Kardinal Filoni über IS-Terror: 'Wirklich teuflische Dinge'

19. September 2014 in Weltkirche


IS-Terrormiliz baut in ihrem Machtbereich im nördlichen Irak ein totalitäres System auf


Rom-Erbil (kath.net/KAP) Als "wirklich teuflische Dinge" hat Kardinal Fernando Filoni, Präfekt der vatikanischen Missionskongregation und früherer Nuntius in Bagdad, die Enthauptungen westlicher Geiseln durch Terroristen des "Islamischen Staats" (IS) im Irak bezeichnet. "Niemand darf im Namen Gottes so etwas tun", so der Kurienkardinal, der kürzlich als Sondergesandter von Papst Franziskus Flüchtlinge im Nordirak besucht hatte, gegenüber CNN.

Filoni wollte sich nicht darauf einlassen, dass man jetzt "Krieg" gegen die IS-Terrormiliz führen müsse. "Der Papst hat oft Nein zum Krieg gesagt", so der Präfekt, und weiter: "Wir reden hier nicht über Krieg, sondern über etwas anderes". Es gehe um die "Verteidigung von Menschen, die in Not sind". Gut ausgerüstete Terroristen seien im Irak über unbewaffnete "einfache Bauern, Familien und Dorfbewohner" hergefallen. "Da ist es unsere erste Pflicht, diese Menschen zu verteidigen, aus menschenrechtlichen Gründen, um des Heils der Menschheit willen".

Kurdische Politiker hätten ihm gegenüber bei seinem Irak-Besuch angegeben, sie bräuchten lediglich Ausrüstung, nicht etwa ausländische Soldaten, um sich selbst zu verteidigen. Filoni dazu: "Natürlich hat als erstes die irakische Regierung die Pflicht, die Menschen zu verteidigen. Aber wenn sie dazu nicht imstande ist und sich die Menschen selbst nicht verteidigen können, dann muss jemand anderes diese Aufgabe übernehmen."

Mittlerweile festigt der IS im Irak sein totalitäres System, wobei vieles nach Ansicht von Beobachtern darauf hindeutet, dass "Konvertiten" aus dem europäischen Raum am Werk sind, wie die Stiftung "Pro Oriente" berichtet. Nach Angaben der Internet-Agentur "ankawa.com" haben IS-Funktionäre angeordnet, dass in ihrem Einflussbereich in Mosul und in der Ninive-Ebene jeder Hinweis auf das Christentum in der schulischen Erziehung zu unterbleiben habe, was indirekt als Hinweis betrachtet wird, dass es im IS-kontrollierten Gebiet nach wie vor Christen gibt. Außerdem müssen alle Schulen, die christliche Namen tragen, umbenannt werden; ebenso wurde der Unterricht in aramäischer Sprache - der Sprache der Christen im mesopotamischen Raum - untersagt.

Laut "ankawa.com" zielen die Maßnahmen der IS-Leute darauf ab, in ihrem Einflussbereich alle Spuren von kulturellem und religiösem Pluralismus zu tilgen und die Schulen in "Propaganda-Instrumente für den dschihadistischen Wahn" zu verwandeln.

Erst im Februar hatte das irakische Bildungsministerium angeordnet, dass in 152 öffentlichen Schulen der Provinzen Bagdad, Ninive und Kirkuk (mit mehr als 20.000 Schülerinnen und Schülern) christlicher Religionsunterricht und aramäischer Sprachunterricht eingeführt werden sollen. Die Maßnahme war als Pilotprojekt gedacht und sollte später auf weitere Gebiete ausgedehnt werden.

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