Weltkirchenrat fordert entschlossenes Vorgehen gegen IS

4. September 2014 in Aktuelles


„Die aggressiven militärischen Fähigkeiten von IS zu neutralisieren und ihre vergiftende Ideologie zu entwurzeln, sollte von höchster Bedeutung für die internationale Gemeinschaft sein“ - Sondertribunal für Verbrechen der islamischen Terroristen


Genf/Erbil (kath.net/idea) Die unvorstellbare Grausamkeit der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) lässt Christen und Kirchen in aller Welt nach einem entschlosseneren Vorgehen gegen die Organisation rufen. „Die aggressiven militärischen Fähigkeiten von IS zu neutralisieren und ihre vergiftende Ideologie zu entwurzeln, sollte von höchster Bedeutung für die internationale Gemeinschaft sein“, heißt es in einem Appell des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) an den Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen. Der Weltkirchenrat fordert ein Austrocknen der Finanzquellen von IS sowie ein Sondertribunal für dessen Kriegsverbrechen im Irak und in Syrien. Das straffreie Morden von Christen, Jesiden, gemäßigten Muslimen und anderen müsse ein Ende haben. Der ÖRK – Dachverband von 345 evangelischen, orthodoxen und anglikanischen Kirchen mit mehr als 500 Millionen Mitgliedern – verweist darauf, dass IS-Kämpfer christliche Frauen und Mädchen in Käfige sperren und als Sklavinnen halten. Wie es in Berichten aus der von IS eroberten christlichen Stadt Karkosch heißt, werden dort Kinder systematisch geköpft.
Einige Christen greifen zu den Waffen

IS hat Im Norden Iraks rund eine halbe Million Menschen vertrieben und ein Kalifat ausgerufen, in dem die Gruppe das islamische Religionsgesetz, die Scharia, mit brutalsten Mitteln durchsetzt. Seit fast 2.000 Jahren leben Christen in dieser Region. Sie reagieren unterschiedlich auf den Terror. So rief der Patriarch der Apostolischen Katholisch-Assyrischen Kirche, Khaninia Dhinka, zu einem dreitägigen Beten und Fasten für die Verfolgten im Irak und Syrien auf.

Doch andere Christen sehen angesichts der verzweifelten Lage keinen anderen Ausweg, als selbst zu den Waffen zu greifen und gegen IS zu kämpfen. „Das Reden über Jesus und Frieden ist nicht genug“, sagte Henry Sarkis von der Assyrischen Patriotischen Partei dem US-Magazin National Geographic. Etwa 40 Christen hätten sich der kurdischen Peschmerga-Truppe angeschlossen. „Wir werden in unseren Häusern umgebracht – warum sollten wir uns nicht verteidigen? Wenn wir sterben, dann wenigstens in Würde“, so Sarkis.

IS droht mit Hinrichtung eines Friedensaktivisten

Ein neues Video der IS zeigt die Enthauptung des US-amerikanischen Journalisten Steven J. Sotloff, der sich seit etwa einem Jahr als Geisel in der Hand der Terrorgruppe befand. Der freie Journalist arbeitete unter anderem für die Zeitung „New York Times“. Er habe die arabische Welt geliebt, erklärte die Korrespondentin der Zeitung im Jemen, Laura Kasinof. Mitte August hatten die IS-Terroristen bereits ein Video mit der Hinrichtung des US-amerikanischen Fotojournalisten James Foley veröffentlicht.

Der Scharfrichter drohte jetzt den USA erneut mit weiterer Vergeltung für Militärangriffe auf IS im Irak. Bei dem Täter soll es sich nach Erkenntnissen britischer Geheimdienste um den Engländer Abdel-Majed Abdel Bary handeln, der sich im vorigen Jahr den islamischen Terroristen angeschlossen habe. Er drohte jetzt die Hinrichtung einer britischen Geisel an. Der Friedensaktivist David Cawthorne Haines wurde Anfang 2013 in Syrien entführt. Er arbeitete früher unter anderem für die internationale Organisation Nonviolent Peaceforce (Gewaltlose Friedensmacht) mit Sitz in Brüssel.


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