Zwei besondere Tücher und die wichtigste Frage unseres Lebens

16. Dezember 2014 in Interview


Der bekannte Buchautor Paul Badde betont im kath.net-Interview über das Grabtuch von Turin und das Schweißtuch von Manoppello: „Zwei Bilddokumente aus dem Grab Christi erzählen aus der Stunde Null der Christenheit!“


Manoppello (kath.net) Das Grabtuch von Turin und das Schweißtuch von Manoppello „erzählen – in einzigartiger Bilderschrift! – von der Menschwerdung Gottes, von seiner Passion, seinem Tod und seiner Auferstehung“. Dies erläutert der Buchautor und Journalist Paul Badde (Foto) im kath.net-Interview über die beiden geheimnisvollen Tücher. „Die beängstigend große Krise der Kirche mit ihrer dramatischen Entleerung unserer Gotteshäuser“ wurzle vor allem in der „Implosion des Glaubens an die wirkliche Auferstehung Christi von den Toten“, betont der seit Jahren in Italien lebende frühere Korrespondent der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ und der „Welt“.

kath.net: Warum noch ein Buch zu den Grabtüchern Jesu? Ist nicht schon alles dazu gesagt?

Paul Badde: Das Gegenteil ist der Fall. Das Grabtuch von Turin und das Schweißtuch von Manoppello beginnen in unseren Tagen gemeinsam zu sprechen wie nie zuvor.

kath.net: Was sagen sie denn gemeinsam?

Badde: Dass wahr ist, was Christen seit 2000 Jahren glauben. Die Tücher erzählen – in einzigartiger Bilderschrift! – von der Menschwerdung Gottes, von seiner Passion, seinem Tod und seiner Auferstehung.

kath.net: Aber machen das nicht in allen Sprachen schon längst die vier Evangelien und eine große Zahl von Zeugen?

Badde: Lange haben sie das getan – und sie tun es auch immer noch bei einer großen Zahl von Christen. Gleichzeitig wagen gerade in Deutschland aber selbst viele gute Theologen es kaum noch, öffentlich das leere Grab Christi am Ostermorgen für wahr zu halten. Dieser Glaube gilt seit Rudolf Bultmann mehr oder weniger als erledigt und „unwissenschaftlich“. Diese Verwerfung ist längst zu einem neuen Dogma des Unglaubens geworden, mit dem zahlreiche Professoren seit Jahrzehnten junge Priesterkandidaten ausbilden. Es ist eine Verneinung von innen her, die das christliche Credo seit langem aushöhlt.

Die beängstigend große Krise der Kirche mit ihrer dramatischen Entleerung unserer Gotteshäuser wurzelt vor allem in dieser Implosion des Glaubens an die wirkliche Auferstehung Christi von den Toten.

kath.net: Wäre aber – um mit Bultmann zu sprechen - das Leben und die Lehre Christi nicht auch ohne dieses letzte Wunder reich genug?

Badde: Auf keinen Fall. Nur die Auferstehung beglaubigt Jesus als Messias und als Gottes Sohn. Die Auferstehung ist das Beglaubigungswunder seiner Messianität schlechthin. Seiner Göttlichkeit. Seiner barmherzigen Allmacht.

Nur von daher wissen wir, dass wir ihm ganz und gar trauen dürfen. Dass wir ihm etwa auch wirklich glauben dürfen, dass er in der Eucharistie leibhaftig gegenwärtig ist. Dass wir den Evangelien trauen dürfen wie Kinder ihren Eltern trauen. Dass es keine Märchen sind. Dass Christus tatsächlich der Weg, die Wahrheit und das Leben ist. Und so weiter.

Die Auferstehung Christi aus dem Reich des Todes ist der Dreh- und Angelpunkt unseres gesamten Glaubens.

kath.net: Und was fügen die Tücher aus dem Grab dem hinzu?

Badde: Nichts und alles. Sie zeigen Jesus einmal als Toten in dem großen blutigen Grabtuch in Turin und einmal als Lebenden in dem zarten Schweißtuch in Manoppello, mit letzten Spuren seiner Marter, doch geheilt. Beide Tücher gehören zusammen!

Nachdem Generationen evangelischer wie katholischer Exegeten die Texte der Evangelien also quasi dekonstruiert haben, sehen wir deshalb in diesen Tüchern plötzlich, am Beginn des neuen Jahrtausends: Vom Tod Jesu am Kreuz und seiner Auferstehung erzählen nicht nur die vier Evangelien, sondern auch diese beiden Bilddokumente aus dem Grab Christi. Aus der Stunde Null der Christenheit! Keine Predigt kann heute den Glauben an die Auferstehung Christi von den Toten glaubwürdiger befestigen.

kath.net: Papst Franziskus wird am 21. Juni 2015 zum Grabtuch Christi nach Turin pilgern.

