Ein großes Ärgernis in der Pastoral der deutschen Teilkirche

16. Februar 2015 in Kommentar


Obwohl Priester (bsp. Ruheständler oder Ordenspriester) da sind, werden von Laien Wortgottesdienste gefeiert. Will man von der „Priesterkirche“ zur „Laienkirche“? Von Michael Schneider-Flagmeyer


Saarlouis (kath.net/Forum Deutscher Katholiken) Immer häufiger erhalten wir Klagen und Berichte darüber, wie in Gemeinden die Menschen um die heilige Messe gebracht werden. Viele Priester wollen nicht mehr täglich zelebrieren und erklären das mit Arbeitsüberlastung. Ein junger Pfarrer erzählte mir vor zwei Jahren, dass er bürokratische Dinge in seiner Pfarrei einfach liegen lasse und nicht bearbeitete. Auf mahnende Nachfragen des Ordinariats antwortet er, dass er in erster Linie für die Sakramentenspendung und für die Seelsorge da sei und nicht für Statistiken und bürokratische Erhebungen.

Ich habe ihn in seiner Meinung und in seinem Handeln sehr bestärkt; denn bei fünf Pfarreien erfordert die Pastoral seine ganze Kraft. Auch habe ich ihm meinen Dank dafür ausgedrückt, dass er das tägliche Messopfer für sich und die Gemeinde in der unmittelbaren Begegnung mit Christus für den Lebensmittelpunkt hält.

Man könnte vielleicht noch ein gewisses Verständnis dafür aufbringen, wenn ein Pfarrer sich für absolut überfordert hält und am Rande seiner Kräfte ist und keine Hilfe in der Nähe.

Aber ein ungeheurer Skandal ist es, wenn er rüstige Pensionäre oder Ordenspriester daran hindert, in seinem Sprengel Messen zu halten. Es gibt nur einen Grund, ein solches Hilfsangebot eines Mitbruders abzulehnen und der besteht darin, dass der sich zur Hilfe anbietende Priester gegen den Glauben der Kirche anpredigt oder die Gemeinde gegen die Kirche aufhetzt. Auch das gibt es genauso wie die bedauerliche Tatsache, dass viele Pfarrer – Gott sei Dank nicht die Mehrheit – selber den Bezug zum Glauben und zur Kirche verloren haben.

Vor ein paar Jahren erzählt mir ein Gemeindepfarrer, dass der Kardiologe ihm während eines Klinikaufenthaltes dringend geraten hatte, unverzüglich in Pension zu gehen, weil sein Herz nur noch 30 % Leistung aufweise. Er sagte mir, er könne und wolle dem nicht nachkommen; „denn wenn ich in Pension gehe, habe ich keinen Altar mehr, an dem ich zelebrieren kann.”

Was für eine Schande und was für ein Skandal! Der Pfarrer blieb, bis es nicht mehr ging und starb dann ganz schnell. Was treibt nur Pfarrer dazu, ihren Mitbrüdern das Feiern des heiligen Messopfers für die Gemeinde zu verweigern? Es sind sicher vielerlei Gründe und sie mögen individuell verschieden sein. Aber ich habe noch keine mir einleuchtende Erklärung dafür hören können. Ich kenne genügend Pfarrer, die Gott auf den Knien danken, dass sich rüstige geistliche Pensionäre bereithalten, ihnen bei der Versorgung der Gemeinden zu helfen, sei es bei der Beichte, den täglichen oder auch sonntäglichen Messen oder bei den Sterbeämtern und Beerdigungen. Wir kennen natürlich manche Beweggründe, die angebotene Hilfe abzuweisen und viele Leser können hier zahlreich Motive und Fälle nennen. Ein Motiv ist sicher bei einigen, dass sie von der „Priesterkirche” hin zu einer Laienkirche wollen.

Immer wieder wird der Priestermangel beklagt und der Ausfall der Messe damit begründet. Aber oft trifft das nicht zu. In der vergangenen Woche rief mich ein aktiver Ehrenamtlicher einer großen Gemeinde mit mehreren Filialen an, um mich um Rat zu fragen. In seiner Pfarrkirche sollte es keine Christmette und kein Weihnachtshochamt geben. Mitglieder der Gemeinde machten sich auf die Suche und fanden in einem nicht fernen Kloster einen Pater, der sich bereit erklärte, in dieser Pfarrkirche über Weihnachten vier Messen zu halten. Der Pfarrer lehnte empört ab. Erst der geballte Widerstand aus der Gemeinde und besonders aus einem großen alten Gremium und deren veröffentlichter Protest brachte ihn dazu, zwei von den angebotenen vier Messen zu akzeptieren. Einfach unbegreiflich! Ich habe meinen Anrufer dazu ermutigt, auch über die Öffentlichkeit und die Gremien Druck auszuüben, wenn eine Eingabe an das bischöfliche Amt kein Ergebnis bringt, ja manchmal nicht einmal eine Antwort. Es ist wirklich traurig, dass es so weit kommen muss, aber die Gemeinde hat ein Recht auf das Messopfer oder ein Sterbeamt, wenn ein Priester dafür zur Verfügung steht. Und das ist öfter der Fall, als man denkt.

Hier noch zwei Beispiele, die mir unmittelbar berichtet wurden. In einer Gemeinde ging der Pfarrer mehrere Wochen in Urlaub und ließ die Gemeindereferentin Wortgottesdienste halten, obwohl drumherum fünf rüstige geistliche Ruheständler zu Verfügung standen, die gerne eine Messe gehalten hätten.

Ein pensionierter Geistlicher aus dem Lehramt erzählte mir, dass eine Gemeinde um eine Messe gebeten hätte, da ihr Pfarrer keine Zeit hätte.

Als er in der Sakristei war, um die Messgewänder anzulegen, erschien plötzlich der Pfarrer und sagte ihm, er könne wieder nach Hause gehen, seine Dienste würden hier nicht benötigt.

Ich bin sicher, dass viele Leser hier zahlreiche andere Beispiele aufzählen könnten.

Wir bitten die deutschen Bischöfe, sich dieses Problems anzunehmen und dieses große Ärgernis für das Gottesvolk zu beseitigen.

kathpedia-Eintrag zum Autor: Michael Schneider-Flagmeyer.



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