9. Mai 2003 in Weltkirche
Nur volle Einheit im Glauben würde Abendmahlsgemeinschaft erlauben, meinte der Patriarch der Rumänisch-Orthodoxen Kirche bei einem Deutschland-Besuch.
München (www.kath.net / ok)
Für den Patriarch der Rumänisch-OrthodoxenKirche, Teoctist I., einen der ranghöchsten Repräsentanten der Orthodoxie,ist eine Abendmahlsgemeinschaft mit den orthodoxen Kirchen nur bei "vollerEinheit im Glauben" möglich. Beim zweiten Tag seines einwöchigenDeutschlandbesuches sprach er am Freitag, 9. Mai, vor Professoren undStudenten der Ludwig-Maximilians-Universität in München bei einem Festakt inder Ausbildungseinrichtung für Orthodoxe Theologie.
Der Patriarch würdigte ausdrücklich die Verbindungen der RumänischenOrthodoxen Kirche mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Den"substantiellsten theologischen Dialog" führe seine Kirche mit der EKD. ImRahmen dieses Dialogs gebe es beachtliche Annäherungen im Blick auf dieLehre und das geistliche Leben beider Kirchen. Einerseits sei deutlich, dasses noch viele Unterschiede in der Lehre vom Wesen der Kirche gebe,andererseits würden beide Kirchen bekennen, dass sie durch diesen Dialog ineiner Gemeinschaft des Gebets und des theologischen Gesprächs stünden. Siewürden "daran arbeiten, zur vollen Einheit im Glauben zu kommen, was alleindie Abendmahlsgemeinschaft zwischen den Kirchen erlauben würde".
In seinem Vortrag über "Die ökumenische Bewegung aus der Sicht derOrthodoxen Kirche Rumäniens" behandelte Teoctist I. auch die Beziehungen zurrömisch-katholischen Kirche "auf höchster Ebene". Die "Rückkehr zu denWurzeln", zur Praxis der Kirche des 1. Jahrtausends, sei der gemeinsameBezugspunkt, der die Perspektiven und Haltungen zwischen der katholischenund orthodoxen Christenheit radikal geändert habe. Der theologische Dialog,der in den letzten Jahren eine Periode der Krise durchlaufe, die hoffentlichbald überwunden sei, habe "eine gemeinsame Vision" in Richtung einerTheologie der Gemeinschaft entstehen lassen. Dadurch sei in kurzer Zeitwieder viel von dem gut gemacht worden, was im 2. Jahrtausend verlorengegangen war. "Die katholische und die orthodoxe Kirche erkennen sichwechselseitig an in ihrer Eigenschaft als Schwesterkirchen", zitierte derPatriarch das Dialogdokument von Balamand im Libanon von 1993. Das Dokumenthabe die lang erwartete Wende im Verstehen und der Haltung zueinanderermöglicht.
Die Beziehungen seiner Kirche zur römisch-katholischen Kirche hätten sich inden letzten Jahren "auch in der Bildung einer echten persönlichenFreundschaft zwischen den Kirchenführern der beiden Kirchen konkretisiert".Sie entwickelten sich aus der Überzeugung, dass die christlichen Kirchenihre Energien bündeln und darauf konzentrieren müssten, "der Heiligung derMenschen und der Welt zu dienen und Christus der Welt zurückzugeben". DieKirchen könnten angesichts der Konflikte in der gegenwärtigen Welt nichtgleichgültig bleiben. Sie müssten ihre Stimmen vereinen, um vor der Welt diechristliche Botschaft des Friedens und des Wohlergehens unter allen Menschenzu bezeugen.
Bereits am ersten Tag seines Besuches, am 8. Mai, hatte Teoctist I. beieiner Vesper im byzantinischen Ritus, die er gemeinsam mit dem Erzbischofvon München und Freising, Kardinal Friedrich Wetter, im MünchnerLiebfrauendom gefeiert hatte, zu einem gemeinsamen Zeugnis der Christen vorallem im Prozess der europäischen Einigung aufgerufen. Die Kirchen müsstenentschiedene Förderer einer "Heiligung" des europäischen Kontinents sein unddazu beitragen, dass Europa seine christlichen Werte wieder entdecke. Dazumüsse der ökumenische Dialog fortdauern und vertieft werden. In diesemZusammenhang hatte der Patriarch auf seine Kontakte mit Papst Johannes PaulII. hingewiesen. Sie hätten gemeinsam gezeigt, dass dies der Weg sei, dieEinheit zu suchen. Im Anschluss an die Vesper suchte der Patriarch dieBegegnung mit Hunderten rumänischer-orthodoxer Christen, die zu demGottesdienst gekommen waren.
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