Was ein Bischof in unseren Tagen dringend tun sollte

20. Oktober 2014 in Kommentar


Wenn wir den Menschen nicht erzählen, was die Kirche glaubt, dann kann es auch keiner wissen. Was hindert einen Bischof daran, in seiner Diözese eine katechetische Initiative zu ergreifen? Kommentar von Peter Winnemöller


Vatikan (kath.net/Blog katholon) Angesichts dieser wildwuchernden Synodenhype um “Bereicherung” und “Gradualität”, um Hetero-, Homo-, Dauer- oder Auszeitbezeichungen (schreiben wir nicht: Sex and Drugs and Rock’n’Roll), sowie so ganz nebenbei wohl auch noch um das Randthema Familie, kann einen – vermutlich auch als Bischof – durchaus das Gruseln packen. Für Kasperletheater ist das Thema nun wahrlich zu ernst. Die Berufung von Kardinal Napier in die Kommission zur Erstellung der Schlussrelatio lässt den Schluss zu, dass auch der Papst das so sieht.

Es ist gut, bei allem Chaos, das sich da gerade in Rom austobt, wenn sich die Bischöfe gegenseitig beraten und auch den Papst über ihre Gedanken, Sorgen und Anregungen informieren. Bei allen kulturellen Unterschieden ist es eben doch die eine Kirche, die in ihrer Lehre und in ihrem Handeln authentisch sein und bleiben muss. Ein Mindestmaß an Abstimmung und Harmonisierung soll sein dürfen.

Das alles entbindet aber einen Bischof nicht von seiner Aufgabe als oberster Hirte und(!) oberster Lehrer in seiner Diözese. Wenn in einem Land wie Deutschland jede dritte Ehe geschieden wird und Katholiken da keine Ausnahme bilden, obwohl sakramental geschlossene Ehen statistisch haltbarer sein sollen, dann ist es Zeit zu handeln.

Was hindert einen Bischof daran, in seiner Diözese eine katechetische Initiative zu ergreifen?

Am meisten dürften in Deutschland wohl die sehr von bezahlten kirchlichen Mitarbeitern geprägten Strukturen als Hindernis aufscheinen. Ein Bischof, der einen katechetischen Prozess in seine Diözese anregte, hätte wohl ehe er das Wort Katechese auch nur buchstabiert hätte, 4 Kommissionen, 16 Unterkommissionen, 64 Arbeitsgruppen, den Diözesanrat, den Priesterrat und mindestens 15 verschiedenen Laieninitiativen an der Backe. Ein solches Projekt wäre im Sumpf der Kommissionen und Gremien versandet. Am Ende hätte man mindestens 20000 Seiten bedruckten Papiers, die keiner liest und alle würden sich auf die Schultern klopfen, wie innovativ und nach vorne gewandt sie doch sind.

Ausweg? Selbst ist der Bischof. Am besten erst einmal gar nichts sagen, sich einen sehr engen Kreis von Mitarbeitern sammeln, die schweigen können(!) und eine Impulskatechese schreiben. Was ist eine christliche Ehe? Wie ist sie positiv beschrieben? Wie grenzt sie sich vom staatlichen Verständnis ab? Warum ist die Ehe ein Sakrament? Ein Zeichen des Heils? Was hat denn die Ehe mit Christus zu tun? Warum ist sie unauflöslich? Warum ist sie unbedingt auf Kinder ausgerichtet?

Alle diese Fragestellungen kann man durchaus mal so ausarbeiten, dass die Menschen im Land das verstehen können.

Warum sollte ein Bischof dann nicht mal mit dieser Katechese tingeln gehen. Von Dekanat zu Dekanat, in jeder größeren Kirche, vielleicht sogar mal in einer Stadthalle oder einer Schützenhalle könnte diese Katechese gehalten werden. Es ist nicht so unwahrscheinlich, dass auch Menschen, die nicht zur Kirche gehören oder sehr, sehr weit am Rande stehen, mal einen echten katholischen Bischof sehen oder hören wollen. Warum denn nicht?

Ein halbes oder ein ganzes Jahr lang mal alle andere Arbeit zurückstellen und das tun, was ein Bischof eben auch zu tun hat: Das Volk lehren. Ich bin mir sicher, dass das auch einem Bischof mal sehr gut tun würde. Es gibt zu viel Eigenrotation in der Kirche. Das ist nicht gut. Der Papst sagt, wir sollen an die Ränder gehen. Warum sollte ein Bischof nicht voran gehen? Das macht Mut!

Mir fehlt die Phantasie, mir vorzustellen, was danach passieren könnte. Es hat ja noch niemand ausprobiert. Vielleicht springen ein paar Priester auf und führen das Anliegen ihres Bischofs in Eigeninitiative fort. Vielleicht fühlen sich ein paar Laien berufen, ihre Fähigkeiten einzubringen und junge Paare, die heiraten möchten oder junge Familien, die ein Kind taufen möchten, im Glauben zu unterweisen. Die müsste man schulen. So schwer ist das nicht.

Wenn wir den Menschen nicht erzählen, was die Kirche glaubt, dann kann es auch keiner wissen. Wirft aber eine katechetischen Stein ins Wasser, so macht er Wellen und zieht Kreise. Synode hin, Synode her. Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. Wer traut sich?



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