Wake up!

19. August 2014 in Weltkirche


Papst Franziskus: stoppt die Terroristen, aber nicht mit Krieg. Was tun im 'Dritten Weltkrieg in Folgen'? Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Papst Franziskus ist aus Korea zurückgekehrt, und wieder hatte er sich auf seinem Rückflug ausführlich mit den mitfliegenden Journalisten unterhalten. Eines der wichtigsten Themen, die dabei angeschnitten wurden, war die Situation im Irak und in Kurdistan. Der Papst bekundete seine Bereitschaft, nach Kurdistan zu reisen, wenn dies für die Situation Nutzen bringt, was noch abgeklärt werden muss.

Eindringlich unterstrich Franziskus die Notwendigkeit, die Terroristen zu "stoppen". Dies sei gerechtfertigt: "Ich unterstreiche das Wort 'stoppen'. Ich sage nicht bombardieren, Krieg führen, ich sage 'stoppen', und das aus einigen Gründen. Was heißt es, dass sie gestoppt werden müssen? Das muss untersucht werden. Den ungerechten Aggressor stoppen: das ist legitim".

"Was heißt es, dass sie gestoppt werden müssen?" - das ist die große Frage, die seit gestern Abend im Raum steht und zu der der Papst einige klärende Worte bereit hatte, in denen nicht zuletzt Lehren sichtbar waren, die aus der Geschichte der letzten zwanzig Jahre zu ziehen sind. "Stoppen", nicht "automatisch bombardieren", denn: "mit der Entschuldigung, den ungerechten Aggressor zu stoppen, haben sich die Mächte Volker untertan gemacht und einen wahren Eroberungskrieg geführt". Somit ist für den Papst ein militärisches Eingreifen nicht ausgeschlossen. Dieses darf aber nicht von einem allein beschlossen werden. Franziskus rief die Vereinten Nationen aufs Parket als die Institution, die Maßnahmen untersuchen und dann beschließen muss.

Der Papst ließ seine Sorge darüber erkennen, dass - wie in der Vergangenheit - die Vereinigten Staaten allein die Initiative ergreifen und entscheiden, was dann zu einem "hot war" führen würde, dessen Folgen in der bereits tragischen Lage nicht abzuschätzen wären. Im Moment jedoch ist das Gegenteil der Fall. Die Vereinigten Staaten und Präsident Obama ließen vor allem eine große Trägheit und Unlust erkennen, als der sogenannte IS ("Islamische Staat") seine volkermörderische Christensäuberung im Land in Gang brachte und realisierte.

Eindringlich hatte Franziskus daher mehrmals das Eingreifen der internationalen Gemeinschaft gefordert. Auch der persönliche päpstliche Sondergesandte im Irak, Ferdinando Kardinal Filoni, forderte dies dringlich, bevor es für die religiösen Minderheiten im Land zu spät ist. Der Kardinal wandte sich direkt an die Vereinten Nationen, aber auch in New York scheinen Unlust und Schläfrigkeit vorzuherrschen, was den Eindruck einer Ohnmacht aufdrängt.

"Wake up and go ahead!" hatte Franziskus der Jugend Asiens an Mariä Himmelfahrt beim Heiligtum von Solmoe zugerufen. Dasselbe ruft er der Welt zu, einer Welt, die sich durch Immer großer werdendes Leid und durch immer hässlichere Grausamkeit und Unmenschlichkeit auszeichnet, einer Welt, die für den Papst mitten im Dritten Weltkrieg steht, überall, einem Weltkrieg in Folgen, der sozusagen Stück für Stück geführt wird.

Wie also die Massaker "stoppen"? Viele Fragen kommen auf, wenn man weiß, dass den islamistischen Jihadisten von IS 2,4 Milliarden Dollar zu Verfügung stehen, dass sie mit besten Waffen ausgerüstet sind, dass sie weltweit vernetzt sind, dass es jemanden gibt, der ihnen diese Waffen verkauft. "Wer sind diese Waffenhändler? Wer verdient am Tod und am Leid anderer?", hatte Franziskus bereits in der Vergangenheit gefragt. Und auch der Nuntius bei der UNO in Genf, Erzbischof Silvano Tomasi, hatte die Notwendigkeit betont, die Geldflüsse zu stoppen, die sich über die islamistischen Terroristen des "Kalifats" vor allem aus den Golfländern ergießen. Aber auch dies kann nicht die alleinige Lösung sein, da die Islamisten international vernetzt und, wie die jüngste Vergangenheit gezeigt hat, bereit und fähig sind, Eroberungsfeldzüge zu führen, Menschen zu versklaven, sich selbst zu versorgen.

Es muss der Welt klar werden, dass der islamistische Jihadismus kein lokales Phänomen ist, sondern quer durch den Nahen Osten, Afrika, Asien bis hin nach Europa geht, "Weltkrieg in Folgen" mit dem dramatischen Wort des Papstes. Umso mehr müssen die Vereinten Nationen sich ihrer Verantwortung bewusst werden. "Wake up!", bevor sich eine der Folgen des Weltkrieges im eigenen Land abspielt.


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