Bischof Jaschke mahnt zur Vorsicht im Umgang mit «Pille danach»

27. November 2014 in Deutschland


Denn die «Pille danach» sei eben «nicht einfach eine Aspirinpille oder ein Schnupfenmittel oder irgendetwas anderes. Hier geht es doch wirklich schon um einen Eingriff in den Organismus eines Menschen, der Frau.»


Köln (kath.net/KNA) Der Hamburger katholische Weihbischof Hans-Jochen Jaschke mahnt einen verantwortungsvollen Umgang mit der «Pille danach» an, die künftig rezeptfrei erhältlich sein könnte. Jaschke warnte am Donnerstag in einem Interview des Deutschlandfunks (DLF) davor, der Liberalisierung «Tür und Tor zu öffnen». Denn die «Pille danach» sei eben «nicht einfach eine Aspirinpille oder ein Schnupfenmittel oder irgendetwas anderes. Hier geht es doch wirklich schon um einen Eingriff in den Organismus eines Menschen, der Frau, und da braucht es eine Verantwortung, denke ich, eine gute Beratung. Das kann man nicht einfach so aus der Tasche ziehen.»

Jaschke betonte, er sei eigentlich wie Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) gegen die Freigabe der «Pille danach» gewesen, akzeptiere aber die sich abzeichnende Änderung. Kritisch bewertete er die Aussage des stellvertretenden SPD-Fraktionsvorsitzenden Karl Lauterbach, der im «Tagesspiegel» (Donnerstag) gesagt hatte «Die Schlacht ist geschlagen». Wenn man «so martialisch» rede, mahnte Jaschke, könne man die «Pille danach» demnächst «vielleicht sogar aus dem Automaten ziehen, da bin ich eher skeptisch und sage, so geht man nicht um mit diesen ganz wichtigen Bereichen des Menschen».

Die Kirche könne die Freigabe nicht verhindern, sagte der Bischof, doch müsse man dazu aufrufen, «dass wirklich Menschen gut beraten werden. Wenn die Ärzte das dann eben nicht mehr tun können und tun müssen, dann muss es der Apotheker, die Apothekerin machen». Mit diesem «großen Bereich einer verantwortlichen Sexualität» dürfe man nicht leichtfertig umgehen. Denn «das hat zutiefst mit dem Menschen zu tun, mit der Würde eines Menschen, mit der Würde der Frau. Natürlich muss die Frau selber entscheiden und richtig handeln, aber das kann man nicht einfach so aus der Hand schütteln. Das muss gut überlegt sein und mit vollem Bewusstsein geschehen.»

Jaschke verwies auf die Haltung der katholischen Kirche, die immer gegen die «Pille danach» war wegen der abtreibenden Wirkung. Wenn die neueren Medikamente diese Wirkung nicht mehr hätten, sondern nur die Empfängnis verhinderten, habe dies «eine andere Qualität». Krankenhäusern und deren Mitarbeitern könne er nur sagen «Nehmt die Menschen ernst, helft den betroffenen Frauen, stellt sie nicht vor Verbote, gebt ihnen einen guten Rat, klärt sie entsprechend auf, damit sie so damit umgehen, wie es richtig ist.»

Der Europäische Arzneimittelausschusses EMA hatte am letzten Freitag empfohlen, die «Pille danach» mit dem Namen «ellaOne» aus der Rezeptpflicht zu entlassen. Nun muss die EU-Kommission entscheiden, ob sie der Empfehlung zustimmt. Wann darüber entschieden wird, ist offen.

Falls die EU diese «Pille danach» aus der Rezeptpflicht entlässt, darf weiterhin jedes EU-Mitgliedsland selbst entscheiden, ob es diese Vorgabe übernimmt. Bundesgesundheitsminister Gröhe hatte daraufhin betont, dass die Empfehlungen genau geprüft würden. Wenn die Beratung aufgrund einer Brüsseler Entscheidung künftig nicht mehr zwingend durch einen Arzt vorgenommen werden müsse, sei «eine intensive Beratung auch in den Apotheken der richtige Weg», so Gröhe, der bisher immer eine Freigabe abgelehnt hatte.

(C) 2014 KNA Katholische Nachrichten-Agentur GmbH. Alle Rechte vorbehalten.


© 2014 www.kath.net