'Bewahrung der Schöpfung' – Gott schuf die Erde nicht als Wüste

23. Dezember 2014 in Kommentar


Der Christ sollte für das Geheimnis Gottes, aber auch für das Geheimnis der Welt offen sein und dabei nicht vergessen: Die Schöpfung spiegelt die Schönheit Gottes. Ein kath.net-Klartext von Bischof Andreas Laun


Salzburg (kath.net) Ein Thema in der öffentlichen Meinung ist die Erhaltung der Natur und ihrer Schönheiten, die Christen reden von der „Bewahrung der Schöpfung“ und das ist mehr als nur ein anderes Wort!

Auch die Päpste der letzten Jahrzehnte haben wiederholt darüber gesprochen und gemahnt. Wollte man die Natur nur als „Material“ für unsere Technik, für die Wirtschaft, für unseren unmittelbaren Nutzen ansehen, wäre die Natur nur sehr indirekt, abhängig vom materiellen Wohl der Menschen, ein Thema der Kirche und ihrer Soziallehre. Vor allem müsste man tiefer eingehen auf das, was Papst Johannes Paul in Evangelium vitae (22) geschrieben hat: „Wenn im übrigen einmal der Bezug zu Gott ausgeschlossen ist, überrascht es nicht, daß der Sinn aller Dinge tief entstellt zum Vorschein kommt, und die Natur selbst, nicht mehr ‚mater‘, zu einem ‚Material‘« entwürdigt wird, das allen Manipulationen offensteht. Zu diesem Punkt scheint eine gewisse in der modernen Kultur vorherrschende technisch-wissenschaftliche Rationalität zu führen, die selbst die Vorstellung einer Wahrheit vom Schöpfer, der anzuerkennen ist, oder eines Planes Gottes vom Leben, das zu achten ist, leugnet. Und dies gilt genauso, wenn die Angst vor den Ergebnissen dieser ‚Freiheit ohne Gesetz‘ manche zur entgegengesetzten Vorstellung von einem ‚Gesetz ohne Freiheit‘ verleitet, wie es z.B. in den Ideologien der Fall ist, die die Rechtmäßigkeit eines jeden Eingriffes in die Natur gleichsam im Namen ihrer ‚Vergöttlichung‘ bestreiten; eine Vorstellung, die wiederum die Abhängigkeit vom Plan des Schöpfers mißachtet. Wenn der Mensch wirklich lebt, ‚als ob es Gott nicht gäbe‘, so kommt ihm nicht nur der Sinn für das Geheimnis Gottes, sondern auch für das Geheimnis der Welt und seines eigenen Seins abhanden.“

Der Christ sollte für das Geheimnis Gottes, aber auch für das Geheimnis der Welt offen sein! Darum gibt es für Christen über die Frage der Verwertbarkeit der lebenden und toten Natur hinaus noch einen ganz anderen Grund, die Schöpfung zu achten und wirklich zu bewahren: Die Schöpfung spiegelt die Schönheit Gottes, sie ist eine „Spur“ der „Herrlichkeit des Herrn“.

Das heißt umgekehrt: Wer die Schöpfung verwüstet, zerstört nicht nur den „eigenen“ Lebensraum, sondern zugleich diese Spur Gottes, und es wird für den Menschen schwieriger, ihn zu finden.

Natürlich, von Jesus Christus kann den Gläubigen nichts trennen, auch nicht das Greuel einer zerstörten Natur. Aber die Verwüstung der Natur erfüllt ihn nicht nur aus ästhetischen Gründen mit Trauer. Beim Sturz des Zerstörers ist es ein zusätzlicher Grund der Freude, wenn sein Ende auch das Ende der Verwüstung der Natur mit sich bringt, sagt der Prophet Jesaja (14,4 ff) in der ihm eignen Bildhaftigkeit so: „Ach, der Unterdrücker fand sein Ende, ein Ende nahm die Not. Nun hat die ganze Welt Ruhe und Frieden, man bricht in Jubel aus.“ Wer bricht in Jubel aus? Die ganze Schöpfung: „Selbst die Zypressen und die Zedern des Libanon machen sich über dich lustig: Seit du am Boden liegst, kommt keiner mehr her, um uns zu fällen.“ Auch „das Totenreich drunten gerät in Erregung, wenn du hinabkommst. Deinetwegen weckt es die Totengeister auf, alle Fürsten der Erde, alle Könige der Völker läßt es aufstehen von ihren Thronen. Sie alle rufen dir zu: Auch du bist nun kraftlos geworden wie wir, jetzt bist du uns gleich…“

Die biblische Botschaft lässt keinen Zweifel: So sehr die Wüste zur Schönheit der Schöpfung gehört, in im anderen Sinn des Wortes hat Gott die Erde nicht als Wüste geschaffen und will sie nicht als verwüstetes Land (Jes 45,18): „Denn so spricht der Herr, der den Himmel erschuf, er ist der Gott, der die Erde geformt und gemacht hat – er ist es, der sie erhält, er hat sie nicht als Wüste geschaffen, er hat sie zum Wohnen gemacht. Ich bin der Herr, und sonst niemand.“

Darum bedeutet die Erlösung und erst recht die neue Schöpfung, auf die wir warten, immer auch die erneuerte Natur, ihre Schönheit und Wohnlichkeit für den Menschen und alles Leben.

