Berlin: Wird die evangelische Kirche zur ‚Randerscheinung‘?

1. Juni 2015 in Kommentar


B.Z.-Kommentar: „Immer seltener treffe ich Protestanten in Berlin und noch seltener solche, die stolz auf ihre Kirche sind und ihren Glauben verteidigen. Die Muslime, die ich kenne, tun es aber fast alle. Man könnte sie darum beneiden.“


Berlin (kath.net) „Die Zahl der evangelischen Christen in Berlin nimmt dramatisch ab“, „dann wäre die ehemals mächtigste christliche Kirche nur noch eine Randerscheinung“. Auf diesen Vorgang im früheren protestantischen Kerngebiet macht Gunnar Schupelius in seinem Kommentar „Religionsentwicklung - Wird der Islam künftig die stärkste Religion in Berlin sein?“ in der Berliner Tageszeitung „B.Z.“ aufmerksam. Im Hinblick auf statistische Untersuchungen erläuterte er: Der Anteil der evangelischen Christen an der Gesamtbevölkerung Berlins „sank zwischen 1992 und 2013 von 26 auf 17,5 Prozent“. 2013 wurde nur noch „12 Prozent der 14-jährigen Jugendlichen in Berlin und Brandenburg“ konfirmiert. „Wenn das so weitergeht und von ihnen später noch einige abspringen, sinkt der Anteil der evangelischen Kirchenmitglieder in der Region irgendwann auf unter 10 Prozent.“ Etwas anders verhalte es sich mit den Katholiken: „Ihr Anteil in der Stadt ist traditionell sehr gering und bleibt bei etwa neun Prozent stabil. Auch eine deutliche Minderheit!“

Gleichzeitig steige die Zahl der Muslime deutlich an. „Nähme also die Zahl der evangelischen Christen weiterhin so stark ab, könnte der Islam in 20 oder 30 Jahren bereits die stärkste Religion in Berlin sein.“ Dies würde ihn zwar persönlich nicht stören, „denn ich halte die Mehrheit der Muslime in Berlin für gute Nachbarn und alle, die ich persönlich kenne sowieso. Was mich aber empfindlich stört, ist das Verschwinden des Christentums in dieser schönen Stadt. Alle Versuche scheinen gescheitert, die Menschen in der Kirche zu halten. Ob die Pfarrer nun ernste Predigten halten oder ein buntes Unterhaltungsprogramm anbieten, ist vollkommen egal.“

Die evangelische Landeskirche werde in „Berlin und Brandenburg gar nicht mehr als wichtig eingestuft, ihre Stimme ist nicht gefragt, man ärgert sich noch nicht einmal über sie“. „Die Menschen treten aus oder lassen ihre Kinder gar nicht mehr taufen. Oder sie bleiben Mitglied, aber nur halbherzig oder als Karteileiche. Immer seltener treffe ich Protestanten in Berlin und noch seltener solche, die stolz auf ihre Kirche sind und ihren Glauben verteidigen. Die Muslime, die ich kenne, tun es aber fast alle. Man könnte sie darum beneiden.“

Link zum Kommentar in der „Berliner Zeitung“: „Religionsentwicklung - Wird der Islam künftig die stärkste Religion in Berlin sein?“.


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