Politik und Kirchen fassungslos über Tat des Germanwings-Piloten

26. März 2015 in Aktuelles


Der Copilot des am Dienstag in Frankreich abgestürzten Germanwings-Flugzeugs hat den Absturz der Maschine offenbar absichtlich herbeigeführt. Regierungsspitzen, Kirchenvertreter und Trauer-Experten reagieren entsetzt.


Berlin (kath.net/KNA) Zwei Tage nach dem Absturz der Germanwings-Maschine über den französischen Alpen ist Deutschland weiterhin zutiefst betroffen. Die Nachricht, dass der Copilot die Maschine offenbar absichtlich hat abstürzen lassen, führte am Donnerstag zu Fassungslosigkeit. «So etwas geht über jedes Vorstellungsvermögen hinaus», sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin.

Mit «jähem Entsetzen und tiefer Trauer» blickte der Deutsche Bundestag auf die Katastrophe, wie Bundestagspräsident Norbert Lammert in Berlin sagte. Er erinnerte besonders an die «vielen jungen, sehr jungen Menschen», die bei dem Unglück ums Leben gekommen seien. In diesen unbeschreiblich schweren Tagen wünsche er den Angehörigen Kraft und auch Zuversicht, diese Herausforderung zu bewältigen. Deutschlandweit fand eine Schweigeminute statt.

Das Bundeskabinett hatte bereits am Mittwoch seine Sitzung mit einer Schweigeminute im Gedenken an die Opfer des Flugzeugabsturzes in Südfrankreich begonnen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) war im Anschluss mit der nordrhein-westfälischen Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) an den Absturzort nahe Barcelonnette in Alpes-de-Haute-Provence gereist.

Kraft beklagte am Donnerstag eine in Teilen der Medien rücksichtslose Berichterstattung. Hinterbliebene der Absturzopfer hätten sich bei ihr über das aufdringliche und gefühllose Verhalten von Journalisten beschwert. «Über dieses Verhalten der Medien werden wir noch reden müssen», sagte Kraft. Sie sprach am Düsseldorfer Flughafen mit Angehörigen der Opfer, die zum Unglücksort fliegen wollten. Dabei habe sie versucht zu trösten und darauf vorzubereiten, was die Angehörigen am Unglücksort erwarte.

Auch der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick zeigte sich fassungslos über die jüngsten Erkenntnisse zum Flugzeugabsturz. «Als wäre alles nicht schon schlimm genug!», schrieb er im Kurznachrichtendienst Twitter. «Was müssen die Angehörigen leiden?»

Nach Einschätzung der Trauerbegleiterin Mechthild Schroeter-Rupieper werden die neuesten Erkenntnisse auch bei den Hinterbliebenen der Opfer zu weiterer Fassungslosigkeit führen. «Die Frage nach dem Warum wird noch größer», sagte die Trauer-Expertin der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Gelsenkirchen. Die Trauer mancher Angehöriger könne in Wut und Hass umschlagen und den tiefen Trauergefühlen den Raum nehmen.

Die Profil-Seite des Copiloten im Sozialen Netzwerk Facebook ist mittlerweile deaktiviert, nachdem Nutzer «Hass-Nachrichten» darauf veröffentlicht hatten. «Der Co Pilot der German Wings hat 150 Menschen kaltblütig in den Tod gerissen», ist darauf noch immer zu lesen. Auch riefen Nutzer eigens mehrere «Hass-Seiten» ins Leben.

Die Linienmaschine der Lufthansa-Tochter war am Dienstagvormittag auf ihrem Flug von Barcelona nach Düsseldorf in Südfrankreich abgestürzt. Dabei kamen alle 144 Passagiere sowie die sechs Besatzungsmitglieder ums Leben.



Foto: (c) Germanwings

(C) 2015 KNA Katholische Nachrichten-Agentur GmbH. Alle Rechte vorbehalten.


© 2015 www.kath.net