So heißt es wiederum bei Jesaja (41,16f): Die Feinde vergehen, aber „du rühmst dich des Heiligen Israels. Die Elenden und Armen suchen Wasser, doch es ist keines da; ihre Zunge vertrocknet vor Durst. Ich, der Herr, will sie erhören, ich, der Gott Israels, verlasse sie nicht. Auf den kahlen Hügeln lasse ich Ströme hervorbrechen und Quellen inmitten der Täler. Ich mache die Wüste zum Teich und das ausgetrocknete Land zur Oase. In der Wüste pflanze ich Zedern, Akazien, Ölbäume und Myrten. In der Steppe setze ich Zypressen, Platanen und auch Eschen. Dann werden alle sehen und erkennen, begreifen und verstehen, daß die Hand des Herrn das alles gemacht hat, daß der Heilige Israels es erschaffen hat.“

Vielleicht noch anschaulicher spricht Jesaja (60,1-9) von der Schönheit und dem Reichtum der Welt dort, wo er das Ankommen der Völker bei Gott beschreibt wie das Drehbuch eines Films: „Auf, werde Licht, denn es kommt dein Licht, und die Herrlichkeit des Herrn geht leuchtend auf über dir. Denn siehe, Finsternis bedeckt die Erde und Dunkel die Völker, doch über dir geht leuchtend der Herr auf, seine Herrlichkeit erscheint über dir. Völker wandern zu deinem Licht und Könige zu deinem strahlenden Glanz. Blick auf und schau umher: Sie alle versammeln sich und kommen zu dir. Deine Söhne kommen von fern, deine Töchter trägt man auf den Armen herbei. Du wirst es sehen, und du wirst strahlen, dein Herz bebt vor Freude und öffnet sich weit. Denn der Reichtum des Meeres strömt dir zu, die Schätze der Völker kommen zu dir. Zahllose Kamele bedecken dein Land, Dromedare aus Midian und Efa. Alle kommen von Saba, bringen Weihrauch und Gold und verkünden die ruhmreichen Taten des Herrn. Alle Schafe von Kedar scharen sich bei dir, die Widder von Nebajot stehen in deinem Dienst. Als willkommene Opfer steigen sie auf meinen Altar; so verherrliche ich mein herrliches Haus. Wer sind die, die heranfliegen wie Wolken, wie Tauben zu ihrem Schlag? Die Schiffe kommen bei mir zusammen, voran die Schiffe von Tarschisch, um deine Söhne mit ihrem Gold und Silber aus der Ferne zu bringen, zum Ruhm des Herrn, deines Gottes, des Heiligen Israels, weil er dich herrlich gemacht hat.“

Dass Gott auch „seine“ Tiere liebt, belegt abgesehen vom Schöpfungsbericht sehr berührend das Buch Jona ganz am Ende: Jona sitzt auf dem Hügel neben Ninive und will zuschauen, wie Feuer vom Himmel fällt und die Stadt verbrennt. Gott lässt einen Rizinus-Strauch wachsen, der Jona zunächst Sonnenschutz bietet, aber kurz danach vertrocknet er wieder. Jona ist wütend und so traurig, dass er sich sogar den Tod wünscht. Da sagt Gott zu ihm (Jon, 4,10) “Dir ist es leid um den Rizinusstrauch, für den du nicht gearbeitet und den du nicht großgezogen hast. Über Nacht war er da, über Nacht ist er eingegangen. Mir aber sollte es nicht leid sein um Ninive, die große Stadt, in der mehr als hundertzwanzigtausend Menschen leben, die nicht einmal rechts und links unterscheiden können, und außerdem so viel Vieh?“

Es ist schon so: An unzählbar vielen Stellen belegt die hl. Schrift: Gott liebt seine Schöpfung, Er liebt uns Menschen, Er liebt das Leben, Seine Offenbarung ist ein wirklich ein „Evangelium des Lebens“, wie Papst Johannes Paul II. es nannte, und darum sollten wir, Seine Kinder, die Schöpfung wirklich als Sein Geschenk lieben und ihr den Spuren Gottes nachgehen – hin zu Ihm!

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Dialog mit dem Zeitgeist
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Bischof Andreas Laun - Über die Bekehrung



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