In der Kirche sein, nicht an der Rezeption stehen bleiben

28. Oktober 2014 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: Jesus Christus schafft die Kirche. Die Kirche gründet auf ihm, der betet und heilt und nicht die Sünde misst, sondern auf das Herz des Sünders blickt. So betet und heilt die Kirche. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Die Kirche schafft Jesus. Er tat dies vor 2000 Jahren, als er die Zwölf als die Säulen erwählte, um seine Kirche zu errichten, während er selbst der „Schlussstein“ ist. Dies betonte Papst Franziskus in seiner Predigt bei der heiligen Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ am Dienstag der 30. Woche im Jahreskreis, Fest der heiligen Apostel Simon und Judas Thaddäus.

Der Papst ging bei seinen Betrachtungen von der ersten Lesung aus dem Brief an die Epheser (Eph 2,19-22) und parallel dazu vom Evangelium aus, das von der Wahl der Zwölf berichtet (Lk 6,12-19). Nach der „Arbeit“ der Gründung der Kirche habe Christus deren Türen unterschiedslos für alle geöffnet, da er daran interessiert sei, zu lieben und die Herzen zu heilen, nicht die Sünden zu vermessen.

Der Papst lenkte die Aufmerksamkeit auf die Handlungen, die die Gründung der Kirche begleiten: Jesus, der sich zum Gebet auf den Berg zurück zieht, dann herabsteigt, zu den Jüngern geht, zwölf von ihnen auswählt und gleichzeitig den aufnimmt und heilt, der versucht, ihn zu berühren.

„Jesus betet, Jesus beruft, Jesus wählt, Jesus entsendet die Jünger, Jesus heilt die Menge“, so Franziskus: „In diesem Tempel verrichtet dieser Jesus, der der Schlussstein ist, diese Arbeit: er ist es, der die Kirche auf diese Weise voranbringt. Wie Paulus sagte, ist diese Kirche auf dem Fundament der Apostel gebaut. Das ist es, was er hier gewählt hat: er wählte zwölf. Alles Sünder, alle. Judas war nicht der größte Sünder: ich weiß nicht, wer der größte Sünder gewesen ist... Judas, der kleine arme Mann, ist jener gewesen, der sich der Liebe verschlossen hat und deshalb zum Verräter wird. Doch alle sind sie im schwierigen Moment der Passion fortgegangen und haben Jesus alleine gelassen. Alle sind sie Sünder. Doch er – er erwählte sie“.

Jesus wolle die Menschen in der Kirche: „Ihr seid jetzt nicht mehr Fremde ohne Bürgerrecht, sondern Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes“ (Eph 2,19). Der Papst unterstrich, dass wir nicht nur vorübergehend in der Kirche sind: „Wir sind dort verwurzelt. Unser Leben ist dort!“.

„Wir sind Bürger“, so der Papst, „Mitbürger dieser Kirche. Wenn wir nicht in diesen Tempel eintreten und wenn wir nicht Teil dieses Baus sind, damit der Heilige Geist in uns wohne, dann sind wir nicht in der Kirche. Wir stehen vor der Tür und schauen: ‚Tja, das ist schön... ja, schön ist das...’. Christen, die nicht weitergehen als bis zur Rezeption der Kirche: sie stehen dort, an der Tür... ‚Aber ja doch, ich bin katholisch, ja, aber nicht zu sehr, nein, einfach so halt’“.

Ein derartiges Verhalten habe keinen Sinn in Anbetracht der völligen Liebe und Barmherzigkeit, die Jesus für einen jeden Menschen hege. Der Beweis hierfür finde sich in der Haltung Christi gegenüber Petrus, den er an die Spitze der Kirche gestellt habe. Auch wenn die erste der Säulen Jesus verrate, antworte dieser, indem er vergebe und ihn an seinem Platz belasse:

„Jesus interessierte sich nicht für die Sünde des Petrus: er suchte das Herz. Um aber dieses Herz zu finden und es zu heilen, betete er. Jesus, der betet, und Jesus, der heilt, auch für einen jeden von uns und jeden von uns. Ohne diesen Jesus, der betet, ohne diesen Jesus, der heilt, können wir die Kirche nicht verstehen. Der Heilige Geist lasse uns alle diese Kirche verstehen, die ihre Kraft im Gebet Jesu für uns hat und so fähig ist, uns zu heilen, uns alle“.


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