Wahre Liebe ist konkret und teilt sich mit

7. Mai 2015 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: ‚Bleibt in meiner Liebe!’. Wahre Liebe isoliert sich nicht. Die Versuchung einer Gnosis, die eine spiritualistische Form des Egoismus ist. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Bleibt in meiner Liebe!“: darum bittet Jesus im heutigen Tagesevangelium (Joh 15,9-11), das Papst Franziskus in den Mittelpunkt seiner Predigt bei der heiligen Messe am Donnerstag der fünften Woche im Osterkreis in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ stellte. Es gebe zwei Kriterien, die „uns helfen werden, die wahre Liebe von der Liebe zu unterscheiden, die nicht wahr ist“.

Das erste Kriterium erkannte der Papst darin, dass die Liebe mehr in den Tatsachen als in den Worten zu finden sei. Wahre Liebe sei keine Liebe wie in einer „Telenovela“, eine Phantasie, Geschichten, die einem zwar ein wenig das Herz klopfen ließen, aber nichts mehr. Liebe finde sich in konkreten Tatsachen. Jesus ermahne die Seinen: „‚Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr! Herr!, wird in das Himmelreich kommen, sondern nur, wer den Willen meines Vaters im Himmel erfüllt“ (Mt 7,21), jene die meine Gebote gehalten haben“:

„Das heißt: wahre Liebe ist konkret, sie ist in den Werken, sie ist eine beständige Liebe. Sie ist keine einfache Begeisterung. Oftmals ist sie auch eine schmerzhafte Liebe: denken wir an die Liebe Jesu, als er das Kreuz trägt. Doch die Werke der Liebe sind jene, die Jesus uns im Abschnitt aus dem 25. Kapitel des Matthäusevangeliums lehrt V. 31-46). Doch wer liebt, tut dies: das Protokoll des Gerichts. Ich war hungrig, du hast mir zu essen gegeben, usw. Das Konkrete. Auch die Seligpreisungen, die das ‚pastorale Programm’ Jesu darstellen, sind konkret“.

Eine der ersten Häresien des Christentums, betonte Franziskus, sei jene des gnostischen Denkens gewesen, das von einem fernen Gott gesprochen habe, ohne etwas Konkretes. Die Liebe des Vaters dagegen sei konkret gewesen. Er habe seinen Sohn gesandt, der Mensch geworden sei, um uns zu retten.

Das zweite Kriterium der wahren Liebe bestehe darin, dass sie sich mitteile und nicht isoliert bleibe. Die Liebe schenke sich selbst und empfange, es verwirkliche sich jener Austausch, der zwischen dem Vater und dem Sohn ist, „eine vom Heiligen Geist gewirkte Kommunikation“:

„Es gibt keine Liebe ohne sich auszutauschen, ohne zu kommunizieren. Es gibt keine isolierte Liebe. Einer von euch aber könnte mich fragen: ‚Aber Pater, die Mönche und die Klausurschwestern sind doch isoliert’. Doch sie kommunizieren... und sogar viel: mit dem Herrn, auch mit jenen, die kommen, um ein Wort Gottes zu finden... Die wahre Liebe kann sich nicht isolieren. Wenn sie isoliert ist, dann ist es keine Liebe. Dann ist das eine spiritualistische Form des Egoismus, in sich selbst verschlossen bleiben und den eigenen Vorteil suchen... Das ist Egoismus!“.

In der Liebe Jesu bleiben bedeute daher, etwas zu tun, es bedeute die Fähigkeit, sich mitzuteilen, in einen Dialog zu treten, sowohl mit dem Herrn als auch mit den Brüdern und Schwestern:

„Das ist so einfach. Aber es ist nicht leicht. Denn der Egoismus, das Eigeninteresse: sie ziehen uns an, und sie ziehen uns an, damit wir nicht handeln, damit wir uns nicht mitteilen. Was sagt der Herr all jenen, die in seiner Liebe bleiben werden? ‚Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird’ (Joh 15,11). Der Herr, der in der Liebe des Vaters bleibt, ist von Freude erfüllt, ‚und wenn ihr in meiner Liebe bleibt, wird euere Freude vollkommen sein’: eine Freude, die so oft zusammen mit dem Kreuz kommt. Doch jene Freude – Jesus selbst hat es uns gesagt –wird euch keiner nehmen können“.

Franziskus beschloss seine Betrachtungen mit einem Gebet: „Der Herr schenke uns die Gnade der Freude, jener Freude, die die Welt nicht geben kann“.

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