Zahl der Katholiken in Nordeuropa steigt rasant

14. September 2014 in Chronik


Dabei nimmt auch die Anzahl der Übertritte deutlich zu. «Die ehemaligen lutherischen Staatskirchen sind in der Krise. Der Einfluss von gewählten Regierungen auf Glaubensfragen irritiert viele evangelische Christen»


Hamburg (kath.net/KNA) Die Zahl der Katholiken in Skandinavien steigt nach Angaben der Nordischen Bischofskonferenz seit Jahren rasant. In Dänemark, Norwegen, Schweden, Finnland und Island seien rund 330.000 Gemeindemitglieder registriert, sagte die Generalsekretärin der Nordischen Bischofskonferenz, Schwester Anna Mirijam Kaschner, am Mittwochabend in Hamburg. «In einigen unserer Bistümer haben sich die Katholikenzahlen verdrei- oder sogar vervierfacht.» Tatsächlich müsse sogar von gut 600.000 Katholiken ausgegangen werden, weil viele Migranten nicht von den Gemeinden erfasst würden, sagte Kaschner beim Medienempfang des Erzbistums Hamburg.

Den größten Anteil der in Nordeuropa lebenden Katholiken stellten Arbeitsmigranten aus Polen, Kroatien, Litauen, von den Philippinen und aus Vietnam. Auch die Anzahl der Übertritte nimmt demnach deutlich zu. «Die ehemaligen lutherischen Staatskirchen sind in der Krise. Der Einfluss von gewählten Regierungen auf Glaubensfragen irritiert viele evangelische Christen», so Schwester Mirijam. «Sie suchen nach einer tieferen Spiritualität, einer klareren Liturgie und einer Orientierung in Glaubensaussagen und finden auf diese Weise den Weg in die Katholische Kirche.»

Trotz der Steigerungen seien Katholiken in der Region eine Minderheit, sagte die Ordensfrau. «Wer in den nordischen Ländern die katholische Kirche erlebt, erlebt die Weltkirche mit ihrer babylonischen Sprachenvielfalt von Menschen aus mehr als 70 Nationen. Hier ist jeden Sonntag Pfingsten.»

Für das kirchliche Leben seien moderne Kommunikationsmittel wie Smartphones und Tablets eine große Hilfe, etwa um die Messtexte in der Muttersprache mitbeten zu können. Wer wegen der großen Entfernungen nicht wöchentlich die Messe besuchen kann, könne den Gottesdienst per Livestreaming verfolgen. Auch Erstkommunion- und Firmunterricht finden oft über das Internet statt. Nur Seelsorge funktioniere so nicht, sagte Kaschner: «Die Priester fahren im Jahr nicht selten 150.000 Kilometer, um die Sakramente zu spenden. Die große Entfernung macht die Betreuung der Gemeindemitglieder extrem schwer.»

Die größte Herausforderung sei jedoch die Finanzierung. «Wir sind eine arme Kirche in reichen Ländern», so die Generalsekretärin. Viele Einwanderer könnten die freiwillige Kirchensteuer nicht entrichten. Die Unterstützung aus Deutschland für die Katholiken in Nordeuropa habe daher einen entscheidenden Anteil am praktischen Gemeindeleben.

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