Badde: Ja, wie Papst Benedikt XVI., der am 2. Mai 2010 nach Turin gepilgert ist, und schon am 1. September 2006 nach Manoppello. Vor seiner Reise nach Turin im Juni pilgert Papst Franziskus im nächsten Januar aber zunächst in die Philippinen, zur größten christlichen Nation Asiens. Und ausgerechnet von dort wird der Pilgerstrom nach Manoppello seit einem Jahr auf geheimnisvolle Weise täglich größer. Vielleicht steckt ja der heilige Johannes Paul II. dahinter.

Die Filippinos kommen zu dem Schweißtuch Christi jedenfalls wie die Hirten auf dem Feld, die sich auf die Nachricht der Engel unverzüglich zur Krippe aufmachten, um die Quelle der Freude der ganzen Welt mit eigenen Augen zu erblicken. Darum habe ich mein neues Buch auch als einen Pilgerführer gestalten lassen, der in jedes Handgepäck passt.

kath.net: Aber wissen die Pilger nach Turin und Manoppello nicht sowieso schon seit langem, wohin sie sich aufmachen?

Badde: Das kann ich so nicht sagen. In Manoppello zum Beispiel lerne ich täglich dazu. Es ist ja auch ein Lernen über die Augen. So wird zum Beispiel ein kleiner Film, den ich zu Ostern über das Schweißtuch Christi gemacht habe, bei kathTube Tag und Nacht von immer mehr Menschen angeschaut. Jetzt steht er da auf Platz 8, Tendenz steigend. Es werden einfach immer mehr. Ähnlich ging es mir bei einem neuen Film über Pater Domenico da Cese, der das Schweißtuch als erster vor Jahrzehnten in Manoppello entdeckte. Vieles daran war mir ganz und gar neu.

Diese Filme bilden aber jeweils nur Kapitel meines neuen Buches ab. Denn ich bin ja eigentlich kein Filmemacher, sondern zuerst und zuletzt ein Autor.

kath.net: Wird Papst Franziskus auch bald einmal nach Manoppello pilgern?

Badde: Das müssten Sie ihn selber fragen. Er ist ja täglich für Überraschungen gut.

Am letzten Freitag hat mich im Petersdom jedenfalls sehr fasziniert, wie zärtlich und überzeugend er am Festtag Unserer Lieben Frau von Guadalupe von jener „nicht von Menschenhand geschaffenen“ Ikone Mariens sprach, die in Latein-Amerika als eine Art fünftes Evangelium begriffen wird.

Dieses Bilddokument ruht seit 1531 in Mexiko auf dem Agavenmantel eines indianischen Witwers, mit dem Maria zur „großen Missionarin wurde, die das Evangelium in unser Amerika brachte“, wie Papst Franziskus sagte. Auch dieses heilige „Bild“ ist – wie die Lichtbilder auf den Grabtüchern Christi in Turin und Manoppello – so wunderbar unerklärlich, dass es nicht anders als eine eigene Neuschöpfung Gottes begriffen werden kann.

kath.net: Was käme Ihnen als Erstes in den Sinn, wenn Sie die Botschaft der Grabtücher in einem Satz zusammenfassen müssten?

Badde: Heute vielleicht dies: Licht und Leben. Ewiges Licht und ewiges Leben. Sehen Sie, Albert Camus hat einmal gesagt, die wahre philosophische Frage sei die Frage nach dem Selbstmord. Das ist natürlich blühender Unsinn. Diese Frage beantworten heute – und übrigens recht unphilosophisch – die gruseligen Todesagenten der so genannten „Sterbehilfe“ quasi nebenbei.

Die wichtigste Frage unseres Lebens ist die nach dem Tod.

Und in diesen beiden Tüchern sehen wir, dass Christus, der in Bethlehem in einem Stall geboren wurde, diese Frage in einer Grabhöhle in Jerusalem endgültig beantwortet hat. Hier hat er den Tod für immer überwunden – für uns alle, zum ewigen Leben.

kath.net-Buchtipp
Die Grabtücher Jesu in Turin und Manoppello
SUDARIUM ET VESTES
Von Paul Badde
Taschenbuch, 180 Seiten
2014 Wolff Verlag Berlin
ISBN 978-3-941461-30-7
Preis 14,90 EUR

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Baddes Bilder - DAS MENSCHLICHE ANTLITZ GOTTES im Heiligen Schweißtuch von Manoppello


Titelblatt des Buches


Foto Paul Badde (c) Paul Badde


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