.

Die Bemühungen, die kürzlich unternommen wurden, um gebrochene Beziehungen in Ordnung zu bringen und um neue Türen der Zusammenarbeit in unserer Menschheitsfamilie zu öffnen, stellen positive Schritte auf dem Weg der Versöhnung, der Gerechtigkeit und der Freiheit dar. Mein Wunsch ist, dass alle Männer und Frauen guten Willens in dieser großen Nation die Bemühungen der internationalen Gemeinschaft unterstützen, das Verwundbare in unserer Welt zu schützen und ganzheitliche und inklusive Entwicklungsmodelle anzuregen. Auf diese Weise mögen unsere Brüder und Schwestern überall den Segen des Friedens und der Wohlfahrt erfahren, die Gott für alle seine Kinder vorgesehen hat.

Herr Präsident, nochmals danke ich Ihnen für Ihre Begrüßungsworte, und ich freue mich auf diese Tage in Ihrem Land. Gott segne Amerika!




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