Fulton Sheens Seligsprechung liegt nach Streit auf Eis

8. September 2014 in Chronik


Das Erzbistum New York und die Diözese Peoria streiten um das Recht der Exhumierung und der Reliquienentnahme. Von Petra Lorleberg


New York (kath.net/pl) Zwischen zwei US-amerikanischen Diözesen ist ein öffentlicher Streit um die sterblichen Überreste des bekannten US-amerikanischen Medienbischofs Fulton Sheen (1895-1979) und das Recht zur Exhumierung und damit verbundenen Reliquienentnahme entbrannt. Der Bischof von Peoria hatte das Erzbistum New York angefragt, den Leichnam Sheens für die vor der Seligsprechung durchzuführende Exhumation in seine Diözese überführen zu dürfen. Das Erzbistum New York lehnte ab. Sheen, der ab 1966 Bischof von Rochester gewesen war, ist in der Krypta der New Yorker Kathedrale St. Patrick bestattet.

Der Erzbischof von New York, Timothy Kardinal Dolan, wollte nach Angaben seiner Pressestelle „keine Zerstückelung der Überreste“ Sheens, doch sei es „sehr wahrscheinlich“, dass man bei einer Exhumierung durch das Erzbistum New York „einige Reliquien im Sarg vorhanden sein würden, welche man ohne Störung der Totenruhe achtungsvoll einsammeln könnte“, diese würde man dann bereitwillig weitergeben. Nach dieser Ablehnung gab das Bistum Peoria als Antragssteller dieses Seligsprechungsverfahrens bekannt: „Nach weiterer Diskussion mit Rom wurde entschieden, dass die Causa Sheen dem Historischen Archiv der Kongregation [für Selig- und Heiligsprechungen, Anm. d.Ü.] übergeben werden muss.“

„Es ist eine Schande für die Kirche“, äußerte Joan Cunningham, Nichte von Fulton Sheen, gegenüber „NBC News“ über die Anfrage der Diözese Peoria. Sheen „verbrachte einen Gutteil seines Lebens in New York. Er liebte New York und in seinem letzten Willen hatte er festgelegt, dass er in New York beerdigt sein will. Wir haben sehr stark den Eindruck, dass er in New York bleiben sollte“. Sie würde es nicht verstehen können, wenn man seine Wünsche nicht befolge. Um ihren Onkel seligzusprechen „muss man den Leichnam nicht wegfahren“. Möglicherweise habe „Bischof Jenky vergessen, was der Sinn des Ganzen ist. Es geht nicht darum, wo die Knochen sind. Er denkt, er holt ein kräftiges Zugpferd nach Peoria.“

Sheen war in New York gestorben, er ist in der Krypta der New Yorker St. Patricks-Kathedrale beigesetzt, also in genau jener Kirche, in der er 1951 zum Bischof geweiht worden war. 2012 erkannte Papst Benedikt XVI. den heroischen Tugendgrad von Fulton Sheen an.

Das Seligsprechungsverfahren wird allerdings von seiner Heimatdiözese Peoria betrieben, in welcher er 1919 die Priesterweihe empfangen hatte. Dazu ist anzumerken, dass es allgemein zeit- und kostenintensiv ist, eine Seligsprechung voranzutreiben und die Diözese Peoria hier vermutlich keine Ausnahme darstellt. Die Diözese Peoria betreibt auch die größte Nachlasssammlung des Erzbischofs, weitere Museen befinden sich in New York und in Sheen Geburtsort El Paso/Illinois.

Dolans Vorgänger hatte sich nach Angabe des Bistums Peoria an der Seligsprechung Sheens uninteressiert gezeigt. In verschiedenen Stellungnahmen teilte die Diözese Peoria mit, dass Bischof Jenky vom Erzbistum New York mehrfach zugesichert worden sei, dass der Transfer des Leichnams zur gegebenen Zeit stattfinden werde. „Der New Yorker Gesinnungswandel fand statt, als die Causa bereits ein signifikantes Stadium erreicht hatte.“ Die Diözese Peoria versucht seit dem Jahr 2005, die Überreste Sheen zu sich zu holen, nach ihren Angaben sei sie dabei bisher nicht auf nennenswerten Widerspruch aus New York gestoßen.

Kardinal Dolan sagte seinerseits im Interview mit „Crux“, einer neuen Website des „Boston Globe“ für katholische Nachrichten, zu John Allen: „Ich teile die Erwartung und Hoffnung von Bischof Jenky, so schnell wie möglich vorwärts zu gehen und ich bin sehr dankbar für all die Arbeit, die Peoria gemacht hat.“ Mit Peoria habe es „einige Streitfragen“ darüber gegeben, „was mit Erzbischofs Sheens Überresten geschehen sollte und welche Reliquien man teilen könnte“. Er fühle sich verpflichtet, alles zu tun, „was in Übereinstimmung mit Sheens eigenen Wünschen, den Wünschen seiner Familie und den Anweisungen, die wir von der Kongregation für die Heiligsprechungen bekommen“, getan werden könne. „Unter dem Strich bedeutet dies, dass wir diese Causa so schnell wie möglich vorwärts bekommen wollen und ich dachte, ich hätte diese Information an Peoria und die Kongregation sachgemäß weitergegeben.“ „Ich vermute, dass mein nächster Schritt ein offizieller Brief an Bischof Jenky und die Kongregation sein wird, mit dem Inhalt, dass wir uns geehrt fühlen würden, wenn wir die Causa übernehmen dürften, falls dies sinnvoll zu sein scheint.“

Vor diesen Streitigkeiten schien die Seligsprechung nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Das Wunder – die Heilung eines leblosen Neugeborenen – war vom Vatikan bereits im Juni anerkannt worden, kath.net hat berichtet. Wie lange die Seligsprechung Sheens auf Eis liegen wird, lässt sich momentan nicht vorhersagen.

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