Aberglaube: Ebola-Tote stehen als Zombies wieder auf

11. Oktober 2014 in Chronik


Heidnische Riten erschweren den Kampf gegen die Epidemie


Genf (kath.net/idea) Der Kampf gegen die Ebola-Epidemie in Westafrika wird durch Aberglaube und heidnisch-religiöse Traditionen erschwert. Deshalb kann sich die Bekämpfung nicht nur auf medizinische Hilfe und Aufklärung beschränken. Zu berücksichtigen seien auch „die tiefer liegenden kulturellen und religiösen Wurzeln weitverbreiteter Stigmatisierung und Diskriminierung“, erklärten die Teilnehmer einer Fachtagung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in Genf. Daran wirkten Vertreter christlicher Hilfsorganisationen und der Vereinten Nationen mit. Der Ebola-Virus wird hauptsächlich durch Kontakt mit Körperflüssigkeiten übertragen. Bestattungsriten, bei denen etwa der Leichnam umarmt wird, spielen deshalb eine große Rolle bei der Ausbreitung. Im Internet kursieren inzwischen gefälschte Aufnahmen von angeblichen Ebola-Opfern, die als Zombies (der Seele beraubte Wesen) wiederauferstanden seien. Bisweilen wird dazu auch ein aus dem Zusammenhang gerissener Bibelvers zitiert: „Aber deine Toten werden leben, deine Leichname werden auferstehen“ (Jesaja 26,19). Zudem vertrauen viele Westafrikaner eher traditionellen Wunderheilern als der Medizin.

Würde der Verstorbenen wahren

Kirchliche Organisationen sollten daher im Kampf gegen Ebola eine größere Rolle spielen, hieß es auf der ÖRK-Tagung. Es gelte unter anderem, die Heiligkeit und Würde der Verstorbenen angesichts der hohen Ansteckungsgefahr bei Bestattungsritualen zu wahren. Christoph Benn vom Hilfswerk „Global Fund“ (Genf) sagte, Kirchen und christliche Organisationen sollten auch „die mit Ebola verbundene Stigmatisierung bewusst machen und bekämpfen“. Benn war früher ÖRK-Sekretär für Gesundheit und Heilen.

Große Skepsis gegenüber westlichen Medizinern

Auch evangelikale Hilfsorganisationen machen auf die Bedeutung der religiösen Traditionen bei der Ebola-Bekämpfung aufmerksam. „Die Unwissenheit und die Skepsis gegenüber westlichen Medizinern ist sehr groߓ, erklärte Reinhard Scheumann, Leiter für internationale Projekte des christlichen Hilfswerks „Geschenke der Hoffnung“ (Berlin). Es arbeitet eng mit der internationalen Organisation „Samaritan’s Purse“ (Geldbeutel des Samariters) zusammen. Sie hat Anfang Oktober 100 Tonnen Hilfsgüter auf dem Luftweg nach Liberia gebracht. Dabei handelt es sich vor allem um Schutzkleidung und Desinfektionsmittel. Außerdem wurden 80.000 Gemeindemitarbeiter ausgebildet, die vor Ort Aufklärungsarbeit leisten sollen. Dazu dienen auch Radiosendungen, Handzettel und Plakate.

Mehr als 3.800 Todesopfer

In den hauptsächlich betroffenen Ländern Guinea, Sierra Leone und Liberia hat Ebola inzwischen mehr als 3.800 Todesopfer gefordert. Über 7.400 Erkrankungen wurden gemeldet; die Dunkelziffer liegt aber sehr viel höher. Inzwischen sind auch in Europa und Nordamerika Verdachtsfälle aufgetreten. In Mazedonien ist ein Brite an Ebola gestorben. In der tschechischen Hauptstadt Prag wurde ein 56-jähriger Mann, der sich in Liberia aufgehalten hatte, wegen Ebola-Symptomen unter Quarantäne gestellt. In Spanien kämpft eine infizierte Krankenschwester um das Überleben. Sie hatte einen katholischen Missionar gepflegt, der an Ebola gestorben ist. Nach Leipzig wurde ein infizierter UN-Mitarbeiter ausgeflogen, der sich in einem kritischen Zustand befindet.

Ebola-Patient in den USA gestorben

In den USA sind zwei evangelikale Entwicklungshelfer, die sich in Liberia mit Ebola angesteckt hatten, erfolgreich behandelt worden: der Arzt Kent Brantly und die Krankenschwester Nancy Writebol. Ein weiterer Mann, Thomas Eric Duncan, ist jedoch am 8. Oktober in Dallas (Texas) gestorben. In einem baptistischen Trauergottesdienst beteten die rund 150 Teilnehmer auch für die Verlobte des 42-Jährigen, Louise Troh, die sich mit ihrem 13-jährigen Sohn und zwei Neffen in Quarantäne befindet.

Ebolaerkrankter Kent Brantly wurde geheilt, sein Statement nach Krankenhausentlassung - Ebola Patient Dr. Kent Brantly Says ´God Saved My Life´



© 2014 www.kath.net