Islamgesetz: IS-Terror drängt zu Klärungen auch in Österreich

21. August 2014 in Österreich


"Pro Oriente" will deutliche Islam-Äußerungen zur Christenverfolgung - Präsident Marte: Islamgesetz-Novelle verlangt "eindeutige Übersetzung der Glaubensgrundlagen des Islam"


Wien (kath.net/KAP) Der Terror der IS-Miliz im Irak drängt zur Klärung offener Fragen im Blick auf den Islam auch in Österreich. Das hat der Präsident der Stiftung "Pro Oriente", Johann Marte, am Mittwoch in einer Aussendung betont. So sei gerade im Blick auf das gegenwärtig in Überarbeitung befindliche Islamgesetz eine Klärung der Auslegung der Heiligen Schriften des Islam dringend geboten, berufen sich doch IS-Terroristen wie gemäßigte Muslime jeweils auf die Autorität der schriftlichen Quellen. Damit ein neues Islamgesetz in Österreich tragfähig werden kann, brauche es daher eine eindeutige Übersetzung der Glaubensgrundlagen des Islam, mahnte der "Pro Oriente"-Präsident.

Zugleich rief Marte islamische Autoritäten zu einer deutlichen Distanzierung vom IS-Terror auf. Zwar sei es "erfreulich, dass sich einzelne muslimische Verantwortungsträger für die Christen im Nahen Osten eingesetzt haben", so Marte; das Ausmaß der Verfolgung der Christen, das inzwischen im gesamten Nahen Osten erreicht sei, mache jedoch eine "noch eindeutigere Verurteilung durch maßgebliche religiöse und säkulare Autoritäten der islamischen Welt" nötig, "um nicht den Verdacht zu nähren, dass sich die IS-Leute auf eine "mehr oder minder offizielle Auslegung der heiligen Schriften des Islam berufen können".

Es brauche eine "entschiedene Stellungnahme" ähnlich jener des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog, der vor knapp einer Woche den IS-Terror mit deutlichen Worten verurteilt hatte. Es dürfe nicht sein, so Marte, "dass angesichts von Untaten wie massenhafte Vertreibungen, Enthauptungen, Kreuzigungen, Auferlegung von erniedrigenden Steuern wie der Sondersteuer 'Dschizya' und der Zerstörung und Entheiligung von christlichen Heiligtümern zur Tagesordnung übergegangen wird." Das Vorgehen der IS-Milizen erinnere ihn an die "Vertreibung und Vernichtung von armenischen und syrischen Christen vor 100 Jahren", so Marte. Die IS-Milizen müssten daher zur Verantwortung gezogen und "drastisch bestraft" werden.

Zuletzt hatte Außenminister Sebastian Kurz Mitte Juli eine zügige Umsetzung eines neuen Islamgesetzes angekündigt. Eine Novellierung ist notwendig, da das alte Islamgesetz aus dem Jahr 1912 der Komplexität der Situation des Islam in Österreich heute nicht mehr gerecht wird. Im März waren bereits erste Eckpunkte eines neuen Gesetzes publik geworden. Geregelt werden sollen darin u.a. der "Anwendungsvorrang des staatlichen Rechts" vor dem islamischen Recht, der Religionsunterricht sowie Fragen der Bestattung, der Seelsorge allgemein, der islamischen Feiertage und der Imame-Ausbildung. Die geplante Novellierung des Islamgesetzes soll noch heuer abgeschlossen werden.

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