"Nein, das sind nicht die Grünen. Das ist christlich."

5. Juni 2015 in Weltkirche


Die zweite Enzyklika von Papst Franziskus erscheint am 18. Juni - Korrespondentenbericht von Thomas Jansen


Vatikanstadt (kath.net/KAP) Selten ist ein päpstliches Lehrschreiben auch außerhalb der katholischen Kirche mit so großer Spannung erwartet worden, wie die Umweltenzyklika von Franziskus. Seit Wochen spekulieren Medien über den Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung, über Inhalte und Titel. Aus Wirtschaftskreisen in den USA soll es nach Aussage eines Kardinals sogar schon Kritik geben, obwohl der Wortlaut des Textes noch gar veröffentlicht ist. Nun steht zumindest das Erscheinungsdatum fest: Die Enzyklika wird am 18. Juni vorgestellt, wie der Vatikan am Donnerstag offiziell mitteilte.

Man wolle damit Verwirrungen vorbeugen, die durch weitere Spekulationen der Medien entstünden, so das Presseamt. Derzeit wird im Vatikan noch an den Übersetzungen des gut 80 Seiten umfassenden Textes gearbeitet. Erstmals ist die Urfassung einer Enzyklika in Spanisch geschrieben.

Die Spannung hat ihren Grund: Es ist das erste Mal, dass ein Papst ökologische Fragen in den Mittelpunkt einer Enzyklika stellt. Ein politisch heikles Thema - umso mehr, als Franziskus sein Schreiben ausdrücklich als Beitrag zur UN-Klimakonferenz und zur Konferenz über die UN-Milleniumsziele verstanden wissen, die im Herbst in Paris und New York stattfinden. Hinzu kommt, dass es die erste Enzyklika ist, die ausschließlich aus Franziskus' Feder stammt. Seine erste Enzyklika mit dem Titel "Lumen fidei", die im Juni 2103 veröffentlicht wurde, stammte zu großen Teilen noch von seinem Vorgänger Benedikt XVI.

Der Wortlaut der Umweltenzyklika ist bislang noch unter Verschluss. Ihr Titel soll nach italienischen Medienberichten dem Sonnengesang des heiligen Franz von Assisi entlehnt sein: "Laudato si". Bekannt ist diese Wendung bislang vor allem durch ein neues geistliches Lied mit diesem Kehrvers. Was die Inhalte angeht, so dürfte es um den Klimawandel und sein Folgen gehen, den Umgang mit natürlichen Rohstoffen und die Luftverschmutzung.

Global gerechte Entwicklung wird Thema

Beobachter rechnen damit, dass Franziskus auch die grundsätzliche Frage einer nachhaltigen und gerechten Entwicklung anspricht, die allen Menschen auf der Welt ein würdiges Auskommen ermöglicht. Der Papst selbst hatte angekündigt, es werde auch um eine "Human-Ökologie" gehen und damit einen Begriff aufgegriffen, den Johannes Paul II. eingeführt hatte und der auch von Benedikt XVI. verwendet wurde. Beide hatten auch den Schutz der Familie hierzu gezählt. Dass Franziskus die Profitgier eines ungehemmten Kapitalismus als Hauptursache für die soziale Ungleichheit in der Welt ebenso wie für die Umweltverschmutzung sieht, daran hat er bereits bei früheren Gelegenheiten keinen Zweifel gelassen.

Mit besonderer Spannung wird erwartet, wie konkret sich der Papst in der Enzyklika zu einzelnen Themen äußert. Wird er etwa die Atomenergie ausdrücklich verurteilen, wie manche mutmaßen oder wird er es bei der Benennung allgemeiner ethischer Kriterien für die Auswahl von Energieträgern belassen?

Die Folgen wären nicht unerheblich, denn Enzykliken sind die wichtigsten Lehrschreiben der Päpste. Sie sind zwar keine unfehlbaren Lehrentscheidungen des Papstes, besitzen aber eine hohe Verbindlichkeit. Der Papst selbst hatte daher darauf hingewiesen, dass die wissenschaftlichen Erkenntnisse, auf denen die Enzyklika fuße, zuvor sorgfältig geprüft werden müssten, damit sie durch den Fortschritt der Forschung nicht überholt würden.

Wenn Leute sich versammelten, um über die Schöpfung zu beraten, wünsche er sich, dass man sagen könne: "Nein, das sind nicht die Grünen. Das ist christlich", sagte Franziskus vor einiger Zeit in einer Morgenmesse. Freilich haben sich auch frühere Päpste schon zu diesem Thema geäußert. Seit Paul VI. haben die Päpste einen schonenden Umgang mit der Umwelt gefordert. In seiner Enzyklika "Caritas in veritate" vom Juni 2009 widmete sich Papst Benedikt XVI. aus ausführlich dem Thema Umweltschutz. Den Klimawandel thematisierte er darin allerdings nicht ausdrücklich, wie Kritiker monierten. Er kritisierte jedoch das "Aufkaufen der nicht erneuerbaren Energiequellen durch einige Staaten, einflussreiche Gruppen und Unternehmen ein schwerwiegendes Hindernis für die Entwicklung der armen Länder darstellt".

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