Wie IS und Boko Haram Frauen und Mädchen missbrauchen

1. Juni 2015 in Aktuelles


UN-Sondergesandte: Nach einer Eroberung töten die IS-Kämpfer männliche Angehörige religiöser Minderheiten über 14 Jahre. Die Frauen müssen sich ausziehen und auf Jungfräulichkeit untersucht, dann nach Attraktivität und Oberweite eingeordnet.


Bagdad/Damaskus/Abuja (kath.net/idea) Die Gräueltaten der verbündeten Terrororganisationen „Islamischer Staat“ (IS) und Boko Haram (Westliche Bildung ist Sünde) an Mädchen und Frauen nehmen ungeahnte Ausmaße an. IS missbraucht junge Frauen religiöser Minderheiten, vor allem Christinnen und Jesidinnen, im Irak und Syrien systematisch als Sex-Sklavinnen. Ähnlich handelt Boko Haram in Nigeria; zusätzlich zwingen die Islamisten Mädchen und Frauen zum Einsatz als Selbstmordattentäterinnen. Beide Organisationen kämpfen für einen islamischen „Gottesstaat“, in dem sie das Religionsgesetz Scharia mit brutalsten Mitteln durchsetzen.

20-Jährige bei lebendigem Leibe verbrannt

Die UN-Sondergesandte für „sexuelle Gewalt in Konflikten“, Zainab Bangura (Sierra Leone), hat Gespräche mit Frauen geführt, denen die Flucht aus IS-Gefangenschaft gelungen ist. Dabei sind grauenhafte Praktiken ans Licht gekommen. So wurde eine 20-Jährige lebendig verbrannt, weil sie sich geweigert hatte, sich an extremen sexuellen Handlungen zu beteiligen, etwa an sadistischen Praktiken. Bangura beschreibt das System der IS-Sexsklaverei so: Wenn IS-Kämpfer ein Dorf erobert haben, trennen sie die weiblichen von den männlichen Angehörigen religiöser Minderheiten. Sie töten alle Männer ab 14 Jahren. Die Frauen müssen sich ausziehen; dann wird festgestellt, ob sie Jungfrauen sind. Außerdem werden sie nach Attraktivität und Oberweite eingeordnet.

Jesidin musste Koranverse aufsagen, während sie vergewaltigt wurde

Die jüngsten und schönsten Frauen erzielen auf dem Sklavenmarkt in der IS-Hochburg Rakka (Syrien) die höchsten Preise. Dort wird um die Sklavinnen gefeilscht. Außerdem besteht eine Hierarchie von Männern, die sich der Frauen bedienen dürfen – zuerst die Scheichs, dann die Emire, dann IS-Kämpfer. Bisweilen werden religiöse und sexuelle Torturen miteinander verbunden. So wurde eine 17-jährige Jesidin gezwungen, aus dem Koran zu rezitieren, während sie von IS-Männern vergewaltigt wurde. Als sie sich weigerte, übergossen die Männer sie zur Strafe mit kochendem Wasser. Später gelang ihr die Flucht. Das berichtet die Schwedin Delal Sindy, die im nordirakischen Kurdengebiet Flüchtlinge betreut. Ihr vertraute sich die gefolterte Jesidin nach Angaben der Internetzeitung Christian Post an.

Boko Haram zwingt Kinder zu Selbstmordattentate

Unterdessen hat die IS-Partnerorganisation Boko Haram im Nordosten Nigerias weitere Gräueltaten begangen. Im Bundesstaat Adamawa wurden bei Überfällen am 16. Mai mindestens 29 Personen umgebracht. Ein Großteil von ihnen waren Christen. So zerhackten die Kämpfer mit Macheten zehn Mitglieder einer Gemeinde der evangelischen „Kirche der Brüder“ in Pambula-Kwamda. Am 19. Mai kamen bei einem Selbstmordattentat auf die christliche Gemeinschaft in Garkida neun Personen ums Leben. Die Vereinten Nationen haben bestätigt, dass Boko Haram Frauen und Mädchen zwingt, solche Selbstmordanschläge durchzuführen. Mindestens 743.000 Kinder seien aufgrund der Überfälle von Boko Haram heimatlos geworden. Insgesamt hat die Terrororganisation seit Anfang 2014 etwa 2.000 weibliche Geiseln verschleppt, darunter 276 überwiegend christliche Schülerinnen aus einem Internat in Chibok (Bundesstaat Borno) Mitte April vergangenen Jahres. 57 konnten entkommen, von den übrigen fehlt jede Spur. Die nigerianische Armee konnte bisher rund 700 Personen aus den Fängen von Boko Haram befreien. Schätzungen zufolge haben die Extremisten seit 2009 mehr als 14.000 Menschen getötet.


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