Rappender Pfarrer: 'Musik ist für mich die verborgene Sprache Gottes'

18. August 2015 in Interview


Ein Pfarrer rappt in Jeans vor dem Altar seiner Kirche locker einen Song. Ungewöhnlich? Im kath.net-Interview erklärt Norbert Fink, Jugendpfarrer im Erzbistum Köln, was ihn dazu bewegt. Von Petra Lorleberg


Gummersbach (kath.net/pl) Ein Pfarrer rappt in Jeans vor dem Altar seiner Kirche locker einen Song. Ungewöhnlich? Ja, durchaus! Das Lied „Dein Gott“ will die christliche Botschaft auch für junge Menschen ansprechend verpacken. Norbert Fink (Foto), Jugendpfarrer im Erzbistum Köln und privat langjähriger Elvis-Presley-Fan, hat keine Berührungsängste mit junger Musik und mit neuen Formen der Verkündigung des Evangeliums. In kath.net-Interview erklärt er dies näher.

kath.net: Hat Ihr Musikvideo bereits so viele Klicks wie Sie sonst Zuhörer in einer Sonntagspredigt haben?

Pfr. Norbert Fink: Schon deutlich mehr! Momentan hat mein Musikvideo ca. 4000 Klicks auf Youtube. Ich freue mich sehr, dass es so großen Anklang findet, vielleicht auch weil es ein Novum bei uns in Deutschland ist. In anderen Ländern gibt es rappende Priester, bei uns in Deutschland glaub ich noch nicht.

kath.net: Ist für Sie Kirchenmusik ein Mittel zur Verkündigung des Evangeliums?

Pfr. Fink: Ja, Kirchenmusik ist ein sehr starkes Mittel zu Verkündigung des Evangeliums. Schon Augustinus hat gesagt: "Wer singt, betet doppelt".

Eigentlich wird im Gottesdienst immer zweimal gepredigt, durch das gesprochene Wort und auch durch das gesungene Wort. Deshalb ist es mir z.B. auch sehr wichtig meine Predigten immer auch mit den Kirchenmusikern abzustimmen, damit wir uns gut ergänzen und Inhalte der Predigt auch musikalisch fortgeführt werden und somit immer ein roter Faden im Gottesdienst sichtbar ist.

Musik jedweder Art spricht tiefe Schichten in unserer Seele an und ist für mich die verborgene Sprache Gottes, die alle Menschen eint und die alle Menschen verstehen. Musik ist ein sehr wichtiges Instrument um Emotionen und Inhalte weiterzugeben und zu empfangen.

kath.net: Soll sich Kirchenmusik auch auf sehr moderne und "junge" Musikstile einlassen?

Pfr. Fink: Ja, ich wäre sehr dafür, wenn Kirchenmusik noch vielfältiger würde und es neben Orgel, Chor und Klassik noch andere Formen und Instrumente gebe, wenn sie denn passend sind zum Kirchenraum und zu der Gemeinde, die den Gottesdienst feiert.

Ich denke, man muss beim Einsatz von anderen Stilen sehr sensibel sein, damit nicht nur etwas anders gemacht wird, damit mehr Pfiff reinkommt und man moderner ist oder sich gar der Moderne anbiedert.

Und man muss auch unterscheiden zwischen Kirchenmusik innerhalb der heiligen Messe und anderen Arten von Gottesdienst und Andachten. Beim Letzteren hat man mehr Spielraum kreativ zu sein und sollte diesen auch nutzen.

Kurzum gesagt, ich bin sehr dafür mehr Rockmusik, Hip-Hop, Rap, Gospel, etc. in Gottesdiensten einzusetzen, aber unter den oben angegebenen Voraussetzungen.

kath.net: Haben Sie schon Reaktionen von jungen Leuten auf Ihren Rap?

Pfr. Fink: Ich habe sehr, sehr viele positive Reaktionen von Jugendlichen bekommen. Hier ein paar O-Töne: „Sehr cool, und total professionell! Da steckt bestimmt ´ne Menge Arbeit drin... Werde es an andere Jugendliche weiterleiten“; „Wie wunderbar, dass unsere Religion solch bunte, verrückte, eigenwillige Typen hat. Lass Dich bloß nie verbiegen und behalt dein frommes Herz!!“; „Super cooler Song! Muss ich gleich mal teilen“

kath.net: Gab es auch Kritik?

Pfr. Fink: Nur vereinzelt. Gelegentlich kamen auch Kommentare wie „Peinlich, sowas zu machen“; „Furchtbar diese Anbiederei“. Aber das kam nicht von Jugendlichen, sondern eher älteren Leuten.

kath.net: Mir persönlich gefällt Ihr Rap absolut gut. Darf man auf Fortsetzung hoffen?

Pfr. Fink: Ja, ich habe noch mehr Rap-Songs auf Lager, da ich oft bei meinen Predigten auch Rap-Einlagen mache oder mit Poetry Slam arbeite. Wenn ich mal etwas Zeit finde, werde ich vielleicht sogar eine ganze CD aufnehmen und dann werden auch weitere Videos folgen.

Ich bin gespannt, wohin die Reise geht und bin mir sicher, mein erstes Musikvideo war nur der Beginn dieser Reise.

Pfarrer Norbert Fink rappt im Musikvideo seinen Song ´Dein Gott´


Jugendpfarrer Fink ist Autor von drei Youcat-Kalendern, die er jeweils auch persönlich Papst Franziskus bzw. zuvor Papst Benedikt überreichte


Foto Pfr. Fink © Norbert Fink/Screenshot


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