Bleiben wir auch im heutigen innerkirchlichen Stimmgewirr katholisch!

3. April 2015 in Kommentar


„Es hat oft schon Bischöfe gegeben, denen man bezüglich ihrer Lehre nicht vertrauen konnte, weil sie selbst ungehorsam waren gegenüber der Lehre der Kirche oder diese nicht kannten... und sich daher irrten!“ kath.net-Klartext von Bischof Andreas Laun


Salzburg (kath.net) Kürzlich schrieb mir eine Frau im zweiten Teil ihres Emails: Jetzt hätte ich noch eine seelsorgliche Frage: „Ich habe am Wochenende in der Tagespost ein Interview mit einem Erzbischof gelesen und bin so gar nicht einverstanden mit seinem Auftreten. Liege ich falsch, wenn ich seine Worte anmaßend und arrogant empfinde? Wartet wirklich die Weltkirche auf das mutige Vorpreschen der deutschen Katholiken in pastoralen Fragen zum Umgang mit Gescheiterten? Was kann ich für diesen Erzbischof tun? Ich bete fleißig, aber mir fehlt es an Geduld. Gott hatte mit mir viel Geduld, Er hat sie sicher auch mit solchen Bischöfen. Aber kann ich ihm vertrauen, dass er die Kirche Gottes nach dessen Willen führt und leitet? Mir kommt es vor, als führe er seine Schafe eher in sumpfiges Gebiet als auf frische Auen.

Eigentlich sollte mich das doch gar nicht belasten, aber es bedrückt mich sehr, wie einige im Umfeld der Familiensynode für Unruhe, Verwirrung und Orientierungslosigkeit sorgen.

Können Sie mir ein paar Tipps geben, wich ich persönlich mit den Wirren unserer Kirche umgehen soll? Das schlimmste ist, dass die Frage nach der Wahrheit mich so umtreiben kann, dass ich in Diskussionen oft den Andersdenkenden aus den Augen verliere, ihn herabsetze (als weniger gläubig …) und damit auch selbst dem Bösen in die Falle laufe. Das will ich nicht.“

Liebe Frau M.! Auch das Leiden an der Kirche gehört zu den Kreuzen eines Christen!

Dabei müssen wir natürlich auch daran denken, dass jeder von uns mit seinen eigenen Sünden zum Leiden an der Kirche beiträgt!

Die Kirche ist Quelle der Freude, aber es gibt auch das Leiden an der Kirche, das die Christen selbst verursachen, und dieses Leiden zieht sich durch die ganze Geschichte der Kirche. Darum ist und bleibt die Kirche immer ein Volk Gottes, das der Reform bedarf, wie schon das Volk des Alten Bundes auch.

Dazu gehört natürlich auch die „eigene, persönlichen Reform“ gemäß der Antwort, die Mutter Teresa auf die Frage gab, was sie in der Kirche ändern wollte: „Sie und mich!“

Was aber die derzeitige, von Ihnen richtig wahrgenommene Unruhe betrifft, möchte ich sagen: Bleiben wir einfach katholisch, nicht konservativ noch liberal, sondern katholisch, mit gutem Mut zu bekennen und mit dem Mut, sich in der Folge „mobben“ und „diskriminieren“ zu lassen.

Dann wissen wir sehr rasch, was man als Katholik auch in einer „offenen Diskussion“ nicht in Frage stellen kann und welche Wünsche möglich sind.

Ich selbst habe schon einige Diskussionen erlebt und Texte gelesen, wo auch prominente Leute zum Beispiel das Frauenpriestertum fordern, aber mit keinem Wort die klare Entscheidung von Papst Johannes Paul II. auch nur erwähnen. Beachtet man diese, gibt es nur noch Diskussion, um das „Warum“ zu verstehen, nicht mehr eine, die mit der Möglichkeit ernsthaft rechnet.

Dasselbe gilt für Katholiken, die eine zweite, ehe-ähnliche Verbindung eingegangen sind und jetzt die Zulassung zur Eucharistie (selten auch die zur Beichte) fordern. Dabei spricht man gerne von „Barmherzigkeit“ in einem irreführenden Sinn: Der Priester sollte natürlich immer ein Mann der Barmherzigkeit sein – wie ein Arzt, der eine Diagnose stellt und diese barmherzig formuliert, aber diese nicht schönreden darf!

Barmherzigkeit ja, aber auch mit dieser Tugend darf man nicht versuchen, die Situation eines Menschen zu „ändern“ und sie „in Ordnung bringen“ wollen, wenn dessen Gottesbeziehung durch eine falsche Lebensentscheidung noch immer gestört ist. Wahrheit und Barmherzigkeit sind nicht nur kein Gegensatz, sondern gehören zusammen!

Um noch ein Beispiel zu erwähnen: Ja, es gibt Unterschiede der Sündigkeit, wir wissen schon immer zu unterscheiden zwischen lässlichen Sünden und Todsünden, und auch innerhalb dieser Einteilung gibt es Unterschiede. Auch ist es klar, dass jemand, der auf der einen Seite ein sündiges Leben führt, auf einer „anderen Seite“ Gutes tun kann.

Das erlaubt aber nicht, die Sünde in seinem Leben zu rechtfertigen.

Das weiß jeder Mensch in der Erfahrung mit sich selbst, die ihm sein persönliches Gewissen erklärt: Niemand kann die Anklage seines Gewissens zum Schweigen bringen, indem er „auch spendet“ oder sonst irgendetwas Gutes tut!

Oder: Wenn jemand seinen Ehepartner betrügt, kann er sich nicht damit selbst beruhigen, dass er, wieder zu Hause, besonders lieb mit dem Betrogenen ist.

Erst recht gilt diese Einsicht gegenüber Gott! Hätte Adam sagen sollen, er wollte seine Frau „nicht allein“ lassen oder Eva, dass der „Apfel doch gut und schmackhaft“ war?

Ja, so ist es, und das ist mein Rat: Bleiben wir auch im heutigen innerkirchlichen Stimmen-Gewirr katholisch, indem wir uns mit der Lehre der Kirche vertraut machen, uns an ihr orientieren und auch an den vielen Heiligen, die sie uns vor Augen stellt.

Übrigens heißt all das auch: Es hat oft schon Bischöfe gegeben, denen man bezüglich ihrer Lehre nicht vertrauen konnte, weil sie selbst ungehorsam waren gegenüber der Lehre der Kirche oder, für sie selbst harmloser, diese selbst nicht kannten und sich daher irrten!

Konkret heißt das: tun wir, was wir je nach unserer Situation tun können und überlassen wir das, „was bleibt“, dem Herrn der Kirchen- und Weltgeschichte!

Dann kann man ohne Schlafstörungen leben, freundlich mit allen sein und, wie es der hl. Don Bosco empfohlen hat, Gutes tun, fröhlich sein und die Spatzen pfeifen lassen!

kath.net-Buchtipp
Klartext III
Dialog mit dem Zeitgeist
Von Andreas Laun
Taschenbuch, 104 Seiten
2014 Dip3 Bildungsservice Gmbh
ISBN 978-3-902686-59-6
Preis 8.90 EUR
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Gebetszug "1000 Kreuze für das Leben" in Salzburg am 25.07.2013 / Unter Beteiligung von Weihbischof Andreas Laun



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