Bischöfe sorgen sich um gesellschaftlichen Zusammenhalt

1. Jänner 2015 in Deutschland


Die Gedanken der deutschen Bischöfe zum Jahreswechsel.


Bonn (kath.net/ KNA)
Zum Jahreswechsel haben die katholischen Bischöfe in Deutschland zu mehr Solidarität und Gemeinsinn aufgerufen. Das betreffe nicht nur den Einsatz für Flüchtlinge, sondern beispielsweise auch Fragen zum Beginn und Ende des Lebens, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, in seiner Silvesterpredigt im Münchner Liebfrauendom.

Kritisch äußerte sich der Erzbischof von München und Freising zur Reproduktionsmedizin. Werde etwa die Entstehung menschlichen Lebens von der Begegnung von Mann und Frau getrennt und auf Leihmütter übertragen, sei «die uns vom Schöpfer gesetzte Grenze überschritten».

Der Mainzer Kardinal Karl Lehmann sprach mit Blick auf die 2015 weitergehende Sterbehilfe-Debatte von einer Bewährungsprobe. Generell sollten sich Christen bei bioethischen Fragen stärker zu Wort melden. «Wir haben nicht nur aus der Geschichte, sondern auch von der Gegenwart her gute Gründe, hier für ein Höchstmaß an Sensibilität für das Leben einzutreten.»

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki übte scharfe Kritik an den fremdenfeindlichen Pegida-Demonstrationen. Die Organisatoren der Protestzüge machten Stimmung gegen Minderheiten auf dem Rücken von Flüchtlingen. Von den weltweit 45 Millionen Betroffenen blieben jedoch 86 Prozent in ihrer Heimat oder einem Nachbarland. «Nicht wir im reichen Europa haben ein Flüchtlingsproblem, sondern die armen Nachbarländer der Krisenregionen. Diese Wahrheit verkünden wir zu wenig, zu zaghaft, zu leise.»

Auch der Bischof Aachener Bischof Heinrich Mussinghoff mahnte zum Engagement für Asylsuchende. «Wir müssen den Flüchtlingen zeigen, dass wir ihre Leiden wahrnehmen und dass sie uns willkommen sind.» Ähnlich äußerten sich der Freiburger Erzbischof Stephan Burger, der Rottenburg-Stuttgarter Bischof Gebhard Fürst und der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen.

Zu einem «Kampf für das Leben» rief der Bischof von Münster, Felix Genn, auf. «In der Frage um Sterbebegleitung, Sterbehilfe und assistierten Suizid geht es um das Menschsein als Ganzes, nicht einfach bloß um eine christliche Sondermoral», sagte Genn. Auch künftig müsse jeder und jede menschliche und medizinische Hilfen ohne Gewissensbisse in Anspruch nehmen können, auch wenn diese kosten- oder zeitaufwendig seien.

Der Übergangsverwalter des Erzbistums Hamburg, Ansgar Thim, hob ebenfalls auf die Sterbehilfedebatte ab. Ein Selbstbestimmungsrecht auf den Tod dürfe es nicht geben. Wie auch beim sogenannten Social Freezing, dem Einfrieren von Eizellen zum Hinausschieben einer Mutterschaft, sei die Kirche hier besonders herausgefordert, wenn Entwicklungen der Schöpfung und der Autorität Gottes widersprächen.

Der Trierer Bischof Stephan Ackermann ermutigte die Katholiken, sich den notwendigen Veränderungen innerhalb der Kirche offen zu stellen. Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck forderte in seiner Neujahrsbotschaft eine Haltungsänderung. Kirche müsse in einer immer kirchenferneren Gesellschaft die Menschen erreichen. Da gelte es mitunter auch, sich von liebgewordenen Gewohnheiten zu verabschieden. «Wir können nicht einfach nur fortsetzen, was wir immer schon getan haben, was wir kennen und heute für richtig halten.»

Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker und sein Hildesheimer Amtsbruder Norbert Trelle riefen mit Blick auf das neue Jahr zu Zuversicht auf. Die Menschen könnten sich auf das Heilsversprechen Gottes verlassen. Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode mahnte zu Entschleunigung. Es gehe in der Welt nicht mehr darum, mit mehr Fleiß und mehr Wachstum mehr zu erreichen. Vielmehr müssten alle inzwischen «einen Zahn zulegen, damit alles bleiben kann, wie es ist». Dem aber seien viele nicht mehr gewachsen.

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